Hurrikan „Ida“ auf US-Ostküste getroffen Mehr als eine halbe Million Haushalte ohne Strom

New Orleans · Nachdem Hurrikan „Ida“ auf Land getroffen ist sind im US-Bundesstaat Louisiana, inzwischen 530.000 Haushalte ohne Strom. In der Stadt New Orleans werden anhaltende Windböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 110 Kilometern pro Stunde gemeldet.

 Ein Mann geht an einem Teil des Daches vorbei, das durch den Hurrikan Ida von einem Gebäude im French Quarter in New Orleans weggeblasen wurde.

Ein Mann geht an einem Teil des Daches vorbei, das durch den Hurrikan Ida von einem Gebäude im French Quarter in New Orleans weggeblasen wurde.

Foto: dpa/Eric Gay

Infolge des gefährlich starken Hurrikans „Ida“ sind im südlichen US-Bundesstaat Louisiana inzwischen mehr als eine halbe Million Haushalte ohne Strom. Die Einsatzzentrale der Stadt New Orleans, in der knapp 400.000 Menschen leben, teilte in der Nacht mit, es gebe noch vereinzelt Strom, die Zahl der Haushalte ohne Elektrizität steige jedoch „minütlich“. Die interaktive Karte des örtlichen Energieversorgers Entergy zeigte knapp 530.000 Haushalte ohne Strom.

 Das Zentrum des Hurrikans „Ida“ war am Sonntagmittag (Ortszeit) bei Port Fourchon südwestlich von New Orleans auf die Küste getroffen. Auch einige Stunden später, während das Sturmsystem langsam über Land zog, wurde der Hurrikan noch als extrem gefährlicher Sturm der Stärke vier von fünf eingestuft.

„Wir sind immer noch nicht am Höhepunkt und die Windgeschwindigkeiten steigen weiter“, hattee das Lagezentrum der Stadt am Sonntagnachmittag (Ortszeit) über Twitter gewarnt.

Lebensgefährlich, katastrophal, ein Sturm und Überschwemmungen von historischem Ausmaß: Mit diesen Warnungen haben die Verantwortlichen eindringlich an die Anwohner der US-Golfküste appelliert, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Hurrikan „Ida“ traf am Sonntagmittag (Ortszeit) als „extrem gefährlicher“ Wirbelsturm auf die Küste im Bundesstaat Louisiana, wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) erklärte.

Das Zentrum des Sturms war mit der Stärke vier von fünf aus dem Golf von Mexiko kommend südwestlich der Stadt New Orleans bei Port Fourchon auf die Küste getroffen, erklärte das NHC. Der Wirbelsturm habe beim Erreichen der Küste Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde mit sich gebracht, erklärte das NHC. Auch nach etwa vier Stunden über dem südlichen US-Bundesstaat Louisiana hatte der Sturm nur geringfügig an Stärke verloren.

Fotos und Videos örtlicher Medien hatten bereits am Sonntagvormittag nach dem Ankommen erster Ausläufer des Sturms erste Überschwemmungen und heftige Windböen gezeigt. Der NHC maß in einem küstennahem Feuchtgebiet südlich von New Orleans bereits ein um zwei Meter erhöhtes Wasserniveau. Am Flughafen der Stadt gebe es Windböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Stundenkilometern.

Gouverneur John Bel Edwards aktivierte für den Hurrikan die Nationalgarde mit rund 5.000 Soldaten. Die Katastrophenschutzbehörde flog Helfer und Vorräte in die Region, die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz. Alle Flüge nach New Orleans wurden am Sonntag gestrichen. Wegen Tausender fliehender Anwohner der Küstengebiete waren die Autobahnen ins Landesinnere und in die Nachbarstaaten seit Samstag völlig überfüllt. Edwards warnte, „Ida“ werde beim Auftreffen auf Louisiana einer der stärksten Stürme seit 1850 sein.

