Terrormiliz IS will offenbar Terrorkommandos als Flüchtlinge tarnen

Syrien/Irak · Die Führung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) will offenbar mit einer neuen Taktik Terroristen in westeuropäische Länder schleusen, darunter auch nach Deutschland. Die Attentäter sollen sich als Flüchtlinge tarnen. Öffentlich wurde diese Information durch einen Coup der US-Geheimdienste.

 IS will Attentäter über die Türkei nach Europa schleusen.

IS will Attentäter über die Türkei nach Europa schleusen.

Foto: afp, TM/tbr/mos

Jeweils vierköpfige IS-Kommandos sollen verkleidet die Grenze zur Türkei überqueren, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Von dort aus sollen sie mit Hilfe gefälschter Pässe weiter nach Westeuropa reisen, um Anschläge zu verüben.

Nach Informationen der Zeitung gelang es US-Geheimdiensten, die verschlüsselte Kommunikation der IS-Führung zu dechiffrieren. Aus abgehörten Gesprächen erfuhren die US-Dienste demnach auch, dass die IS-Kommandos auf ihrem Weg nach Westeuropa keine Flugzeuge benutzen sollen. Hintergrund seien die vergleichsweise strengen Kontrollen an Flughäfen.

Den deutschen Behörden sei dieses Szenario grundsätzlich bekannt, berichtete die Zeitung weiter. Zur aktuellen Sicherheitslage in Deutschland erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums laut "BamS", Deutschland stehe "nach wie vor im Fokus des dschihadistischen Terrorismus". "Hieraus resultiert eine abstrakt hohe Gefährdung für die innere Sicherheit, die jederzeit in Form von Anschlägen unterschiedlicher Dimensionen und Intensität real werden kann." Konkrete Anschlagsplanungen seien derzeit nicht bekannt.

Die pakistanischen Taliban sagten dem IS unterdessen ihre Unterstützung zugesagt. "Die Mudschaheddin, die im Irak und in Syrien kämpfen, sind unsere Brüder", hieß es in einer Mitteilung des Chefs der pakistanischen Taliban (TTP), Mullah Fazlullah. "Wir (...) werden Euch auf jede Art und Weise helfen, die uns möglich ist." In der Mitteilung wurde die Terrormiliz IS nicht ausdrücklich erwähnt. Ein TTP-Anführer sagte der dpa am Sonntag aber, die Unterstützung gelte für IS und für alle "islamischen Gruppen" in der Region.

Fazlullah rief die verschiedenen Extremistengruppen in Syrien und im Irak zur Einheit auf. Jeder, der gegen Nicht-Muslime kämpfe, verdiene Respekt, hieß es. Die TTP ist in Pakistan traditionell eng mit dem Terrornetz Al-Kaida verbunden, das ebenso wie die Terrormiliz IS eine Führungsrolle im globalen Dschihad für sich beansprucht. Wie genau die TTP den IS konkret unterstützen will, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Die pakistanischen Taliban stehen unter Druck, weil das Militär seit mehr als drei Monaten mit einer Offensive in ihrer Hochburg Nord-Waziristan gegen sie vorgeht.

(AFP, dpa)
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