Cleveland-Entführer Ariel Castro Kidnapper hat eine Tochter mit seiner Geisel

Cleveland · Der Geiselnehmer von Cleveland, Ariel Castro, ist der leibliche Vater der sechsjährigen Tochter einer der drei gekidnappten Frauen. Dies teilte die US-Ermittlungsbehörde am Freitag mit. Dem mutmaßlichen Kidnapper droht möglicherweise die Todesstrafe.

Bezirksstaatsanwalt Timothy McGinty teilte am Donnerstag mit, dass er neben dem Vorwurf der Entführung und Vergewaltigung zusätzliche Anklagen gegen Ariel Castro wegen vorsätzlichen Mordes, versuchten Mordes und Körperverletzung anstrebe. Er bezog sich dabei auf Vorwürfe, nach denen Castro zumindest eine seiner Gefangenen mehrere Male gewaltsam zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen haben soll, nachdem er sie vergewaltigt hatte.

Er werde "jeden Akt vorsätzlichen Mordes" untersuchen, den der Angeklagte "begangen hat, indem er... Schwangerschaften abbrach", sagte McGinty. Das Gesetz erlaube die Todesstrafe für Kriminelle, die im Zuge einer Entführung vorsätzlichen einen Mord begingen. Die drei Frauen - Amanda Berry, Gina DeJesus und Michelle Knight - waren am Montag nach etwa einem Jahrzehnt Gefangenschaft befreit worden. Bei ihnen war auch Berrys sechsjährige Tochter, sie war während der Gefangenschaft zur Welt gekommen.

Fünf Schwangerschaftsabbrüche

Es war die erste offizielle Bestätigung von Berichten, nach denen zumindest eine Frau in der Gefangenschaft eine oder vielleicht sogar mehrere von dem Entführer herbeigeführte Fehlgeburten erlitt. Mehrere Medien hatten unter Berufung auf Polizeiprotokolle nach ersten Vernehmungen der Frauen gemeldet, dass Ariel bei einer Entführten fünfmal einen Schwangerschaftsabbruch herbeigeführt haben soll - per Nahrungsentzug und mit Tritten in den Leib.

Die drei Frauen mussten sich jahrelang der absoluten Kontrolle ihres Peinigers beugen. In Castros Haus fand die Polizei Seile und Ketten, mit denen die Opfer gefesselt wurden, bestätigte der Polizeichef von Cleveland, Michael McGrath, der NBS-Nachrichtensendung "Today" am Freitag. Nur sehr selten hätten die Frauen das Haus verlassen und auf den Hof gehen dürfen.

Ein Cousin eines Opfers erzählte, die Frauen hätten zu jedem Jahrestag ihrer Entführungen einen Kuchen backen müssen. "Er feierte ihren Entführungstag als ihre neuen Geburtstage". Castro habe auf seinem 1400 Quadratmeter großen Anwesen eine "Folterkammer und ein privates Gefängnis mitten in unserer Stadt" gehabt, teilte Staatsanwalt McGinty mit.

Kritik an der Polizei

Knight war auch am Donnerstag noch im Krankenhaus, während ihre Leidensgefährtinnen am Mittwoch nach Hause zurückkehrten. Nach Angaben der "New York Times" wurden alle drei Frauen - damals Teenager - vom mutmaßlichen Täter auf derselben Straße in ein Auto gelockt.

Eine der Frauen sei mit einer Tochter Castros befreundet gewesen. Ihr Wiederauftauchen warf die Frage auf, ob die Polizei nach dem Verschwinden der Jugendlichen wirklich alles getan hatte, um sie zu finden - aber auch die Frage, warum die Frauen nicht schon früher versuchten, zu entkommen.

Psychologen, die verschiedene Entführungsfälle untersuchten, glauben, dass die Opfer häufig in eine Art "erlernte Hilflosigkeit" verfallen. Menschen, die viele Jahre sexuell missbraucht worden und Todesdrohungen ausgesetzt gewesen seien, entwickelten zwangsläufig komplizierte und ambivalente Gefühle ihrem Peiniger gegenüber, um zu überleben, sagte der Psychologe David A. Wolfe von der Universität von Toronto in der "New York Times" (Donnerstag).

Castro gab in einer ersten Vernehmung laut mehreren Medien als Tatmotiv an, dass er "sexsüchtig" sei. Er sei unfähig, seine Triebe zu kontrollieren, berichtete der lokale NBS-Kanal "WKYC". Seine Angehörigen wandten sich von ihm ab. "Ich bitte die Frauen und die Mädchen um Verzeihung für das Leid, das sie erlitten haben", sagte Castros Mutter unter Tränen einem "Today"-Reporter. Eine seiner Töchter sagte dem Fernsehsender CNN, rückblickend erklärten sich viele seltsame Verhaltensweisen Castros wie etwa die starke Sicherung seines Hauses. "Ich bin einfach nur angewidert."

(ap/dpa/nbe)
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