Nach zweitägigen Kämpfen In Mazedonien kehrt wieder Ruhe ein

Kumanovo · Zwei Tage dauerten die Gefechte in Kumanovo. Dahinter stecke eine Terrorgroppe, die Mazedonien habe destabilisieren wollen, sagt der Regierungschef. Der Präsident lobt die Polizei - und trauert um die Opfer.

Mazedonier kehren in zerstörte Häuser zurück
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Mazedonien befindet sich nach dem Angriff von mutmaßlichen Terroristen aus dem Kosovo in einer zweitägigen Staatstrauer. Der Präsident George Ivanov richtete sich am Sonntag nach einem Treffen des nationalen Sicherheitsrates in der Hauptstadt Skopje mit einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache an die Nation. Veranstaltungen in Politik und Sport wurden abgesagt, die Fahnen vor Behördengebäuden wehten auf halbmast.

"Die Polizei hat einen koordinierten Angriff von Terroristen an verschiedenen Orten im Land verhindert, der ernsthafte Destabilisierung, Chaos und Anst verursacht hätte", sagte Ivanov. "Die Mitglieder der Gruppe sind Extremisten und Kriminelle mit erheblicher militärischer Ausbildung und Fähigkeiten. Das ist der Grund, warum wir solch einen hohen Preis mit dem Verlust von Leben bezahlt haben."

In der Stadt Kumanovo nahe dem Kosovo und Serbien war es am Wochenende zwei Tage lang zu kriegsähnlichen Zuständen gekommen. 22 Menschen wurden getötet, darunter acht Polizisten, für die die Staatstrauer von der Regierung verhängt wurde. Zudem wurden 37 Polizisten verwundet.

Ministerpräsident Nikola Gruevski lobte den Einsatz der Sondereinheit. Die in Kumanovo bekämpfte Terrorgruppe habe aus Leuten bestanden, die bereits in der Region und im Nahen Osten Kampferfahrung gesammelt hätten. Geplant habe sie Angriffe auf staatliche Einrichtungen, Sportveranstaltungen und Einkaufszentren, sagte Gruevski. "Ein Ziel der Gruppe war - mindestens - Mazedonien zu destabilisieren."

Das Innenministerium hatte zuvor mitgeteilt, die in Kumanovo gestellte Gruppe stamme aus dem Kosovo und sei paramilitärisch organisiert gewesen. Einige der getöteten Männer hätten Uniformen der aufgelösten albanischen Kosovo-Befreiungsarmee UCK getragen, sagte Sprecher Ivo Kotevski. Regierungschef Gruevski ergänzte, die Gruppe sei nicht von Mitgliedern der albanischen Minderheit in Mazedonien unterstützt worden.

Die Polizei war seit Samstagmorgen gegen die Gewalttäter vorgegangen, die sich in Kumanovo verschanzt hatten. Die Stadt war 2001 Zentrum eines Aufstands der albanischen Minderheit, bei dem 80 Menschen getötet wurden. Der Konflikt wurde nach einem halben Jahr unter westlicher Vermittlung beendet. Ein Viertel der zwei Millionen Einwohner der früheren jugoslawischen Republik sind albanischer Herkunft.

Die Gewalt ereignete sich in einer angespannten innenpolitischen Lage in Mazedonien mit gegenseitigen Putschvorwürfen zwischen Regierung und Opposition. Einige Experten befürchteten schon vor dem blutigen Wochenende in Kumanovo, dass ethnische Spannungen zwischen albanischer Minderheit und Mazedoniern in dem politischen Streit instrumentalisiert werden könnten.

Die EU reagierte alarmiert auf die Kämpfe am Wochenende. Erweiterungskommissar Johannes Hahn rief alle Parteien zu "äußerster Zurückhaltung" auf. Jede weitere Eskalation müsse vermieden werden, "nicht zuletzt im Interesse der Gesamtstabilität des Landes."

Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa besuchten Kumanovo, um sich den Ort der Zusammenstöße anzuschauen. Gemeinsam mit EU, Nato und der US-Botschaft in Skopje teilte die OSZE mit: "Die bewaffnete Gruppe in Kumanovo ist ein isoliertes Phänomen." Regierung und Opposition wurden in der Erklärung aufgerufen, nun an einem Strang zu ziehen und in einen Dialog zu treten.

Die in Kumanovo gestellte Gruppe soll 44 Mitglieder und fünf Anführer gehabt haben. Alle sind laut Innenministerium Kosovaren. Mehr als 30 Mitglieder der Gruppe hätten sich ergeben und seien bereits am späten Sonntagabend einem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Die Polizei erhob Anschuldigungen wegen Terrorismus gegen sie.

(dpa)
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