Fünf Regionen im Norden betroffen Italien ruft wegen Dürre den Ausnahmezustand aus

Rom · Italien leidet seit Wochen unter einer ungewöhnlichen Hitzewelle. Nun hat die italienische Regierung wegen der Dürre den Ausnahmezustand ausgerufen. Auch andere Länder in Südeuropa leider unter dem Sommer.

Italien: Hitze und geringe Niederschläge führen zu Wetterextreme
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Ein Sommeranfang der klimatischen Extreme in „Bella Italia“

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Foto: dpa/Matias Basualdo

Wie die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi am Montag nach einer Kabinettssitzung mitteilte, gilt der Ausnahmezustand in den Regionen Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien, Lombardei, Piemont und Venetien bis zum Ende des Jahres. Die Regierung stellt den betroffenen Regionen zudem 36,5 Millionen Euro zur Bekämpfung der Wasserknappheit bereit.

Wie andere europäische Länder litt Italien in den vergangenen Wochen unter einer ungewöhnlichen Hitzewelle, gleichzeitig fehlte der Regen. Die landwirtschaftlich wichtige Po-Ebene in Norditalien erlebt die schlimmste Dürre seit 70 Jahren. Der Wasserstand im Fluss Po - der längste Strom Italiens - ging so weit zurück, dass an der Meermündung Salzwasser kilometerweit in das Flussbett drang. Laut dem größten Bauernverband des Landes, Coldiretti, bedroht die Trockenheit mehr als 30 Prozent der landesweiten Agrarproduktion und die Hälfte der Viehzucht in der Po-Ebene. Dort wird vor allem der Parmaschinken produziert.

Der Wasserspiegel des Lago Maggiore und des Gardasees liegen deutlich tiefer als sonst für diese Jahreszeit üblich. Auch der Tiber, der durch Rom fließt, führt Niedrigwasser. Städte wie Verona schränken wegen der Trockenheit bereits den Trinkwasserverbrauch ein.

Weitere Folge der Dürre: Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging deutlich zurück. Wasserkraftwerke gibt es vor allem in den Bergen im Norden des Landes. Sie liefern normalerweise fast ein Fünftel des in Italien benötigten Stroms. Auch andere Länder in Südeuropa leiden unter dem Sommer.

Dürre, Waldbrände und Trockenheit in Südeuropa

In Spanien herrscht bereits jetzt Wassermangel, weil die Trockenheit die Pegel vieler Stauseen sinken lässt. Die Stauseen seien inzwischen noch zu durchschnittlich 46 Prozent gefüllt - der niedrigste Stand seit Beginn der Erfassung vor 17 Jahren, berichtete am Dienstag die Zeitung „La Vanguardia“ unter Berufung auf das Ministerium für Ökologischen Wandel in Madrid.

Man rechne damit, dass das Niveau bis September weiter zurückgehe. Erst im Herbst sei eine Erholung zu erwarten. Es gebe allerdings zum Teil große regionale Unterschiede. In einigen Regionen lägen die Pegelstände sogar über dem langjährigen Schnitt. Schlimm sei die Lage aber derzeit im Guadalquivir-Becken im Süden sowie im Guadiana-Becken im Zentrum und Südwesten Spaniens.

Trinkwasser-Rationierungen würden vorerst nicht erwogen, schrieb „La Vanguardia“ unter Berufung auf die Behörden. Der Wassermangel ziehe aber bereits die Land- und Viehwirtschaft, die Flussschifffahrt und den Tourismus in Mitleidenschaft, berichtete der staatliche spanische Fernsehsender RTVE. Einige Kommunen und Ferienhausbesitzer hätten ihre Schwimmbecken nicht gefüllt, um freiwillig Wasser zu sparen.

In Portugal spricht man unterdessen von der schlimmsten Dürre der vergangenen 20 Jahre. Nach dem heißesten Mai seit 1931 leidet nach jüngsten Angaben des portugiesischen Instituts für Meer und Atmosphäre (IPMA) derzeit über 97 Prozent des Territoriums unter schwerer Trockenheit. Die Regierung in Lissabon führt deshalb Kampagnen zur effizienteren Nutzung von Wasser durch.

 In Italien sind viele Flüsse ganz oder zum Teil ausgetrocknet, wie hier in Boretto.

In Italien sind viele Flüsse ganz oder zum Teil ausgetrocknet, wie hier in Boretto.

Foto: dpa/Luca Bruno

Griechenland hingegen hat bisher keine akuten Probleme mit der Wasserversorgung - die Reservoire sind voll, wie es bei den staatlichen Wasserwerken heißt. Trotzdem fürchten die Menschen, dass es auch diesen Sommer wieder schlimme Waldbrände geben wird, nachdem im vergangenen Jahr Zehntausende Hektar Wald den Flammen zum Opfer gefallen sind. Allein in den vergangenen sieben Tagen zählte die griechische Feuerwehr 311 Waldbrände. In der Nacht zum Dienstag kämpften Hunderte Feuerwehrleute und Freiwillige an drei großen Feuerfronten, unter anderem auf der Halbinsel Peloponnes und in Mittelgriechenland. Die Brandgefahr sei wegen der anhaltenden Trockenheit weiterhin hoch, warnte ein Sprecher der Feuerwehr, man sei in Alarmbereitschaft.

(ahar/mzu/AFP/dpa)
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