Papstwahl beginnt am Dienstag Italienischer Kurienkardinal Re leitet Konklave

Berlin · Ein Mann, der selten ins Rampenlicht tritt, wird beim Konklave zur Wahl eines neuen Papsts die Fäden in der Hand halten. Als ranghöchster Kardinalbischof in der Wahlversammlung übernimmt der 79 Jahre alte Giovanni Battista Re deren Leitung. Am Dienstag soll die Wahl beginnen.

 Giovanni Battista Re wird ab Dienstag das Konklave im Vatikan leiten.

Giovanni Battista Re wird ab Dienstag das Konklave im Vatikan leiten.

Foto: afp, VINCENZO PINTO

Der eigentlich zuständige Kardinaldekan Angelo Sodano und auch dessen Stellvertreter, Kardinalsubdekan Roger Etchegaray, sind bereits weit über 80 Jahre alt und dürfen deswegen nicht mehr teilnehmen. Für Re, der eine unauffällige, aber steile Karriere in der römischen Kurie hinter sich hat, dürfte es die letzte große Aufgabe sein.

Der Italiener gilt im Vatikan seit Jahrzehnten als zuverlässiger Arbeiter in den unterschiedlichsten Positionen. Er wird zum konservativen Lager gezählt, tat sich aber nie mit seiner eigenen Meinung zu Kirchenthemen in der breiten Öffentlichkeit hervor. Bei der Papstwahl nach dem Tod Johannes Pauls II. im Jahr 2005 galt er als Kandidat für das Amt. Zuvor hatte er Spekulationen über einen Rücktritt des Polen als geschmacklos bezeichnet.

Das Konklave zur Wahl des neuen Papstes beginnt am Dienstag. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitagabend mit. Die achte Generalkongregation habe sich darauf geeinigt, dass die Kardinäle am Dienstagvormittag die Messe "Pro eligendo pontifice" im Petersdom feiern und sich nachmittags zu Wahl in die Sixtinische Kapelle begeben.

Am Konklave teilnehmen dürfen 115 Kardinäle, die das 80. Lebensjahr zu Beginn der Sedisvakanz noch nicht vollendet haben. Gegenwärtig sind dies zwar 117 Purpurträger; zwei von ihnen haben aber ihre Teilnahme abgesagt.

Die Abstimmung im Konklave erfolgt in drei Phasen:

Phase eins - die Vorstufe: Die päpstlichen Zeremoniäre verteilen je zwei oder drei Stimmzettel an jeden Kardinal. Unter den Papstwählern werden ausgelost: Drei Wahlhelfer, drei Infirmarii (Beauftragte) - sie sammeln die Stimmen von kranken Kardinälen ein, die in dem nahe der Sixtinischen Kapelle gelegenen Gästehaus Domus Santa Marta geblieben sind - und drei Wahlprüfer.

Der ausgegebene Stimmzettel muss rechteckig sein und sollte in der oberen Hälfte die gedruckten Worte "Eligo in Summum Pontificem" (Ich wähle den höchsten Pontifex) enthalten. Jeder Wähler schreibt in möglichst verstellter Schrift seinen Kandidaten auf den Zettel.
Während des Wahlganges selbst dürfen nur die wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle sein.

Phase zwei - der Wahlgang: Jeder Wähler bringt seinen ausgefüllten Stimmzettel - gemäß der Rangfolge der Kardinäle - mit erhobener Hand zum Altar, spricht die Eidesformel (jenen gewählt zu haben, der nach Gottes Willen gewählt werden sollte) und gibt den Wahlzettel in die auf dem Altar stehende Urne.

Für kranke Kardinäle, die in der Sixtinischen Kapelle sitzen und nicht zum Altar gehen können, geben die Wahlhelfer die Stimmzettel in die Urne. Die Voten von Kranken aus dem Domus Santa Marta bringen die Infirmarii dabei nach strengem Reglement in einer gesonderten Urne.

Die Wahlzettel in der Urne werden gemischt und gezählt. Wenn die Zahl der Stimmzettel nicht mit der Zahl der Wähler übereinstimmt, beginnt sofort ein neuer Wahlgang; stimmt die Zahl, erfolgt die öffentliche Auszählung. Zuletzt werden die Stimmzettel gelocht und mit einer Schnur verknotet.

Phase drei - der Wahlabschluss: Das Stimmergebnis wird bekanntgegeben, die Wahlprüfer kontrollieren die Arbeit der Wahlhelfer, sofort nach der Prüfung werden die Wahlzettel - sofern es keine Entscheidung gab - unter Beifügung von Chemikalien verbrannt. Der schwarze Rauch signalisiert der Außenwelt, dass es noch keinen neuen Papst gibt. Ist ein Papst gewählt, wird beim Verbrennen weißer Rauch erzeugt - und die Öffentlichkeit draußen kann erkennen, dass eine Entscheidung gefallen ist.

Zimmer werden vorbereitet

Im vatikanischen Gästehaus Santa Marta haben die Vorbereitungen für das Konklave begonnen. Der Vatikan veröffentlichte am Freitag ein Video, das die Herrichtung der Zimmer für die 115 wahlberechtigten Kardinäle zeigt. Während des Konklaves wohnen die Kardinäle streng abgeschirmt von der Außenwelt in dem Gästehaus hinter dem Petersdom. Sie dürfen nicht telefonieren, Zeitung lesen oder das Internet nutzen.

Wer sich aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Wahl in die Sixtinische Kapelle begeben kann, darf auch im Gästehaus seinen Stimmzettel abgeben. Dafür ist eine eigene Urne vorgesehen, mit der eigens beauftragte Kardinäle die Stimmzettel einsammeln.

Über die Verteilung der Zimmer während des Konklaves wird in der gegenwärtig tagenden Generalkongregation der Kardinäle per Los entschieden. Die Zimmer dürfen erst am Vorabend des Konklaves bezogen werden.

(dpa/KNA/AFP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort