Vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren Kommt die Komplizin von Marc Dutroux frei?

Brüssel (RPO). Die Komplizin und Ex-Frau des belgischen Kinderschänders Marc Dutroux, Michelle Martin, kann vorzeitig aus dem Gefängnis freikommen. Generalstaatsanwalt Claude Michaux sagte am Dienstag in Mons, er fechte die entsprechende Gerichtsentscheidung nicht an, obwohl er sie nicht teile. Die bevorstehende Freilassung in einem der spektakulärsten Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte erhitzte in Belgien die Gemüter.

Eine Gerichtskammer im wallonischen Mons hatte am Montag geurteilt, dass Martin nach rund 15 Jahren Haft vorzeitig entlassen werden darf. Diese Entscheidung weise keine formalen Fehler auf, sagte Staatsanwalt Michaux bei einer Pressekonferenz am Dienstag; nur dann aber hätte er eine Handhabe für die Anfechtung des Urteils gehabt. "Obwohl ich mit der Entscheidung nicht einverstanden bin, habe ich mich also entschlossen, keine Revision einzulegen", sagte Michaux.

Damit kann Martin freigelassen werden sobald die Umsetzung eines Resozialisierungsplan gewährleistet ist. Belgiens Justizminister Stefaan De Clerck hatte am Dienstagmorgen gesagt, Martin wolle sich in ein französisches Kloster zurückziehen. Dann müssten die französischen Behörden die Resozialisierung kontrollieren. Zunächst muss aber mit Frankreich über die Aufnahme verhandelt werden. Nach den Worten von Staatsanwalt Michaux wird dies voraussichtlich Wochen dauern.

Zu 30 Jahren Haft verurteilt

Martin war wie Dutroux im Sommer 1996 festgenommen worden. In dem Kriminalfall ging es um die Entführung, Gefangenschaft und Vergewaltigung von sechs Mädchen und jungen Frauen und um den Tod von dreien von ihnen.

Dutroux wurde schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt, Martin zu 30 Jahren Gefängnis. Ihr wurde vor allem angelastet, dass sie zwei der Opfer in einem Kellerverlies verhungern ließ. Martin, eine Lehrerin und Mutter dreier Kinder von Dutroux, hatte selbst die Tür versperrt, hinter der die beiden acht Jahre alten Mädchen starben, wie sie im Prozess aussagte.

Der Fall hatte nicht nur wegen der Grausamkeit der Taten, sondern auch durch Ermittlungspannen und Vorwürfe gegen die Behörden Schlagzeilen gemacht. Die bevorstehende Freilassung erhitzte in Belgien nun erneut die Gemüter, Bürger äußerten in den Medien Unverständnis und Empörung. Der Vater eines der Opfer sagte: "Es ist immerhin die Mörderin meines Mädchens. Fünfzehn Jahre, das kommt mir wenig vor. Man läßt irgendwo ein Monster ins Freie."

(AFP)
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