Suchoi Superjet 100 bei Werbeflug abgestürzt In Indonesien zerschellt der Stolz Russlands

Düsseldorf · Es war das erste russische Flugzeug-Projekt seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Der Mittelstrecken-Jet sollte den Marktführern Bombardier und Boeing Konkurrenz machen. Der Hersteller versprach "Spitzentechnologie" und "höchsten Komfort". Der russische Traum zerschellte jetzt an einem Vulkan.

Das ist der Suchoi Superjet 100
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Das ist der Suchoi Superjet 100

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Der seit Mittwoch in Indonesien verschollene Superjet ist entdeckt worden. Ein Hubschrauber hat am Donnerstagmorgen das Wrack der Maschine in der Bergregion südlich von Jakarta gesichtet. Mit dem Superjet 100 verfolgte der Hersteller Suchoi ehrgeizige Pläne.

Der Hersteller war stolz auf seine Maschine: "Der Suchoi Superjet 100 ist Teil einer neuen Flugzeugflotte, der seinen Passagieren höchsten Komfort verspricht." So die Ankündigung auf der offiziellen Webseite des Herstellers Suchoi.

Am Mittwoch stürzte die Maschine ab, einen Tag später wurden südlich von Jakarta die Wrackteile gefunden. Der Stolz eines Riesenreichs ist bei einem Demonstrationsflug abgestürzt. 50 Passagiere sind tot. An Bord waren nach Angaben des Luftfahrtkonsortiums OAK in Moskau acht Russen und 36 Vertreter indonesischer Fluggesellschaften.

Der auch mit westlicher Technik ausgestattete Jet ist das erste Passagierflugzeug, das in Russland seit dem Zerfall der Sowjetunion entwickelt wurde. Von "Spitzentechnologien" ist auf der Suchoi-Internetpräsenz die Rede, die Maschine sei einfach und sicher zu steuern, loben die Entwickler.

Angriff auf Weltmarktführer

Mit dem Superjet 100 verband der flächenmäßige größte Staat der Erde ebenso große wie ehrgeizige Pläne. So soll das in Kooperation mit Boeing sowie europäischen Unternehmen entwickelte Kurz- und Mittelstreckenflugzeug auf dem Weltmarkt den Branchenriesen Bombardier (Kanada) und Embraer (Brasilien) Konkurrenz machen.

Mit dem Superjet 100 befand sich Suchoi auf Werbetour. In sechs Ländern führte der Flugzeugbauer im Zuge der "Welcome Asia" Demonstrationsflüge durch, um für seine Maschine zu werben. Die Promotionsreise startete in Astana (Kasachstan). Es folgten Karatschi (Pakistan), Naypyidaw (Myanmar) und schließlich Jakarta. Danach hätte die Tour über Vientiane in Hanoi enden sollen.

60 bis 70 Maschinen pro Jahr

Anfang des Jahres gab der stellvertrende Ministerpräsident Dmitri Rogosin bekannt, die russische Flugzeugbauholding, zu der Suchoi seit Ende 2006 gehört, wolle bis 2020 fast 500 Maschinen vom Typ SSJ 100 bauen. Die Produktion solle in den kommenden Jahren von zunächst 14 Flugzeugen 2011 auf 60 bis 70 Maschinen pro Jahr steigen, meldete die Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Das Flugzeug, in dem sich auch deutsche Technik der Firma Liebherr befindet, gibt es in zwei verschiedenen Größen mit Platz für 78 und 98 Passagiere. Liebherr liefert nach Angaben von Suchoi unter anderem das Flugsteuerungssystem für die SSJ 100.

Feste Lieferverträge für die SSJ 100 bestehen derzeit mit Fluggesellschaften aus Russland, Armenien und Italien. Vorläufige Abkommen wurden unter anderem mit Gesellschaften aus den USA und Spanien geschlossen.

Von Moskau nach Lissabon

Die russische Fluglinie Aeroflot nahm im April ihre siebte SSJ 100 in Betrieb. Die zweistrahlige Maschine hat eine maximale Reichweite von 4500 Kilometern. Von Moskau aus hätte der Superjet problemlos bis nach Lissabon fliegen können.

Der Hersteller Suchoi gehört zur staatlichen Flugzeugbau- Holding OAK. Die Superjet-100-Maschinen werden im Suchoi-Werk Komsomolsk am Amur, 7000 Kilometer östlich von Moskau, gebaut. Erst vor kurzem hatte die Zivilsparte des Kampfjet-Herstellers Suchoi die offizielle Zulassung für die Europäische Union erhalten. Allerdings hatten Triebwerksprobleme die Auslieferung des Fliegers bislang verzögert.

Die offzielle Flugerlaubnis in Russland erhielt Suchoi am 3. Februar 2011, ein Jahr später erfolgte die Zulassung der europäischen EASA. Als erste Fluggesellschaft kaufte die armenische Armavia am 19. April 2011 eine Maschine diesen Typs.

Nur zwei Tage später startete der auf "Juri Gargarin" getaufte Superjet zum Linienflug von Swartnoz (Armenien) nach Moskau-Scheremetjewo. An Bord waren 90 Passagiere.

(mit Agenturmaterial/nbe/csi)
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