Auf Kategorie vier hochgestuft Hurrikan „Ida“ nähert sich US-Küste – Städte in Louisiana evakuiert

New Orleans · Erneut bedroht eine Naturkatastrophe New Orleans. Vor 16 Jahren traf Hurrikan „Katrina“ die Metropole – jetzt wird sie erneut von einem Sturm bedroht. „Ida“ dürfte die Küste in Louisiana als extrem gefährlicher Wirbelsturm treffen.

 Das Bild zeigt die Unwettersysteme Hurrikan „Nora“ (oben, l.) und Hurrikan „Ida“ (oben, r.) über dem nordamerikanischen Kontinent.

Das Bild zeigt die Unwettersysteme Hurrikan „Nora“ (oben, l.) und Hurrikan „Ida“ (oben, r.) über dem nordamerikanischen Kontinent.

Foto: dpa/Uncredited

Mit zerstörerischer Kraft ist Hurrikan „Ida“ auf die Küste des US-Staats Louisiana zugesteuert. Das Nationale Hurrikanzentrum sprach am Sonntag von einem extrem gefährlichen Wirbelsturm der Kategorie 4. Innerhalb von nur fünf Stunden nahmen seine Windgeschwindigkeiten über dem warmen Golf von Mexiko von 185 Kilometern auf bis zu 230 Kilometer pro Stunde zu. Am Nachmittag (Ortszeit) trifft „Ida“ laut Vorhersagen bei Grand Isle südlich von New Orleans auf Land - ähnlich wie der verheerende Wirbelsturm „Katrina“ auf den Tag genau vor 16 Jahren. In New Orleans begann es zunächst leicht zu regnen.

„Ida“ bedrohte eine Region, die seit einigen Wochen ohnehin mit einer neuen Welle von Corona-Infektionen zu kämpfen hat. Dafür werden die ansteckendere Delta-Variante und eine niedrige Impfrate verantwortlich gemacht. Die Betten in den Krankenhäusern von New Orleans sind fast alle belegt, auch in Kliniken außerhalb der Region ist kaum Platz für evakuierte Patienten.

Gouverneur John Bel Edwards sagte, normalerweise würde angesichts des herannahenden Hurrikans eine Evakuierung von Krankenhäusern in bedrohten Gebieten erwogen, aber diesmal sei das nicht möglich. „Wir haben keinen Platz, an den wir diese Patienten bringen könnten. Nicht im Staat, nicht außerhalb des Staats.“

Um Notunterkünfte für Evakuierte nicht zu neuen Hotspots für eine Verbreitung des Coronavirus zu machen, bemühten sich die Behörden, für so viele Menschen wie möglich Hotelzimmer zu finden. In der vergangenen Hurrikan-Saison habe Louisiana 20 000 Menschen in Hotelzimmern untergebracht. „Wir wissen also, wie man das macht“, sagte Edwards.

Am Vormittag befand sich „Ida“ 95 Kilometer südlich der Mündung des Mississippis und 120 Kilometer süd-südöstlich der Ortschaft Grand Isle auf der gleichnamigen, der Küste vorgelagerten Insel, wie das Nationale Hurrikanzentrum mitteilte. Dort nahm die Höhe der Wellen am Sonntag zu.

Für zahlreiche Städte und Gemeinden wurden Evakuierungen empfohlen oder angeordnet. In New Orleans wies Bürgermeisterin LaToya Cantrell die Zwangsevakuierung für einen kleineren Teil der Stadt außerhalb des Deichsystems an. Um Zwangsevakuierungen auf die gesamte Stadt mit 390 000 Einwohnern auszudehnen, reiche die Zeit nicht aus, sagte Cantrell. Gewarnt wurde unter anderem vor lang anhaltenden Stromausfällen. An der Küste werden Wellen bis zu 4,5 Metern Höhe erwartet.

In der gesamten Region deckten sich viele Bewohner mit Vorräten und Trinkwasser ein und füllten Sandsäcke. Vor Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Auf Straßen, die aus New Orleans ins Landesinnere führen, standen Fahrzeuge im Stau.

„Ida“ erreicht nach den Vorhersagen auf den Tag genau 16 Jahre nach „Katrina“ im Mississippi-Delta das US-Festland. „Katrina“ traf als Hurrikan der Kategorie 3 mit Windgeschwindigkeiten bis 201 Kilometer pro Stunde auf Land. Die Dämme hielten damals nicht stand. 80 Prozent der Stadt standen unter Wasser. Geschätzt 1800 Menschen kamen damals ums Leben. Zehntausende, die obdachlos geworden waren, mussten in einem Stadion und einem Veranstaltungszentrum unter katastrophalen Bedingungen ausharren.

Meteorologen warnten, dass das von „Ida“ bedrohte Gebiet ganz besonders anfällig sei. Denn es ist ein Zentrum der petrochemischen Industrie, wodurch es im Nachgang des Hurrikans zu Umweltschäden kommen könnte.

US-Präsident Joe Biden genehmigte vor Eintreffen von „Ida“ die Ausrufung eines Bundesnotstands für Louisiana und Mississippi.

(felt/mba/dpa)
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