Britischer Abhörskandal Hugh Grant sagt vor Kommission aus

London · Im Abhörskandal um die Boulevardzeitung "News of the World" haben am Montag die Mutter einer 2002 ermordeten Schülerin und der Schauspieler Hugh Grant ausgesagt. Grant selbst erklärte, sein Telefon sei auch von Redakteuren der Boulevardzeitung "Mail on Sunday" abgehört worden.

Hugh Grant - der ewige Junggeselle
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Der britische Schauspieler sagte am Montag, anders könne er sich nicht erklären, wie das Blatt 2007 zu der Unterstellung kommen konnte, seine Beziehung zu Jamima Khan läge auf Eis. "Mail on Sunday" hatte sich auf Grants angebliche Telefongespräche mit einer Frau berufen, die eine "vornehme Stimme" habe, die von der Zeitung als Managerin eines Studios identifiziert hatte. Nach Grants Angaben gab es eine solche Frau nicht, allerdings habe er Sprachnachrichten von der Sekretärin einer Produzentin bekommen.

"Sie hat mir schmeichelnde und witzige Nachrichten hinterlassen.
Und ihre Stimme kann man schon als vornehm bezeichnen", sagte der Schauspieler. Er könne jedoch nicht nachweisen, dass die "Mail on Sunday" seine Mailbox abgehört habe, gab Grant zu. "Spekulationen? Gut, aber ich bin gespannt, was die Daily Mail oder die Sunday Mail dann als Quelle angeben, wenn sie sich nicht in mein Telefon gehackt haben", sagte er.

Der zerstörte Funken Hoffnung

Sally Dowler beschrieb der Untersuchungskommission ihre Enttäuschung, als sie erfuhr, dass das Handy ihrer bereits toten Tochter im Auftrag der Zeitung abgehört worden war. Die Hoffnung der Eltern, ihre vermisste Tochter Milly lebe vielleicht noch, gründete darauf, dass die Mailbox des Handys, die sie regelmäßig konsultierten, nur eine gewisse Zeit voll war. Während dieser Zeit war nur eine automatische Nachricht zu hören.

Nachdem aber der Detektiv Glenn Mulcaire in die Mailbox eingedrungen war und Nachrichten gelöscht hatte, war wieder die Ansage mit der Stimme des Mädchens zu hören. "Sie hat ihre Nachrichten abgehört, Bob!," rief Sally Dowler damals ihrem Mann nach eigenen Angaben zu. "Sie lebt!" "Ich habe drei Tage lang nicht schlafen können", berichtete Dowler der von Premierminister David Cameron eingesetzten Kommission. Im Juni wurde der Serienmörder Levi Bellfield wegen des Mordes an Milly Dowler verurteilt.

Grant zählt ebenfalls zu den 5800 Abhöropfern, die über die Praktiken der inzwischen eingestellten Zeitung klagten. Bei seiner Aussage warf er auch Zeitungen, die nicht zum Imperium des Medienmoguls Rupert Murdoch gehören, vor, in sein Privatleben einzudringen - wie eben der "Mail on Sunday". Dem "Daily Mirror" warf er vor, sich seine Krankenprotokolle beschafft zu haben.

Ermittlungen laufen noch

Der Untersuchungsausschuss soll zunächst Praktiken und Ethik der britischen Medien untersuchen. Im zweiten Teil der Untersuchung soll es dann um das Ausmaß der illegalen Aktivitäten britischer Journalisten gehen. Vorher müssen aber die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sein. Diese ermittelt einerseits zum Abhören von Telefonen, andererseits zu mutmaßlichen Schmiergeldern, die Journalisten an Polizisten gezahlt haben sollen.

Im Juli war herausgekommen, dass Journalisten der "News of the World" jahrelang Handymailboxen von Prominenten und von Angehörigen getöteter Soldaten und Verbrechensopfern abgehört hatten. Die Affäre führte zur Einstellung des Blatts, dem Rücktritt von Vertrauten Murdochs, ranghohen Polizisten und eines Mitarbeiters von Cameron.

(AFP/dapd)
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