Geflohene Schülerin aus Nigeria berichtet "Ich dachte, heute ist das Ende meines Lebens"

Chibok · Es war Mitte April, als Boko Haram in der nigerianischen Stadt Chibok mehr als 300 Schulmächen entführte. Noch immer sind über 200 der Mädchen in den Händen der Sekte. In einem Interview spricht nun eine der Schülerinnen, die fliehen konnte, über den Tag des Angriffs.

Mai 2014: Boko Haram führt verschleppte Mädchen vor
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Mai 2014: Boko Haram führt verschleppte Mädchen vor

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Foto: afp, JM

Seit Jahren terrorisiert Boko Haram den Norden Nigerias. Auch am gestrigen Dienstag erschütterte wieder ein Doppelanschlag das Land, bei dem Dutzende Menschen ums Leben kamen. Mit der Entführung der Schulmädchen aber hatte der Terror einen neuen Höhepunkt erreicht. Bis heute wurden die Mädchen nicht gefunden — trotz internationaler Hilfe. Lediglich das Video von Mitte Mai, in dem die Sekte die Mädchen im Ganzkörperschleier zeigt und behauptet wird, sie seien zum Islam konvertiert, war ein Lebenszeichen.

Während sich die meisten Schülerinnen nach wie vor in der Gewalt der Sekte befinden, war einigen von ihnen schon kurz nach dem Angriff auf die Schule in Chibok die Flucht gelungen. Die Deutsche Welle hat eines der Mädchen getroffen, ihr Name wurde geändert, ihr Gesicht aus Schutz nicht gezeigt. Noch immer, so heißt es in dem Beitrag, verfolgten die Schülerin die Bilder jenes Tages Mitte April, als sie in die Fänge von Boko Haram geriet.

Vorwürfe gegen Sicherheitskräfte und Lehrer

"Ich dachte, heute ist das Ende meines Lebens", sagt das Mädchen. "Sie werden uns alle töten. Das ist das Einzige, woran ich mich erinnere." Doch sie hatte Glück: Als die Entführer nicht aufpassten, floh sie. Aber die Ereignisse verfolgten sie noch immer. Sie könne nicht schlafen, sagt sie dem TV-Sender — "ich muss immer an sie denken".

Zudem macht sie den Sicherheitskräften, die an der Schule aufpassen sollten, und den Lehrern Vorwürfe. Der Vizedirektor der Schule habe die Mädchen vor dem Angriff noch eingesperrt, und dann seien alle weggerannt, berichtet die Schülerin.

Auch ein Vater der entführten Mädchen kommt in dem Beitrag zu Wort, sagt, dass er alles über die Entführung nur aus den Medien wissen. Von der Regierung habe sich noch nie jemand gemeldet. Das Vertrauen in den Staat haben die Angehörigen verloren. "Sie spielen mit unseren Gefühlen", hatte ein Vater Mitte Mai gesagt, als Präsident Goodluck Jonathan aus — wie es offiziell hieß — Sicherheitsgründen den Besuch in Chibok abgesagt hatte.

(das)
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