Terrormiliz Islamischer Staat IS ermordet Syrien-Helfer Alan Henning

London/Kobane · Die Terrormiliz IS veröffentlicht ein Video zu einem weiteren bestialischen Mord und droht in der Aufnahme schon mit der nächsten Gräueltat. Im nordsyrischen Kobane leisten kurdische Einheiten weiterhin verzweifelt Widerstand gegen IS-Angriffe.

Terrormiliz Islamischer Staat: IS ermordet Syrien-Helfer Alan Henning
Foto: afp, eba/ac

Nach der Enthauptung des britischen Syrein-Helfers Alan Henning kündigten die Extremisten des Islamischen Staates (IS) die Tötung eines ehemaligen US-Elitesoldaten an. Bei der 26 Jahre alten Geisel handelt es sich nach Angaben der "Washington Post" um ein früheres Mitglied eines Ranger-Regiments. Der amerikanische Infanterist habe von April bis Juli 2007 im Irak gedient.

Die Terrormiliz hatte am Freitagabend ein neues Video im Internet veröffentlicht. Die Aufnahmen sollen nach Angaben der Dschihad-Beobachtungsplattform Site die Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers Alan Henning zeigen. Das britische Außenministerium prüfte die Authentizität des Videos, die Regierung verurteilte den Mord aber bereits scharf. IS-Extremisten hatten zuvor die beiden Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff sowie den britischen Entwicklungshelfer David Haines auf bestialische Weise ermordet.

Der Amerikaner - die fünfte Geisel - soll nach seiner Zeit bei der US-Armee als Entwicklungshelfer nach Syrien gegangen sein. Das Außenministerium in Washington bestätigte, dass es sich um einen US-Bürger handelt. Für seine Rettung wollen die USA nach Angaben des Außenministeriums alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen - militärisch, diplomatisch, rechtlich und geheimdienstlich.

Das Video wurde unmittelbar vor dem wichtigsten islamischen Feiertag, dem Opferfest, veröffentlicht. Muslime erinnern bei dem Eid al-Adha genannten Fest mit rituellen Tierschlachtungen an die Bereitschaft Abrahams, für Gott seinen Sohn zu opfern. Rita Katz von der Dschihad-Beobachterplattform Site bezeichnete das Video als "Eid-Geschenk für Dschihadisten".

Eltern von Geisel bitten um Freilassung

Die Eltern der Geisel Peter Hassig haben sich an die Entführer des IS gewendet. In dem Video, in dem Alan Henning getötet wird, ist Hassig als weitere Geisel zu sehen. "Wir bitten seine Entführer inständig, Gnade zu zeigen und ihre Stärke zu nutzen, um unseren Sohn gehen zu lassen", erklärten Ed und Paula Kassig in einem am Samstag auf YouTube veröffentlichten dreiminütigen Video. Ihr Sohn Peter Kassig war zuvor in dem Video zu sehen, in dem der IS am Freitag die brutale Ermordung Hennings zeigte.

Der 26-jährige frühere US-Soldat Peter Kassig hatte in der Türkei eine Hilfsorganisation für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs gegründet. Nach Angaben seiner Eltern entwickelte er mit der Zeit eine tiefe Bindung zu den Menschen in Syrien, so dass er schließlich "den Islam annahm". Vor einem Jahr, am 1. Oktober, sei er verschleppt worden. Laut den Eltern hatten sie mehrere Botschaften von ihrem Sohn erhalten. Sie hätten zudem vergeblich versucht, Einfluss auf Washington auszuüben.

Die Gefechte um die in Nordsyrien gelegene kurdische Enklave Kobane zwischen kurdischen Volksschutzeinheiten und Kämpfern des IS dauerten an. Drei Angriffsversuche der IS-Miliz seien in der Nacht zu Samstag verhindert worden, sagte der Sprecher der Volksschutzeinheiten (YPG), Redur Chelil, der Nachrichtenagentur dpa.

Die Waffen für die Peschmerga sind gepackt
10 Bilder

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Foto: ap

"Unser Kämpfer haben den Reihen des Islamischen Staates schwere Schäden zugefügt", sagte Chelil. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte konzentrierten sich die Kämpfe am Samstagvormittag auf die Südwest-Front von Kobane (Arabisch: Ain al-Arab). Mindestens 20 Granaten hätten IS-Kämpfer am Samstag auf die Stadt abgefeuert, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.

Der IS versucht seit Tagen, die von Kurden verteidigte Stadt einzunehmen. Kampfflugzeuge der US-geführten internationalen Koalition gegen den IS hatten am Freitagabend erneut Stellungen der Miliz bei Kobane angegriffen. Nach Angaben von YPG-Sprecher Chelil reichten die Luftschläge nicht aus, um die Miliz zu vertreiben.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach am Samstag in Zusammenhang mit dem IS erneut ausdrücklich von einer "Terrororganisation". Er sagte, die Regierung habe Gruppen wie den IS nicht unterstützt und lasse ausländische Kämpfer nicht über die Türkei nach Syrien reisen. Er verwahrte sich gegen Aussagen von US-Vizepräsident Joe Biden. Biden hatte am Donnerstag vor Harvard-Studenten gesagt, die Türkei habe eingeräumt, die Grenze zu Syrien in der Vergangenheit nicht ausreichend gesichert zu haben.

(ap)
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