Tropensturm Florence US-Behörden ordnen Massenevakuierungen an

Wilmington · „Spielen Sie nicht mit Ihrem Leben“, warnen die amerikanischen Behörden vor Tropensturm „Florence“. Dieser soll Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern pro Stunde erreichen, wenn er auf Land trifft. Weitreichende Stromausfälle drohen.

 Ein Mann trägt Sandsäcke an einem Geschäft in Wrightsville Beach, North Carolina, vorbei, dessen Fenster vor dem herannahenden Tropensturm mit Brettern geschützt wurden.

Ein Mann trägt Sandsäcke an einem Geschäft in Wrightsville Beach, North Carolina, vorbei, dessen Fenster vor dem herannahenden Tropensturm mit Brettern geschützt wurden.

Foto: AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Die US-Behörden haben angesichts des heranjagenden Tropensturms „Florence“ mehr als eine Millionen Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen. Die Staaten Virginia, South und North Carolina ordneten Massenevakuierungen entlang der Atlantikküste an. Meteorologen rechneten damit, dass „Florence“ am Donnerstag die Küste erreicht.

Der nationale Wetterdienst hat für die gesamte US-Ostküste von Florida nach Maine Warnungen vor schlechtem Wetter und Unwetter herausgegeben. 5,4 Millionen Menschen lebten demnach in Gebieten, die von Hurrikan „Florence“ direkt heimgesucht werden könnten oder in denen Auswirkungen indirekt zu spüren sein sollten, erklärten die Meteorologen am Dienstagabend (Ortszeit). Für Regionen mit weiteren vier Millionen Anwohnern wurden Warnungen vor einem etwaigen Tropensturm herausgegeben.

Am Dienstag tobte der Hurrikan noch 1360 Kilometer südöstlich von Cape Fear in South Carolina über dem Atlantik. Das Hurrikanzentrum in Miami rechnete damit, dass „Florence“ über dem Meer noch Kraft gewinnt und von Stufe 4 auf die Hurrikanstufe 5 hochgestuft werden muss. Das bedeutet Windgeschwindigkeiten von 253 Kilometern pro Stunde und mehr. „Der macht mir wirklich Angst“, sagte der Chef des Zentrums, Ken Graham.

Mit dem Hurrikan verbunden sind gewaltige Regenmengen. Computermodelle sagten für Teile North Carolinas mehr als einen Meter Niederschlagshöhe voraus.

„Groß und grausam“

„Dieser Sturm ist ein Monster. Er ist groß und grausam“, warnte der Gouverneur von North Carolina Roy Copper die Bürger. „Spielen Sie nicht mit ihrem Leben.“ „Florence“ habe historische Dimensionen.

Menschen in der Region füllten ihre Vorräte auf, kauften Wasserflaschen und andere Güter. Andere vernagelten ihre Häuser oder verließen ihre Städte. Zwischen Wilmington und Raleigh herrschte dichter Verkehr.

Der US-Flugzeugbauer Boeing schließt wegen des Sturms vorübergehend sein Werk im Bundesstaat South Carolina. Dort wird sonst der Großraumjet 787 montiert. Eine Konzernsprecherin sagte am Dienstag, zunächst seien mehrere der Dreamliner-Maschinen aus der Fabrik in das Werk in Everett im Bundesstaat Washington geflogen worden. Dann sollten die Beschäftigten evakuiert werden.

Massive Stromausfälle erwartet

US-Präsident Donald Trump genehmigte die Ausrufung des Notstands in North Carolina. Das Ministerium für Innere Sicherheit und der US-Katastrophenschutz seien autorisiert worden, dort alle Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge zu koordinieren, teilte das Weiße Haus mit.

„Florence“ dürfte laut Expertenschätzung zu Stromausfällen bei 2,4 Millionen Menschen führen. Wenn der Sturm sich in nördlicher Richtung bewege oder an einem Punkt stehen bleibe und Überschwemmungen verursache, könnten noch mehr Menschen betroffen sein, sagten Ingenieurwissenschaftler der University of Michigan voraus. Viermal so viele Menschen erlebten 2012 in der stärker bevölkerten Gegend rund um New Jersey Stromausfälle, als die Region von Hurrikan „Sandy“ heimgesucht wurde.

Der unter anderem in North Carolina ansässige Energieversorger Duke Energy rechnete mit weiträumigen Stromausfällen. 2000 Fachkräfte aus Florida würden zusätzlich in North und South Carolina stationiert, um die Mitarbeiter dort (4600) zu unterstützen, erklärte das Unternehmen. Duke hat vier Millionen Kunden in den Carolinas.

„Florence“ könnte die Region schlimmer verwüsten als der Hurrikan „Hazel“, der 1954 rund 15 000 Gebäude zertrümmerte und North Carolina 19 Menschen tötete. Damals war die Gegend allerdings deutlich weniger bevölkert als heute.

(sbl/dpa)
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