Nach Hurrikan "Harvey" So gehen die Texaner mit der Sturmflut um

Houston · Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen - diese Worte waren wohl selten so wahr wie nach Hurrikan "Harvey". Die Menschen in Texas finden außergewöhnliche und berührende Wege, mit dem Ausnahmezustand umzugehen.

Zuerst kam der Sturm, dann kam der Regen. Besonders die Städte im Süden von Texas hat der Hurrikan "Harvey" getroffen. Einige Häuser sind halb eingestürzt, bei anderen steht das Wasser bis zu den Fenstern. Menschen sitzen triefend nass auf ihren Dächern, nur eine Plastiktüte mit ihren Habseligkeiten in der Hand oder ihrem Hund auf dem Arm. Sie warten auf ein Boot, das sie in Sicherheit bringt.

Die Bilder aus Texas nach dem Hurrikan "Harvey" zeigen zerstörte Städte und Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben. Bisher sind mindestens drei Menschen bei der Unwetterkatastrophe gestorben, etwa 30.0000 Menschen könnten obdachlos geworden sein. Und der Nationale Wetterdienst warnt weiter vor sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen.

In all dem Chaos gibt es immer wieder Geschichten, die Hoffnung spenden. So hat der lokale Unternehmer Jim McIngvale, in Houston besser bekannt als "Mattress Mack", die Türen seines Möbelhauses geöffnet. Wer sicher dorthin komme, schreibt McIngvale bei Twitter, sei willkommen — es gebe Obdach und Essen. Auf den Bildern, die der "Mattress Mack" postet, springen Kinder auf den Matratzen und Menschen sitzen, eingewickelt in Decken, auf Sofas in dem großen Möbelhaus.

 Ein Mann zieht einen aufblasbaren Donut mit seinen Habseligkeiten mit sich.

Ein Mann zieht einen aufblasbaren Donut mit seinen Habseligkeiten mit sich.

Foto: dpa, EGC hjb

Für eine Gruppe von Senioren im Altenheim "La Vita Bella" in Dickinson war die Kommunikation über Twitter wohl die Rettung. Timothy McIntosh, Schwiegersohn der Altenheim-Besitzerin, teilte am Sonntag ein erschreckendes Bild. Mindestens sieben ältere Frauen und eine Katze waren während des Unwetters in dem Altenheim gefangen — mitten im grünlichen Wasser. Den Damen im Rollstuhl reichte es bis zur Hüfte.

"Wir brauchen schnellstmöglich Hilfe, Notdienste, bitte", schrieb McIntosh und das Bild verbreitete sich rasend schnell. Mehr als 5000 Mal wurde der Tweet geteilt — und der Fall rutschte auf der Prioritätenliste der Notdienste nach oben. Nach etwa drei Stunden, meldete McIntosh, wurde das Altenheim evakuiert.

Und auch Privatleute machen sich auf den Weg, um zu helfen. Die "Cajun Navy", eine Gruppe von Freiwilligen, hatte sich 2016 während der Überflutungen in Louisiana zusammengetan. Nun fahren sie mit ihren Booten durch die überfluteten Gebiete und retten Menschen aus ihren Häusern. So auch die Seniorinnen aus dem Altenheim. Zwei Tage nach der Rettung postet die "Cajun Navy" ein Bild der Damen auf ihrer Facebookseite — diesmal im Trockenen.

Die Supermarkt-Kette HEB ist in Texas verwurzelt und hat mehr als 150 Filialen in dem Bundesstaat. Nach dem Hurrikan schickt das Unternehmen mobile Küchen in Lastwagen nach Houston, um die Anwohner mit Essen, Drogerieartikeln und Medikamenten zu versorgen. Wie ein Reporter des texanischen Fernsehsenders KSAT twitterte, können die Mitarbeiter in einer mobilen Küche bis zu 6200 Mahlzeiten in der Stunde servieren.

Auch Haustiere sowie freilaufende Hunde und Katzen hat die Flut erwischt. Darum hat die städtische Tierrettung eine provisorische Tierstation nach dem Sturm eingerichtet. Dort nehmen sie Haustiere von evakuierten Anwohnern vorübergehend auf, wenn die Hunde und Katzen nicht mit in die Notunterkunft dürfen. Auch gerettete Tiere sind willkommen und werden noch vor Ort geimpft.

(veke)
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