Blackwater-Söldner-Prozess Hohe Haftstrafen wegen Massaker im Irak

Washington · Sieben Jahre nach einem Blutbad in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind vier ehemalige Mitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

 Verurteilt: Blackwater-Sicherheitsleute (v.l.n.r.) Dustin Heard, Evan Liberty, Paul Slough, Nicholas Slatten

Verurteilt: Blackwater-Sicherheitsleute (v.l.n.r.) Dustin Heard, Evan Liberty, Paul Slough, Nicholas Slatten

Foto: ap

Wie ein US-Bundesgericht in Washington am Montag bekanntgab, muss einer der vier Angeklagten wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis, die übrigen drei Angeklagten wurden wegen Totschlags zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Bei dem Vorfall waren mindestens 14 Zivilisten getötet worden.

Die Geschworenen des Gerichts hatten die vier Angeklagten bereits im Oktober schuldig gesprochen. Nicholas Slatten wurde des Mordes für schuldig befunden, seine früheren Kollegen Paul Slough, Evan Liberty und Dustin Heard des Totschlags. Bei ihnen verhängte Richter Royce Lamberth zusätzlich zu den 30 Jahren Haft für weitere Anklagepunkte jeweils einen weiteren Tag Gefängnis. Die Anklage hatte zwischen 47 und 57 Jahren Haft gefordert.

Zweimonatiger Prozess

In dem zweimonatigen Prozess hatte die Staatsanwaltschaft dargelegt, wie die Blackwater-Mitarbeiter am 16. September 2007 auf dem belebten Nisur-Platz in Bagdad mit Sturmgewehren, Maschinengewehren und Granatwerfern willkürlich in die Menge feuerten. Sie hatten einen Diplomatenkonvoi beschützen sollen. Einer US-Untersuchung zufolge wurden binnen einer knappen Viertelstunde 14 Zivilisten getötet, irakische Ermittler sprechen von 17 Todesopfern. Weitere 18 Menschen wurden verletzt.

Während des Prozesses plädierten die früheren Söldner auf nicht schuldig und machten Selbstverteidigung geltend. Sie hätten den Fahrer eines herannahenden Autos damals für einen Selbstmordattentäter gehalten. Für ihre Darstellung, andere hätten zuerst das Feuer eröffnet, gab es keine Beweise.

"Ich möchte nur wissen, warum."

Bundesrichter Royce Lamberth sagte, er habe die Aussagen zugunsten der Angeklagten durchaus berücksichtigt. "Es ist klar, dass diese guten jungen Männer einfach in Panik gerieten." Eine Tat wie die ihre könne das Gericht aber nicht hinnehmen. Vor der Tat soll Slatten zu Bekannten gesagt haben, er wolle "als Rache für den 11. September 2001 so viele Iraker töten, wie er kann".

Vor der Verkündung des Strafmaßes sagten Angehörige der irakischen Opfer vor Gericht aus. Fatimah al-Fadwi Kinani, deren neunjähriger Sohn damals starb, sagte: "Ich habe eine Frage an sie. Ich möchte nur wissen, warum sie meinen Sohn getötet haben." Der Vater des Jungen, Mohammed al-Kinani, forderte den Richter auf, "Blackwater und (dessen früherem Chef) Erik Prince zu zeigen, was das Gesetz ist".

"Blackwater"-Anhänger im Gerichtssaal

Der Angeklagte Slough wandte sich an den Vater und sagte: "Herr Kinani, ich konnte und habe ihren Sohn nicht getötet." Sloughs Anwälte hatten argumentiert, ihr Mandant habe eine andere Munition verwendet als diejenige, die den Jungen getötet hatte. Slough kritisierte, er fühle sich "schlichtweg betrogen von einer Regierung, der ich ehrenhaft gedient habe".

Im Gerichtssaal hatten sich zahlreiche Unterstützer der Angeklagten versammelt. Einige trugen schwarze Pullover mit der Aufschrift "Blackwater". Das Blutbad in Bagdad hatte den US-Militäreinsatz im Irak weiter in Misskredit gebracht. Blackwater kostete es seine Aufträge im Irak.

Nach der Bluttat benannte sich die private Sicherheitsfirma zunächst in Xe um, seit 2011 heißt das Unternehmen Academi. US-Präsident Barack Obama hatte den unpopulären Kampfeinsatz im Irak 2010 beendet. Am Dienstag wollte er den irakischen Regierungschef Haider al-Abadi im Weißen Haus empfangen.

(AFP)
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