Rettungskräfte können nach Aussage von Louisianas Gouverneur John Bel Edwards erst ab Montagmorgen in die am schlimmsten von Sturmfluten betroffenen Gebiete vordringen. So lange Hurrikan „Ida“ noch über den küstennahen Gebieten tobe, sei es für Einsätze der Helfer zu gefährlich, sagte Edwards. Die Küstengebiete südwestlich von New Orleans, wo der Sturm am Montagmittag auf Land getroffen war, dürften zunächst nur mit Hubschraubern erreichbar sein. Die meisten der Bewohner dort düften sich aber rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben, sagte er.

„Ida“ traf in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans „Katrina“ auf Land. „Katrina“ hatte in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. New Orleans ist daher inzwischen besser vor Überschwemmungen geschützt, den jüngsten Prognosen zufolge muss die Stadt aber auch mit extrem zerstörerischen Windböen rechnen.

Die prognostizierten starken Winde, der massive Regenfall und die Sturmflut in Louisiana seien alle schon für sich allein betrachtet „lebensgefährlich“, sagte der NHC-Direktor Ken Graham am Sonntag dem TV-Sender CNN. Der Blick auf die Radarbilder des Sturms zeige wie „katastrophal das wird“, sagte Graham. „Das wird eine lebensgefährliche Situation“, warnte er. Graham appellierte an alle Menschen in der Region, sich in Sicherheit zu bringen.

US-Präsident Joe Biden ließ sich von der Katastrophenschutzbehörde Fema zu dem Sturm unterrichten. Fema habe bereits 500 Einsatzkräfte sowie 1,6 Millionen Liter Trinkwasser, eine Million Mahlzeiten und Generatoren in die Region gebracht, erklärte das Weiße Haus.

„Hurrikan Ida stellt eine direkte Bedrohung für die Menschen in New Orleans dar“, warnte Bürgermeisterin LaToya Cantrell vorab. Wegen des schnell herannahenden Sturms habe es keine Zeit mehr gegeben, eine Pflicht-Evakuierung der ganzen Stadt anzuordnen. Sie ordnete daher nur die Evakuierung besonders gefährdeter Gebiete an, die außerhalb der Dämme liegen. New Orleans ist fast gänzlich von Wasser umgeben - im Norden liegt Lake Pontchartrain, im Osten Lake Borgne, im Süden gibt es die Feuchtgebiete entlang der Mississipi-Mündung.

An Teilen der Küste Louisianas, südwestlich von New Orleans, wo der Sturm auf Land traf, war mit einer „lebensgefährlichen“ Sturmflut von fast fünf Metern Höhe zu rechnen, warnte das NHC. Am Lake Borgne sei mit fast vier Metern zu rechnen, am Lake Pontchartrain mit gut zwei Metern. Auch für Teile der östlichen Nachbarstaaten Mississippi und Alabama galten wegen des Hurrikans Flut- und Tornadowarnungen.

Gouverneur Edwards erklärte, küstennahe Krankenhäuser könnten trotz des Hurrikans nicht evakuiert werden, weil es zu viele Corona-Patienten gebe. Derzeit würden in dem Staat mit 4,6 Millionen Einwohnern 2.450 Patienten wegen Covid-19 stationär behandelt, sagte er. Es gebe in Louisiana und den angrenzenden Bundesstaaten keine Kapazitäten mehr, um zusätzliche Patienten aufzunehmen. Für die Einrichtungen seien trotz Generatoren lang anhaltende Stromausfälle infolge des Hurrikans eine große Gefahr. Der Staat habe rund 10.000 Arbeiter mobilisiert, um die Stromversorgung schnell wieder herzustellen, so Edwards. Louisiana und die benachbarten Bundesstaaten befinden sich inmitten einer dramatischen Corona-Welle.

„Ida“ sollte am Montag nordöstlich nach Mississippi und Tennessee weiterziehen. Der Wirbelsturm war am Freitag als Hurrikan der Stufe eins über den Westen Kubas hinweggezogen. Dort verursachte „Ida“ nach Berichten staatlicher Medien Stromausfälle und Schäden.

(juju/felt/dpa/rts)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort