Abschied vom Okjökull Island beerdigt seinen ersten abgeschmolzenen Gletscher

Okjökull Gletscher · Beerdigung für eine Masse Eis - Island hat am Sonntag offiziell Abschied von seinem Gletscher Okjökull genommen. Es ist ein Mahnmal für die restliche Welt.

 Auf dem linken Bild: 14. September 1986. Luftaufnahme des damals noch existierenden Okjökull-Gletscher auf dem Gipfel des Vulkans Ok.  Auf dem rechten Bild vom 1. August 2019. Vom geschrumpften und nicht mehr existierenden Gletscher ist nur ein kleiner Fleck aus Eis übrig geblieben.

Auf dem linken Bild: 14. September 1986. Luftaufnahme des damals noch existierenden Okjökull-Gletscher auf dem Gipfel des Vulkans Ok. Auf dem rechten Bild vom 1. August 2019. Vom geschrumpften und nicht mehr existierenden Gletscher ist nur ein kleiner Fleck aus Eis übrig geblieben.

Foto: dpa/Uncredited

Mit einer Gedenktafel für den durch den Klimawandel verschwundenen Gletscher Okjökull hat Island auf die Folgen der durch den Menschen verursachten Erderwärmung aufmerksam gemacht. Die Plakette wurde am Sonntag in dem felsigen Gebiet im Westen des Inselstaates enthüllt, auf dem sich früher der Gletscher erstreckt hatte. Es ist der erste Gletscher Islands, der wegen des gegenwärtigen Klimawandels verschwand.

"Ich hoffe, dass diese Zeremonie als Inspirationsquelle nicht nur für uns hier in Island, sondern auch für den Rest der Welt dient", sagte die isländische Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir. Schließlich sei hier "ein Gesicht der Klimakrise" zu sehen. An der Zeremonie nahmen auch die frühere UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson sowie zahlreiche isländische Forscher und Wissenschaftler der Rice University in den USA teil, die das Anbringen der Gedenktafel initiiert hatten.

 Auf dem Gletscher marschierten Demonstranten auf und mahnten den Klimawandel an.

Auf dem Gletscher marschierten Demonstranten auf und mahnten den Klimawandel an.

Foto: AP/Felipe Dana

Auf der Bronzetafel steht auf isländisch und englisch ein "Brief an die Zukunft", der für die Folgen des Klimawandels und der Gletscherschmelze sensibilisieren soll. Darin heißt es an künftige Generationen gerichtet: "All unsere Gletscher werden im Lauf der nächsten 200 Jahre das selbe Schicksal erfahren. Dieses Denkmal bezeugt, dass wir wissen, was passiert und was getan werden muss. Ihr allein wisst, ob wir es getan haben."

Auf der Tafel ist zudem die im Mai gemessene CO2-Konzentration von 415 Teilen pro Million (ppm) vermerkt. Dies war der höchste jemals gemessene Kohlendioxid-Gehalt in der Erdatmosphäre.

Einen Gletscher verschwinden zu sehen, sei eine "ziemlich visuelle" und spürbare Erfahrung, die ein Mensch verstehe, sagte Julien Weiss, Aerodynamik-Professor an der Technischen Universität Berlin, der Nachrichtenagentur AFP. Der Klimawandel sei sonst nicht auf diese Weise im alltäglichen Leben zu erleben, da er sich aus der Perspektive eines Menschen sehr langsam, aus erdgeschichtlicher Sicht allerdings sehr schnell vollziehe, hob Weiss hervor, der zu der Zeremonie mit seiner Frau und seinem siebenjährigen Sohn angereist war.

1890 erstreckte sich der Okjökull noch auf einer Fläche von 16 Quadratmetern, seine Eisschicht war mehr als 50 Meter dick. Bereits 2014 erkannten ihm Wissenschaftler die Einstufung als Gletscher ab.

Gletscher sind wichtige Wasserspeicher. In Island bedecken sie etwa elf Prozent der Oberfläche. Auch in anderen Erdgebieten wie etwa in den Alpen und im Himalaya schmelzen die Gletscher Studien zufolge drastisch ab.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat für Montagabend einen Besuch in Island geplant und will dabei mit Regierungschefin Jakobsdottir zusammentreffen.

(AFP/lukra)
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