Dramatische Szenen in Kabul Über Stacheldraht gereichtes Baby ist wieder beim Vater

Ein Video in den sozialen Netzwerken hat am Freitag weltweit Anteilnahme ausgelöst. Afghanen überreichten in Kabul ein Baby über eine Mauer an US-Soldaten. Jetzt schildert ein Pentagon-Sprecher weitere Hintergründe.

 Dieser Screenshot vom Video dokumentiert die Szene.

Dieser Screenshot vom Video dokumentiert die Szene.

Foto: AFP/OMAR HAIDIRI

Das Baby ist nach einer medizinischen Behandlung wieder bei seinem Vater. Pentagon-Sprecher John Kirby äußerte sich am Freitag zu dem Vorfall.

"Das Elternteil hat die Marineinfanteristen gebeten, sich um das Baby zu kümmern, weil das Baby krank war", sagte Kirby. Der US-Soldat habe das Kleinkind deswegen über die Mauer gezogen und zu einem norwegischen Krankenhaus auf dem Flughafengelände gebracht. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Soldat das Baby an einen anderen Soldaten weiterreicht.

"Sie haben das Kind behandelt und das Kind seinem Vater zurückgegeben", sagte Kirby. Er sprach von einem "Akt des Mitgefühls" der US-Soldaten. Wo sich das Baby und sein Vater inzwischen befinden, konnte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums nicht sagen. "Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind." Er wisse auch nicht, ob der Vater möglicherweise eine afghanische Ortskraft sei, die sich um ein Sondervisum für die USA bewerbe.

Ein weiteres Foto eines Babys im Arm eines norwegischen Soldaten an Bord eines Evakuierungsflugs aus Afghanistan hat in den sozialen Medien für Erschütterung gesorgt. Das Bild, das eine Korrespondentin des US-Senders CBS News am Samstag auf Twitter teilte, zeigt den in eine helle Decke eingewickelten Säugling auf dem Schoß eines Soldaten in voller Uniform. Ein Sprecher des norwegischen Militärs bestätigte dem Sender NRK die Echtheit des tausendfach geteilten Fotos, wollte aber keine weiteren Informationen geben.

Dem Norweger Terje Watterdal zufolge, der nach eigenen Angaben an Bord desselben Fliegers war, sollen etliche Kinder an Bord des Fluges ins georgische Tiflis gewesen sein. Auch er selbst habe zeitweise einen kleinen Jungen in den Armen gehabt, erzählte Watterdal dem Sender NRK. Die CBS-Journalistin schrieb auf Twitter ebenfalls von „einer großen Zahl an Kindern, von Babies bis hin zu Teenagern, die alleine reisten“. Etliche Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer zeigten sich erschüttert über die Szene und sprachen den Eltern des Kindes ihr Mitgefühl aus. Das norwegische Außenministerium wollte NRK zufolge keine weiteren Angaben zu den Menschen an Bord der Rettungsflüge machen, um deren Privatsphäre zu schützen.

Am Flughafen von Kabul spielen sich derzeit dramatische Szenen ab: Afghanen versuchen nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban verzweifelt, in den Flughafen und an Bord von Evakuierungsfliegern zu gelangen. Viele afghanische Ortskräfte der westlichen Truppen während des 20-jährigen Konflikts fürchten Racheakte der Taliban.

(felt/csi/AFP/dpa)
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