Erdbeben, Tsunami, Fukushima Japan — ein Jahr danach

Tokio · Fast ein Jahr ist es her, da suchten ein immenses Erdbeben, ein tödlicher Tsunami und ein Super-GAU im Atomkraft Fukushima die Menschen in Japan heim. Jetzt dokumentieren Fotografen mit eindrucksvollen Bildern, wie sehr das Unglück die Insel noch immer prägt.

2012: So sieht Japans Tsunami-Region heute aus
19 Bilder

2012: So sieht Japans Tsunami-Region heute aus

19 Bilder

Sie war bis zu 19 Meter hoch, die Flutwelle, die am 11. März 2011 die Küstenregion im Nordosten Japans überrollte. Und sie nahm alles mit sich: Autos, Schiffe, Häuser. Erst Tage nach der Katastrophe wird das gesamte Ausmaß deutlich. Schlamm und Schutt versperren Straßen und Brücken, viele Häuser sind einsturzgefährdet.

Und dann die zweite Schreckensnachricht: Das Atomkraftwerk Fukushima Daichi ist von dem Erdbeben schwer beschädigt worden, die Atomkatastrophe nimmt ihren Lauf und wird Japan und die Welt monatelang in Atem halten. Deutschland steigt eilig aus der Atomkraft aus,

Heute, nur wenige Tage vor dem ersten Jahrestag, bleibt die Bilanz des Doppel-Unglücks dramatisch: Noch immer werden tausende Menschen vermisst, mehr als eine Million Häuser wurden zerstört. Mehr als 320.000 Japaner leben nach wie vor in Notunterkünften. Im Januar waren Fotografen noch einmal in der am schwersten betroffenen Region unterwegs und haben Bilder gemacht von Orten, die im März 2011 den Schrecken der Katastrophe eindrucksvoll vermittelten.

Wo einst ein riesiges Boot mitten auf einem Dach landete, ist heute Ödland. Wo eine Mutter verzweifelt in einer Decke gehüllt nach ihrem Sohn sucht, steht sie heute mit ihm auf einer neu asphaltierten Straße. Wo nach dem Tsunami Menschen nur noch mit dem Boot durchkamen, fließt heute wieder der Verkehr. Es sind Dokumente der Zerstörung und des Wiederaufbaus.

23 Millionen Tonnen Schutt

Die Aufräumarbeiten im Katastrophengebiet von Japan sind aber noch lange nicht beendet. Wie die Regierung in Tokio erst kürzlich erklärte, sind erst fünf Prozent des Schuttes, den Erdbeben und Tsunami hinterließen, weggeräumt. 23 Millionen Tonnen Schutt sind es insgesamt. Ein Grund: Behörden im ganzen Land weigern sich, den Schutt aufzunehmen - aus Angst vor radioaktiver Belastung.

Diese Angst, sie hat Japan geprägt. In dem sonst so protestlosen Land gingen die Menschen plötzlich auf die Straße, demonstrierten gegen Atomkraft. Vor dem havarierten Kraftwerk, in dem es auch zur Kernschmelze kam, soll nun der Meeresboden mit einer Betondecke abgedichtet worden - auf einer Fläche so groß wie zehn Fußballfelder. Denn bei Messungen in der Bucht wurden noch immer "realtiv hohe Konzentrationen radioaktiver Stoffe im Meeresboden" festgestellt.

Auch senkt die Regierung voraussichtlich zum ersten April die Höchstwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln. Landwirte aus der Gegend um Fukushima fürchten, dass sie dann keine Lebensmittel mehr verkaufen können und pleite gehen. Nur ein Beispiel dafür, dass Japan wohl noch Jahre mit den Folgen der Katastrophe zu kämpfen hat.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort