Rückzug von Meghan und Harry Die Chronik einer Entfremdung

London · Prinz Harry und Herzogin Meghan wollen keine „Vollzeit-Royals“ mehr sein. Seit Monaten halten sich die Gerüchte, dass es bei den Royals kriselt. Harry und Meghan ernteten Kritik dafür, dass sie ihre Privatsphäre stärker als andere Mitglieder schützen wollen.

Die schönsten Bilder von Prinz Harry und Meghan Markle
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Die schönsten Bilder von Harry und Meghan

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Foto: dpa/Phil Noble

Die britische Boulevard-Presse lässt Herzogin Meghan nicht aus dem Blick. Dabei hagelt es Kritik und negative Schlagzeilen. Auch in der Königsfamilie ist die Stimmung angespannt. Die Ereignisse der vergangen Jahre könnten Meghan und Prinz Harry dazu gebracht haben, nun von einigen ihrer royalen Pflichten abzurücken.

„Ich habe schon seit langer Zeit gesagt, dass es nicht ausreicht, etwas nur zu überleben, das ist nicht der Sinn des Lebens.“ Diese Worte äußerte Herzogin Meghan im Oktober 2019 in einem Fernsehinterview des britischen Senders ITV. Meghan bezog sich auf das Verhalten der britischen Boulevard-Medien, die seit Monaten kritisch über die Herzogin von Sussex berichtet hatten.

Auch dem Prinzen selbst merkte man an, dass die Berichterstattung über seine Frau ihn belastet. Immer wieder ermahnte er die Presse, die Privatsphäre seiner Familie zu achten und erinnerte an seine Mutter Diana. Sie war 1997 bei einem Autounfall auf der Flucht vor Paparazzi gestorben. Harry war damals 13 Jahre alt und hatte im Anschluss nach eigenen Angaben mit psychischen Problemen zu kämpfen.

„Ich dachte, ich bin über den Berg, aber plötzlich kam alles zurück“, sagte er im ITV-Interview im Oktober. „Ich habe eine Familie, die ich beschützen muss.“ Er werde nicht „das Spiel spielen, das meine Mutter getötet hat.“

Die Erinnerungen an den Tod von Prinzessin Diana mögen zu der kürzlich verkündeten Entscheidung des royalen Paares beigetragen haben, sich aus der ersten Reihe der Königsfamilie zurückzuziehen. Ebenso könnten die verschiedenen Ereignisse der vergangen Monate zu diesem Entschluss geführt haben.

Seit jeher hat das Paar mehr Privatsphäre eingefordert als andere britische Royals. Schon im November 2016, kurz nachdem die Beziehung von Harry zur US-Amerikanerin Meghan Markle bekannt wurde, hatte der Prinz die Medien dazu aufgefordert, die Privatsphäre seiner Freundin zu respektieren. Bereits damals sei die frühere Schauspielerin („Suits“) beschimpft und beleidigt worden. Kritik an Meghan hatte es damals gegeben, weil sie drei Jahre älter als Harry und bereits einmal geschieden ist. Andere störten sich daran, dass Meghan in „Suits“ auch in erotischen Szenen zu sehen war. Auch rassistische Anfeindungen waren dabei.

Bei ihren ersten Auftritten an der Seite von Prinz Harry kam Meghan gut an, die Verlobung des Paares wurde von Royal-Fans mit Freude aufgenommen und der Hochzeit mit Begeisterung entgegen gefiebert. Doch im Vorfeld der großen Feier am 19. Mai 2018 sorgte Meghans Vater Thomas Markle für Aufsehen, als er verkündete, nicht zu der Hochzeit seiner Tochter nach England zu reisen. Eine erste Probe für Meghan als Teil der royalen Öffentlichkeit, die die große Begeisterung der Briten für ihre royale Traumhochzeit jedoch nicht minderte.

