“Kinder gegen Geld“-Skandal Richter verurteilten Kinder zu Haftstrafen und kassierten dafür Provision

New York · Zwei US-Richter haben Kinder gegen die Zahlung von Schmiergeld ins Gefängnis gebracht und müssen dafür nun eine Millionenstrafe zahlen. Das Gericht sprach den fast 300 Opfern im Rahmen einer Zivilklage gegen die beide Richter mehr als 200 Millionen Dollar zu.

 Die Statue der Justitia (Symbolbild).

Die Statue der Justitia (Symbolbild).

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Kläger seien die tragischen Opfer eines Skandals im US-Staat Pennsylvania von epischem Ausmaß, schrieb Richter Christopher Conner zur Begründung.

Die beiden Beschuldigten schlossen mit ihren Befugnissen zunächst eine öffentlich betriebene Jugendstrafanstalt. Dann kassierten sie Zahlungen in Höhe von insgesamt 2,8 Millionen Dollar vom Erbauer und Miteigentümer zweier privater Gefängnisse, die gewinnorientiert arbeiten. Einer der beiden hatte den Vorsitz über das Jugendgericht inne und setzte eine Null-Toleranz-Politik durch, die garantierte, dass eine große Anzahl von Kindern in den beiden Haftanstalten untergebracht wurde. „Kinder gegen Geld“ wurde der Skandal in der Öffentlichkeit genannt.

Der Richter zeigte in seinem Vorgehen keine Gnade. Manche Kinder, deren Inhaftierung er anordnete, waren erst acht Jahre alt. Ihr Vergehen: kleine Diebstähle und Ähnliches. Oft wurden die Minderjährigen in Handschellen abgeführt und bekamen nicht einmal die Möglichkeit, sich von ihren Familien zu verabschieden.

Die beiden Richter hätten ihren Eid gebrochen und das öffentliche Vertrauen missbraucht, hieß es in der Urteilsbegründung vom Dienstag. Der Oberste Gerichtshof in Pennsylvania erklärte nach der Enthüllung ihrer Taten 4000 Verurteilungen von Jugendlichen für nichtig. Einer der Richter verbüßt eine Haftstrafe von 28 Jahren. Der andere, der zu mehr als 17 Jahren Haft verurteilt wurde, wurde 2020 wegen der Corona-Pandemie in den Hausarrest entlassen.

Ob die Opfer, die inzwischen volljährig sind, jemals etwas von dem ihnen zugesprochenen Schadenersatz sehen werden, ist unklar. Eine Anwältin der Kläger, Marsha Levick, sagte am Mittwoch, sie könne sich nicht vorstellen, dass genügend Geld vorhanden sei.

(felt/dpa)
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