Vermeintlicher Diktator wandelt durch Fußgängerzone Ist das wirklich Kim Jong Un in Hongkong?

Hongkong · Ganz gemütlich marschiert der Mann im blauen Anzug und der Nordkorea-Anstecknadel durch die Fußgängerpassage. Erstaunt drehen sich die Menschen nach ihm um. So mancher scheint sich zu fragen: Was macht Kim Jong-Un ausgerechnet in Hongkong? Doch irgendetwas stimmt dann doch nicht mit dem vermeintlichen Diktator...

Kim-Jong-Un-Double in Nordkorea
15 Bilder

Kim-Jong-Un-Double in Nordkorea

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Er hat sie drauf, die Gestik und Mimik des nordkoreanischen Diktators. Er trägt den gleichen Anzug, er trägt die gleiche Frisur. Und doch ist etwas anders: Schlanker ist der Mann, auch größer. Und so registrieren die Passanten in Hongkong dann auf den zweiten Blick den Schwindel. Wer da gerade an ihnen vorbeiläuft, ist nicht etwa Kim Jong Un, sondern sein Doppelgänger.

Schnell wird er in der Riesen-Stadt zur Attraktion, Touristen und Heimische wollen sich unbedingt mit dem vermeintlichen Diktator fotografieren lassen. Der Mann hinter der Maskerade ist der in Hongkong geborene Australier Howard und nennt nur seinen Vornamen. Normalerweise ist er Musiker, "Kim ist nur ein Hobby von mir", zitiert ihn die Schweizer Zeitung "20 Minuten". Und er könne seine zwei Leben prima voneinander trennen.

"Die Leute erkennen mich nur als Kim, wenn ich genauso gekleidet bin wie er und auch die gleiche Frisur habe." Entsprechend ließ er sich auch in Hongkong erst einmal ein paar Stunden "verschönern", um auch genauso auszusehen wie der nordkoreanische Machthaber.

Werbung für eine Burgerkette

Begonnen hat sein Leben als Doppelgänger im April, als er zum Spaß ein Foto auf Facebook postete, auf dem er aussah wie Kim Jong Il. Der Grund dafür: Als Kim Jong Un als Nachfolger seines Vaters der Öffentlichkeit präsentiert wurde, wiesen ihn seine Freunde auf die Ähnlichkeit zu dem Nordkoreaner hin. Prompt postete er das Foto. "Daher dachte ich, vielleicht kann ich davon profitieren; und jeder kennt die Schlechten", sagte er der "South China Morning Post".

Nach dem Facebook-Foto ging dann alles recht schnell, das Bild verbreitete sich online, und eine israelische Burgerkette wurde auf Howard aufmerksam. Für diese trat er schließlich als Werbefigur Kim Jong Un auf und bekommt nun so manches Angebot. "Wann immer ich in diesen Anzug steige, das Make-up auflege und das Haar zurückkämme, sind die Reaktionen verrückt", zitiert ihn der britische "Telegraph". "Die Menschen erwarten nicht, dass dieser berühmte Diktator durch die Straßen ihrer Stadt läuft."

Er selbst sagt, es sei extrem einfach und voller Spaß, Kim Jong Un zu imitieren. "Der Schlüssel zum Erfolg ist, immer unglücklich und unbefriedigt auszusehen. Das ist sein Markenzeichen", sagte er der Zeitung. Zudem sei alles, was er tun müsse, zu essen und essen und noch mehr zu essen. Denn Howard hat noch nicht die körperlichen Ausmaße des Diktators. Aber er arbeite daran, sagte er der "South China Morning Post".

Noch nie in Nordkorea gewesen

Dem Mitte Dreißiger ist bei allem Spaß durchaus auch bewusst, dass die Situation Nordkorea für die Menschen alles andere als lustig ist. "Ich möchte auch auf die Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen", zitiert ihn "20 Minuten". "Dies aber auf eine lockere Art als Kim-Double." In Nordkorea selbst war er noch nicht, auch nicht im Südteil des Landes. Aber da würde er gern mal hin, so die "South China Morning Post".

"Aber ich möchte nicht nach Nordkorea. Ich könnte möglicherweise gekidnappt werden und dazu gedrängt werden, sein Körperdouble zu sein", sagte er in Anspielung darauf, dass es immer wieder Gerüchte um den alten Machthaber Kim Jong-Il gab, dass er sich von Doppelgängern in so mancher Situation habe vertreten lassen.

(das)
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