"Costa Concordia"-Kapitän weiter unter Druck Kapitän Schettino hatte schon 2010 einen Unfall

Rom · Der Kapitän des vor sechs Wochen vor der Toskana-Küste gekenterten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" hatte laut einem Zeitungsbericht schon im Jahr 2010 einen Unfall mit einem Luxus-Liner im Hafen von Warnemünde, weil er mit überhöhter Geschwindigkeit manövrierte. Zudem gibt es neue Berichte über angebliche Drogen-Partys an Bord.

Kapitän Schettino unterwegs in die Zelle
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Kapitän Francesco Schettino habe bei der Einfahrt in den Hafen von Warnemünde mit einer Geschwindigkeit von 7,7 bis 7,9 Knoten manövriert und dadurch Schäden am Kreuzfahrtschiff "Aida Blu" verursacht, zitierte die Tageszeitung italienischen "La Stampa" am Freitag aus einem Schreiben von Schettinos Arbeitgeber Costa Crociere.

Dem aus Ermittlungsakten zitierenden Bericht zufolge rechtfertigte sich der Kapitän damals in einer schriftlichen Antwort an die Reederei, er habe die Geschwindigkeitsbegrenzung in dem Hafen nicht gekannt und von den zuständigen deutschen Behörden keine Anzeige wegen eines Verstoßes erhalten. Der Unfall müsse "wahrscheinlich durch Begleitumstände" verursacht worden sein. Zum Zeitpunkt des Unfalls im Jahr 2010 war Schettino Kapitän der "Costa Atlantica".

Erst am Donnerstag hatte die italienische Zeitung über wilde Partys mit Alkohol- und Drogenkonsum auf Schiffen des Kreuzfahrtunternehmens Costa Crociere berichtet. "La Stampa" zitierte ein Besatzungsmitglied aus Unterlagen der Ermittlungen zur Havarie der "Costa Concordia": "Die Offiziere und Besatzungsmitglieder waren sehr oft betrunken. Wir haben uns auf den Partys oft gefragt: Wer würde das Schiff retten, wenn es einen Notfall gibt?"

Auch gab die zitierte Angestellte an, von einem Besatzungsmitglied sexuell belästigt worden zu sein, das "vollkommen auf Drogen" war. Eine Frau, die 2010 unter "Costa-Concordia"-Kapitän Francesco Schettino arbeitete, als dieser noch auf der "Costa Atlantica" eingesetzt war, sagte aus, sie habe "Korruption, Drogen und Prostitution" gesehen. "Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie Offiziere Kokain eingenommen haben."

Costa Crociere fährt nach eigenen Angaben einen strikten Anti-Drogen-Kurs und testet Besatzungsmitglieder regelmäßig auf Drogenmissbrauch. Ein Test, dem sich Schettino nach dem "Costa-Concordia"-Unglück unterziehen musste, zeigte, dass der Kapitän zum Unglückszeitpunkt keine Drogen zu sich genommen hatte. Es konnte aber ein früherer Kokain-Konsum nachgewiesen werden.

Die "Costa Concordia" war Mitte Januar vor der italienischen Toskana-Küste auf einen Felsen aufgelaufen und gekentert. Bei dem Unglück starben 32 Menschen. Gegen Schettino läuft ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung, Schiffbruchs und dem vorzeitigen Verlassen des Schiffs. Zudem wird gegen acht weitere mutmaßliche Verantwortliche ermittelt, unter ihnen drei Mitarbeiter von Costa Crociere.

Die Reederei geriet diese Woche wegen einer Havarie ihres Kreuzfahrtschiffes "Costa Allegra" im Indischen Ozean erneut in die Schlagzeilen. Das Schiff konnte nach einem Brand im Maschinenraum zu den Seychellen geschleppt werden, am Donnerstag gingen die mehr als 1000 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Land.

(AFP)
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