Tsunami bringt meterhohe Wellen Japan bringt 320.000 Menschen in Sicherheit

Sendai (RPO). Aus Angst vor dem vom Erdbeben vor der Küste Chiles ausgelösen Tsunami sind am Wochenende in Japan mehr als 320.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Die bis zu 1,20 Meter hohen Tsunami-Wellen trafen etwa 24 Stunden nach dem Beben auf die gut 17.000 Kilometer entfernte Küste Japans. Tsunami-Warnungen wurden in weiten Teilen des Pazifiks ausgelöst, ein Überblick über die Schäden war am Sonntag noch nicht möglich.

Tödliche Wellen - die Gefahr von Tsunamis
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Foto: dpa/Wang Shen

Die höchsten Tsunami-Wellen wurden im Hafen der Stadt Kuji in der nördöstlichen japanischen Präfektur Iwate registriert. Betroffen waren zudem die Präfekturen Aomori und Miyagi im Norden von Honshu. Die Menschen versammelten sich in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. Dorthin wurden für die Nacht zu Montag Decken, Wasser und Nahrung gebracht.

Am Sonntagmorgen (Ortszeit) war zum ersten Mal seit 15 Jahren in Japan die höchstmögliche Warnstufe für einen Tsunami ausgerufen worden. Obwohl das Risiko später herabgestuft wurde, warnte die japanische Wetterbehörde vor weiteren und wesentlich höheren Wellen. Ministerpräsident Yukio Hatoyama rief die Bevölkerung deshalb zur Wachsamkeit auf. "Nähern Sie sich auf keinen Fall der Küste", sagte er in einer Fernsehansprache. "Wir müssen auf der Hut bleiben." In der Vergangenheit hätten auch Wellen von weniger als zwei Metern Höhe schwere Schäden angerichtet.

Aus der Küstenstadt Nemuro im Nordosten der Insel Hokkaido wurden mehrere kleinere Wellen zwischen zehn und 50 Zentimetern Höhe gemeldet. Der Hafen von Nemuro wurde überflutet, wie das japanische Fernsehen berichtete. Eine Sonde registrierte im Hafen von Otsuchi in Iwate offenbar Wellen mit bis zu 1,45 Metern Höhe.

Das japanische Verteidigungsministerium schickte Luftpatrouillen zur japanischen Pazifikküste. Auf zahlreichen Bahnstrecken entlang der Küste, die sich über 3000 Kilometer erstreckt, wurden die Verbindungen unterbrochen. Eine Autobahn zwischen Tokio und Nagoya im Zentrum des Landes wurde teilweise gesperrt.

Die Tsunami-Wellen waren durch das Erdbeben vor der chilenischen Pazifikküste ausgelöst worden, das sich am Samstag um 03.34 Ortszeit (07.34 Uhr MEZ) ereignete. Chile und Japan liegen beide am sogenannten Pazifischen Feuerring, dem größten Vulkangürtel der Welt, der fast die gesamte Pazifische Platte umschließt. Da hier mehrere Kontinentalplatten und ozeanische Platten aufeinandertreffen und diese in ständiger Bewegung sind, ist die Gefahr von Erdbeben besonders groß.

Das US-Tsunami-Warnzentrum gab Flutwellen-Alarm für 50 Länder und Regionen im Pazifik heraus. In Japan wurden damit Erinnerungen an das Jahr 1960 wach: Damals waren durch einen Tsunami an der japanischen Küste 140 Menschen getötet worden. Die Welle war seinerzeit durch ein Beben der Stärke 9,5 ebenfalls vor Chile ausgelöst worden - es war der weltweit stärkste Erdstoß, der jemals registriert wurde.

(AFP/fb)
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