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Facebook-Aufruf "Heimliche Freiheit" Iranische Frauen protestieren ohne Schleier

Teheran · Etwa 98 Prozent der knapp 75 Millionen Einwohner des Iran sind Muslime. Das heißt für die Frauen, die in dem Land leben, dass sie einen Schleier tragen müssen. Doch nun begehren einige von ihnen auf – und legen den Hidschab für eine Facebook-Aktion ab.

Iranische Frauen protestieren ohne Kopftuch
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Iranische Frauen protestieren ohne Kopftuch

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Foto: Facebook/My Stealthy Freedom

Etwa 98 Prozent der knapp 75 Millionen Einwohner des Iran sind Muslime. Das heißt für die Frauen, die in dem Land leben, dass sie einen Schleier tragen müssen. Doch nun begehren einige von ihnen auf — und legen den Hidschab für eine Facebook-Aktion ab.

Seit einigen Tagen senden etliche Iranerinnen Fotos an die Seite, die aus dem Persischen übersetzt so viel bedeutet wie "Heimliche Freiheit". Dort stehen sie am Strand, in den Bergen oder an einer Straße, mal mit ihrem Schleier in der Hand, mal ohne ein Tuch.

Masih Alinejad hat die Seite vor zwei Wochen gegründet. Sie ist eine iranische Journalistin und missachtete mit einem Bild von sich ohne Schleier, das sie auf Facebook veröffentlicht hat, gegen die Kopftuch-Pflicht. Diese beruft sich auf den Hidschab-Vers des Korans. Laut diesem ist es Frauen untersagt, sich ohne Schleier einem Mann zu zeigen, der nicht zur Familie gehört.

Journalistin floh nach London

Gegen dieses Gesetz verstieß Alinejad, die in ihrer Heimat ohnehin nicht sonderlich beliebt ist. Vor fünf Jahren deckte die 37-Jährige einen Korruptions-Skandal auf, musste anschließend das Land verlassen und lebt heute mit ihrem Sohn, den sie im Alter von 20 Jahren bekommen hatte, in London.

"Diese Seite gehört keiner politischen Gruppe, und die Initiative reflektiert die Sorgen der iranischen Frauen, die legale und soziale Restriktionen fürchten", schreibt sie. "Alle Fotos wurden von Frauen aus dem ganzen Land zugeschickt, und diese Seite ist den iranischen Frauen im Iran gewidmet, die diese heimlich ohne Schleier aufgenommen Fotos teilen möchten."

Binnen weniger Tage haben Zehntausende ihre Sympathie für die Seite bekundet. Mittlerweile steht sie bei mehr als 197.000 "Gefällt mir"-Angaben. Seit drei Tagen gibt es auch ein englisches Pendant, das bei immerhin mehr als 7800 "Gefällt mir"-Angaben steht.

Kleiderordnung bereits gelockert

Dabei wurde die Kleiderordnung im Iran in den vergangenen Monaten bereits gelockert. Präsident Hassan Rohani, der im August 2013 auf Mahmud Ahmadinedschad folgte, hat die Pflicht für Kopftücher abgeschafft. Die "Patrouillen des Wohlverhaltens", wie die Sittenwächter in der islamischen Republik heißen, dürfen Frauen jetzt nicht mehr direkt verhaften, wenn sie keine Kopfbedeckung tragen. Dennoch gehen die meisten Frauen im Iran weiterhin nicht ohne Schleier aus — aus Angst davor, von ihren Ehemännern und ihren Familien bestraft zu werden.

Dass die Fotos veröffentlicht werden dürfen, dessen versichert sich Alinejad bei jedem Bild. Und auch wenn die Aktion der Welt zeigt, dass sich viele iranische Frauen gerne ohne Schleier zeigen würden, so ist fraglich, wieviel von dem Protest in ihrer Heimat wirklich ankommt. Facebook ist im Iran nur eingeschränkt nutzbar.

(spol)
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