Syrien Kämpfe zwischen Deserteuren und Armee

Amman (RPO). In Syrien ist es Anwohnern zufolge erstmals zu schweren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und abtrünnigen Soldaten gekommen. Mindestens 1000 Deserteure und bewaffnete Bewohner kämpften am Mittwoch mit Einheiten von Präsident Baschar al-Assad um die Kontrolle der Protesthochburg Rastan.

August 2011: Syriens Regime greift Aktivisten in Hama an
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Die desertierten Soldaten haben sich in die 40.000-Einwohner-Stadt geflüchtet. "Das Problem ist, dass die Armeedeserteure keinen Platz haben, wo sie hingehen können. Es gibt für sie weder einen sicheren Ort noch Unterstützung von außerhalb", sagte ein Aktivist.

Nach Monaten überwiegend friedlicher Proteste gegen die Regierung hatten sich Soldaten geweigert, weiter auf Demonstranten zu schießen. Sie haben inzwischen Widerstandsbrigaden gegründet, deren Größe nicht bekannt ist.

Die syrische Regierung hatte in der Vergangenheit dementiert, dass es Fahnenflüchtige gibt. Soldaten, die Befehle nicht ausführen, riskieren erschossen zu werden. Der Großteil der bewaffneten Kräfte ist bislang loyal und wird eng durch die Geheimpolizei überwacht.

Rund 2700 Tote in den vergangenen Monaten

Syrische Soldaten hatten die Protesthochburg am Dienstag gestürmt. Nach Berichten von Einwohnern rückten Soldaten unterstützt von Dutzenden Panzern in die im Zentrum des Landes gelegene Stadt ein.

Zuvor hätten die Streitkräfte die Stadt zwei Tage lang abgeriegelt und mit Panzern und Kampfhubschraubern angegriffen, berichteten Einwohner. Viele Menschen in der Stadt hätten ihre Wohnungen und Häuser seit Tagen nicht verlassen.

Die Region um Rastan, das an einer strategisch wichtigen Straße zur türkischen Grenze liegt, hat sich in den vergangenen Wochen immer mehr zu einem Zentrum des Aufstands entwickelt. Wie in anderen Teilen des Landes verlangen die Menschen dort ein Ende der mehr als vier Jahrzehnte währenden Herrschaft der Präsidentenfamilie Assad.

Baschar al-Assad hat das militärische Vorgehen gegen seine Bevölkerung mit der Notwendigkeit begründet, vom Ausland angestachelten Terrorismus zu bekämpfen. Nach UN-Schätzungen kamen in den vergangenen Monaten rund 2700 Menschen ums Leben.

UN Sicherheitsrat berät über neue Syrien-Resolution

Im UN-Sicherheitsrat versuchen die Vertreter der Mitgliedsstaaten erneut, sich auf eine Resolution zur Verurteilung der Gewalt in Syrien zu einigen. Allerdings liegen die Ansichten zur Notwendigkeit von Sanktionen gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar Assad noch immer weit auseinander. Die europäischen Vertreter und Russland haben ihre jeweiligen Entwürfe überarbeitet. Am Mittwoch sollte der Sicherheitsrat darüber beraten.

Ein erster, von den USA unterstützter europäischer Resolutionsentwurf, der auch ein Waffenembargo und weitere Sanktionen vorsah, scheitere vor Monaten am Widerstand Russlands, Chinas, Indiens, Südafrikas und Brasiliens.

(RTR/AP)
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