Flugzeug-Drama im Hudson River "Ich dachte, ich sterbe in der Maschine"

New York (RP). Augenzeugen und Passagiere berichten von dramatischen Szenen während der spektakulären Notwasserung des Airbus A320 und der folgenden Rettungsaktion auf dem Hudson River. Wie durch ein Wunder überleben alle Insassen. Sie rühmen die Leistung von Pilot Chesley B. Sullenberger als "phänomenal".

Notlandung schreibt Mediengeschichte
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Fred Berretta hat sich gerade nach dem Start entspannt in seinem Sitz 16A an Bord des Airbus zurückgelehnt, als er einen lauten Knall hört. "Ich habe direkt über dem Motor gesessen, der explodiert ist", schildert er, nachdem Rettungskräfte ihn vom eiskalten Hudson River geborgen haben.

Es sind dramatische Szenen, die er und die anderen Passagiere in den Minuten zuvor erlebt haben. Ein Knall, Rauch — und dann Panik. Die Passagiere an Bord des Unglücks-Airbus und die Passanten an der Aufprallstelle müssen chaotische Minuten überstehen. "Direkt nach der Explosion waren aber alle ruhig, um zu hören, was der Pilot uns mitteilen würde", erzählt Berretta.

"Fertigmachen zum Aufschlag, hieß es dann." Danach herrscht Totenstille an Bord des Unglücks-Airbus. "Einige Passagiere begannen zu beten. Es war überraschend, wie ruhig es war. Wir wussten, uns blieb nicht mehr viel Zeit, wir waren dem Boden ganz nah", erinnert Berretta sich. Er selbst denkt nur noch: "Das könnte es jetzt gewesen sein."

Sein Nebenmann Bill Zuhoski schlingt die Arme um den Vordersitz und faltet die Hände zum Gebet. "Ich werde im Flugzeug sterben. Ich werde ertrinken", schießt es ihm durch den Kopf. Aber Pilot Chesley Sullenberger verhindert Schlimmeres. "Ich muss sagen — und ich bin mit einer Menge Flugzeuge geflogen — diese Landung war einfach phänomenal", lobt Berretta. Das findet auch Christian Martin. Die Maschine habe ganz ruhig auf dem Wasser gelegen und kein bisschen gewackelt. "Es sah sehr kontrolliert aus", beobachtet der Augenzeuge vom Ufer aus. Dennoch habe er im ersten Moment gedacht: "Oh mein Gott, was passiert hier?"

Jeff Kolodjay, der mit seinem Vater und Freunden zu einem Golfturnier fliegen wollte, ergänzt: "Es war schlimm, als das Flugzeug aufsetzte, ein richtig harter Aufprall." Keine fünf Grad hat der Hudson River zur Zeit der Notlandung. "Die Maschine füllte sich sofort mit Wasser", schildert Kolodjay. Links von ihm habe eine Frau mit einem Baby auf dem Arm versucht, über die Sitze zu klettern. "Viele sind in Panik ausgebrochen, haben geschrien, geweint", erzählt Alberto Panero nach seiner Rettung. Zum Glück bleiben einige Passagiere und die Crew besonnen. "Sie haben das Heft in die Hand genommen und die Leute beruhigt", erzählt Panero.

Dramatische Bilder bieten sich auch den Passanten und Angestellten in den umliegenden Bürotürmen. Danny Golden, Danny Lee und Cameron Granda gehen in der Nähe der Unglücksstelle zur Schule. "Es war wirklich erschreckend, das zu sehen. Da war so viel Feuer", sagt Lee. Granda ergänzt: "Schockierend, wie das Flugzeug immer tiefer und tiefer sank. Wir waren da so nah dran, das werden wir nie wieder vergessen."

Adam Weiner beobachtet das Geschehen von seinem Büro am New Yorker Broadway aus: "Beim Aufprall gab es eine riesige Wasserfontäne, die das ganze Flugzeug bedeckte." Er und seine Kollegen saßen gerade in einer Telefonkonferenz. Die Leute am anderen Ende der Leitung in L.A. hätten ihnen kaum geglaubt: "Wie, gerade ist ein Flugzeug im Hudson gelandet?" Auch Jerry Wallis traut zunächst seinen Augen nicht. Vom Schreibtisch aus verfolgt er, wie der Airbus auf das Wasser gleitet. Noch während er die Notrufnummer 911 wählt, zeichnet sich ein Happy End ab: "Ziemlich schnell und geordnet sind die Passagiere durch die vordere linke Tür auf die Tragfläche gekommen", schildert Wallis. "Es war einfach unglaublich." Er habe dann begonnen, von seinem Büro aus Fotos zu machen.

Während die Augenzeugen noch staunen, wird es auf dem Fluss hektisch: Boote eilen sofort zur Unglücksstelle. Kapitän Vincent Lombardi ist einer der Ersten am Airbus und nimmt Passagiere in sein Boot: "Wir mussten eine ältere Frau mit einer Seilschlinge aus einem Rettungsboot ziehen. Sie weinte." Erst als einer seiner Mitarbeiter sie in eine Decke hüllt, beruhigt sie sich. Am Ufer weicht bei den Geretteten nach und nach die Anspannung der Freude über die Rettung. Menschen schütteln sich die Hände, umarmen sich. "Mit all den Fremden hatten wir plötzlich eine Verbindung", sagt Panero.

(RP)
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