Wie Amanda Knox ihr Schicksal schildert "Ich war ein junges, naives Mädchen"

Washington/Berlin · Der Mordprozess um Amanda Knox hat weltweit für Aufregung gesorgt. Nun schildert die 25-jährige Amerikanerin ihre Sicht der Dinge – in Interviews in den USA und auch in Deutschland. Und das alles pünktlich zur Veröffentlichung ihres Buches. Sie selbst sagt zum ersten Prozess gegen sie: "Ich hatte keine Chance."

Der Mordprozess um Amanda Knox
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Der Mordprozess um Amanda Knox hat weltweit für Aufregung gesorgt. Nun schildert die 25-jährige Amerikanerin ihre Sicht der Dinge — in Interviews in den USA und auch in Deutschland. Und das alles pünktlich zur Veröffentlichung ihres Buches. Sie selbst sagt zum ersten Prozess gegen sie: "Ich hatte keine Chance."

Rund dreieinhalb Jahre ist es her, dass ein Gericht in Italien Amanda Knox zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilte. Zwei Jahre später dann der spektakuläre Freispruch im Berufungsprozess. Von dem "Engel mit den Eisaugen" selbst hörte man in dieser Zeit wenig, in Erinnerung sind nur ihre Auftritte im Gericht und die bitteren Tränen, die sie nach dem Freispruch vergoss.

Das ist nun anders. Die 25-Jährige ist zurück in den USA, hat vor wenigen Tagen ihr Buch "Zeit, gehört zu werden" veröffentlicht. Vier Millionen Dollar soll sie als Voraushonorar bereits erhalten haben, und die Vermarktungsstrategie läuft auf Hochtouren. Denn nun will die frühere Studentin ihre Sicht der Dinge schildern — auch wenn der Prozess um sie wieder aufgerollt wird.

In den USA hat sie bereits dem Sender ABC ein Interview gegeben und schwere Vorwürfe gegen die italienische Justiz erhoben. Nun geht sie diesen Weg auch in Deutschland. Am heutigen Donnerstag ist sie zu Gast bei Markus Lanz (23.15 Uhr, ZDF), und die "Bild"-Zeitung hat die junge Frau ebenfalls interviewt.

Kraftloser Händedruck

"Ich war es nicht", sagt die Frau mit den blauen Augen in dem Interview. Blass sei sie, schreibt die Zeitung. Sie habe einen seltsam kraftlosen Händedruck, ihre Stimme sei fest und klar. "Manchmal laufen Tränen aus ihren kristallklaren Augen. Alles nur Schauspiel? Wenn, dann wäre es ganz großes Kino", schreibt die Zeitung.

Knox selbst sagt in dem Interview über die Zeit in Italien: "Ich war ein junges, unerfahrenes, naives Mädchen und bin aufgrund der Umstände erwachsen geworden, wie ich es nie gedacht hätte." Natürlich gebe es Momente, die sie bereue, aber das lasse sich nun eben nicht mehr ändern.

Ihre Worte jedenfalls klingen entschlossen für ihr Recht zu kämpfen. "Ich sage die Wahrheit und deshalb brauche ich vor nichts und niemanden Angst zu haben." Und sie sagt auch, dass sie glaube, dass das Urteil im Mordprozess gegen sie bereits feststand, "bevor ich überhaupt den Gerichtssaal betreten habe. Ich hatte keine Chance".

"Ich bin die Person, die ich bin"

Viele hätten damals in ihr etwas sehen wollen, was nicht da gewesen sei. Die Leute hätten etwas in sie hinein interpretiert, "Sex und Drogen ergaben gleich das Bild der Femme fatale." Und sie sagt auch: "Ich bin die Person, die ich bin, das kann und werde ich nicht ändern." Alles, was sie sich wünsche sei, dass endlich und abschließend geklärt werde, dass sie unschuldig sei.

Aber einen Wunsch hat sie dennoch, nämlich in Richtung der Eltern von Meredith Kercher, der jungen Britin, die im Jahr 2007 ermordet wurde, eine Tat, die die italienische Staatsanwaltschaft Knox vorwirft. "Merediths Eltern denken, dass ich schuldig bin. Ich wünsche mir so sehr, dass sie mein Buch lesen und mich dann vielleicht sogar verstehen", sagt sie in dem "Bild"-Interview.

Sie habe schon öfter Kontakt zu ihnen aufnehmen wollen, aber ihre Anwälte hätten ihr immer wieder davon abgeraten, sagt sie. Und sie fragt sich auch: "Ich denke oft darüber nach, was gewesen wäre, wenn ich in der Mordnacht zu Hause gewesen wäre. Würde Meredith dann noch leben — oder wären wir vielleicht beide tot?"

(das)
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