Ausnahmezustand in mehreren US-Staaten Hurrikan "Irene": Zwangsevakuierungen in New York

Hatteras (RPO). Angesichts der Bedrohung durch den Hurrikan "Irene" hat der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg die Zwangsevakuierung einiger besonders gefährdeter Stadtteile angeordnet. Von den Räumungen sind nach Behördenangaben mindestens 270.000 Menschen betroffen. Insgesamt leben 65 Millionen Menschen in den gefährdeten Gebieten an der Ostküste. US-Präsident Barack Obama verkürzte bereits seinen Urlaub.

US-Ostküste bereitet sich auf Hurrikan "Irene" vor
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Bloomberg sagte, eine derartige Maßnahme werde in New York "erstmals" ergriffen. Notunterkünfte seien vom Nachmittag (Ortszeit) an geöffnet, erklärte Bloomberg. Er gehe davon aus, dass die meisten der Aufforderung nachkämen. Er kündigte außerdem an, dass der öffentliche Nahverkehr am Samstag ab 12 Uhr (18 Uhr MESZ) stillstehen werde. Der Stopp für den Nahverkehr gilt nach Behördenangaben auch für New Jersey sowie die Vororte von Philadelphia. Zugleich empfahl er allen New Yorkern, ab Samstagabend 24 Stunden lang zu Hause zu bleiben.

Gouverneur Andrew Cuomo erklärte, die Behörden bereiteten sich "auf das Schlimmste vor". Unter anderem stünden 900 Nationalgardisten zur Unterstützung der zivilen Einrichtungen bereit. Hauptverkehrsverbindungen in New York, darunter die George-Washington-Brücke zwischen Manhattan und New Jersey, würden geschlossen, sollte die Windgeschwindigkeit bei mehr als 60 Meilen (97 Kilometer) in der Stunde liegen.

Am New Yorker Aktienmarkt wurde der Einsatz eines Ersatzgenerators vorbereitet und Treibstoff sowie Nahrungsmittel herangeschafft, um den Handel am Montag fortsetzen zu können. Der Internetseite der Stadt brach unter dem Andrang der Informationssuchenden zusammen.

Ostküste bereitet sich auf Unwetter vor

Angesichts der Bedrohung durch den Hurrikan werde Obama noch am Freitagabend nach Washington reisen, teilte sein Sprecher Josh Earnest auf der Ferieninsel Martha's Vineyard mit. Zuvor hatte der Präsident seine Landsleute zu Vorsichtsmaßnahmen aufgerufen. Wer sich auf dem voraussichtlichen Weg des Wirbelsturms befinde, müsse "jetzt Vorsorge treffen", sagte Obama Eigentlich wollte der Präsident erst am Samstag in die Hauptstadt zurückreisen. Nun habe er aber entschieden, dass es angeraten wäre eher abzureisen, teilte Earnest mit.

An seinem Urlaubsort appellierte Obama am Nachmittag an betroffene Amerikaner, die behördliche Anweisungen zu befolgen und jetzt Vorkehrungen zu treffen. Dies gelte vor allem für angeordnete Evakuierungen. Alles deute darauf hin, dass es sich bei "Irene" um einen historischen Hurrikan handele, erklärte er. "Wenn Sie einen Räumungsbefehl erhalten, bitte befolgen sie ihn", fügte der Präsident hinzu.

Die Bewohner der Ostküste der USA machten sich bereits auf das Schlimmste gefasst. Obama rief bereits vorab für den US-Staat North Carolina den Notstand aus. Die Hurrikanwarnung wurde am Freitag auf die dichtbesiedelten Gebiete von Washington bis Baltimore, Philadelphia, New York und Boston ausgeweitet. Betroffen sind rund 65 Millionen Menschen.

Schiffe der Marine verlassen Häfen

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg rief die Einwohner dazu auf, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. "Wenn Sie ein Auto haben und in einer tieferen Gegend leben, parken Sie es auf einem Hügel. Bringen Sie Ihre Sachen nach oben", sagte Bloomberg. Der Bürgermeister wies Evakuierungen von Krankenhäusern und anderen leicht verwundbaren Einrichtungen an.

Die US-Marine wies vorsorglich sämtliche Schiffe im Flottenstützpunkt Hampton Roads in Virginia an, den Hafen zu verlassen. Wie der Kommandeur der 2. Flotte, Vize-Admiral Daniel Holloway, erklärte, können die Schiffe einen solchen Sturm besser auf offener See überstehen.

"Irene" wurde im Lauf des Samstags in North Carolina erwartet. Die ersten Sturmwellen erreichten aber bereits am Freitag die Inselkette Outer Banks, wo bereits Tausende Einwohner und Touristen ins Landesinnere geflohen sind. Nach Angaben eines Meteorologen wurden dort zwei bis drei Meter hohe Wellen gesehen. Mit Regen einhergehende Ausläufer des Hurrikans hätten bereits den Südosten von North Carolina erreicht, sagte Rachel Zouzias vom Nationalen Wetterdienst.

"Historischer Hurrikan" erwartet

Im Laufe des Tages schwächte sich der Hurrikan auf einen Sturm der Kategorie zwei ab, der Windgeschwindigkeiten von bis zu 169 Kilometern pro Stunde erreicht, teilte das Nationale Hurrikanzentrum der USA mit. Bis "Irene" am Samstag voraussichtlich auf die Küste North Carolinas trifft, dürfte sich die Stärke Prognosen zufolge kaum verändern.

Auf den Bahamas zerstörte "Irene" Hunderte von Häusern, verschonte aber weitgehend die Hauptstadt Nassau. "Irene" war erst der dritte Sturm seit 1866, der über die gesamte Länge der Bahamas hinwegzog. "Irene" hatte bereits in Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und Haiti Schäden angerichtet, sechs Menschen kamen ums Leben.

Verkehrschaos und Schäden in Milliardenhöhe befürchtet

Wegen des Hurrikans wurde für das Wochenende ein Verkehrschaos an der US-Ostküste erwartet. US-Fluggesellschaften sagten bereits am Donnerstag mehr als 100 Flüge ab, die Eisenbahngesellschaft Amtrak kündigte an, die meisten Züge südlich der Hauptstadt Washington in den kommenden drei Tagen zu streichen.

Für die Gegend von North Carolina bis New Jersey wurden Sturmwarnungen herausgegeben, in den Städten Washington, New York und Boston mussten sich die Menschen auf das Schlimmste gefasst machen. Der frühere Direktor des nationalen Hurrikanzentrums, Max Mayfield, rechnete damit, dass sich die Schäden durch "Irene" in der Region auf Milliardenhöhe belaufen werden.

In North Carolina waren mehr als 200.000 Menschen von Evakuierungen betroffen. Im US-Staat Maryland wurden Tausende Bewohner und Touristen zum Verlassen der am Meer gelegenen Gemeinde Ocean City aufgefordert.

Wegen des erwarteten Hurrikans wurde die für dieses Wochenende geplante Einweihung eines Denkmals für den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King in Washington abgesagt.

(AFP/dapd/ap/top)
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