Als frisch gebackene Ehefrau von Prinz Harry und Herzogin von Sussex erntete Meghan nach der Hochzeit zunächst viel Anerkennung und Lob – auch von Seiten der britischen Presse. Hin und wieder unterlief ihr dem Protokoll nach ein Fehler. Bei ihrem Debüt in Ascot beispielsweise schlug sie in Anwesenheit der Queen die Beine übereinander. Bei der Verleihung der Young Leader Awards der Königin im Buckingham Palace soll sie nach Harrys Hand gegriffen haben. Und bei der Eröffnung einer Ausstellung in London schlug sie nach dem Aussteigen aus einem Auto selbst die Tür zu. Die Fans störten sich nicht daran und lobten die „menschliche“ Seite der Herzogin.

Wenige Monate später änderte sich die Stimmung. Ende 2018 häuften sich negative Meldungen über Meghan. Britische Medien berichteten, sie sei „schwierig“, habe mit ihrem „herrischen“ Verhalten schon einige Mitarbeiter vertrieben. Auch das Verhältnis von Meghan und Herzogin Kate, der Frau von Prinz William, wurde kritisch beäugt. Die beiden Frauen können sich nicht gut leiden, hieß es, sogar von einem „Zickenkrieg“ wurde gesprochen. Auch die kritischen Stimmen über Verstöße gegen Hofregeln wurden lauter, beispielsweise als Meghan schwarzen Nagellack bei einem Auftritt getragen hatte.

Sogar Meghans Schwangerschaft schien die Öffentlichkeit weiter in Meghan-Liebhaber und Meghan-Kritiker zu spalten. Während die einen der Geburt des „Baby Sussex“ entgegen fieberten, beschwerten andere sich darüber, dass Harry und Meghan die Geburt ihres Kindes erst nach einiger Zeit verkünden wollten. Prinz William und Herzogin Kate hatten ihre drei Kinder bereits einige Stunden nach der Geburt der Öffentlichkeit präsentiert.

Royals: Prinz Harry und Meghan Markle zeigen ihr Baby
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Harry und Meghan zeigen ihren Sohn

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Foto: dpa/Dominic Lipinski

Harry und Meghan ließen sich zwei Tage mit der Präsentation des neuen Royals Zeit: Am 8. Mai 2019 stellten sie ihren Sohn Archie Harrison in einem schnellen Fototermin vor – im kleinen Kreis im Schloss Windsor, nicht vor Fans und Presse. Außerdem hatte auf dem Foto erstmals der Vater das Baby auf dem Arm, nicht wie üblich die Mutter.

Es folgte die Taufe Archies. Wieder gab es kritische Stimmen, da Harry und Meghan sich für eine kleine Taufe in der privaten Kapelle der Queen entschieden hatten. Die Gästeliste und die Namen der Taufpaten blieben geheim. Der Öffentlichkeit wurden nur zwei Fotos der Zeremonie gezeigt.

Meghan Markle und Kate Middleton - der Vergleich
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Meghan Markle und Kate Middleton im Vergleich

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Foto: AFP/DANNY LAWSON

Auch das Verhältnis der Royal-Paare Harry und Meghan und William und Kate stand im vergangen Jahr immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Im April verabschiedeten sich Harry und Meghan vom gemeinsamen Instagram-Account der Brüder und ihrer Frauen, im Juni beschlossen die Paare, ihr ehrenamtliches Engagement künftig zu trennen. Grund dafür soll das schlechte Verhältnis zwischen Meghan und Kate gewesen sein. Und das schien auch das Verhältnis der doch eigentlich als unzertrennlich geltenden Prinzen-Brüder zu trüben. „Als Brüder hat man gute Tage und schlechte Tage“, erklärte Harry im ITV-Interview von Oktober. „Wir befinden uns momentan sicherlich auf unterschiedlichen Wegen.“ Trotzdem liebe er seinen Bruder weiterhin „innig“.

Zuletzt hatten sich Harry und Meghan Ende 2019 eine mehrwöchige Auszeit genommen und waren mit ihrem Sohn Archie nach Kanada gereist, wo Meghan sieben Jahre lang während der Dreharbeiten zu „Suits“ gelebt hatte. Dort verbrachten sie auch Weihnachten, feierten nicht traditionell mit der Queen in England.

Die Ereignisse der letzten Jahre scheinen das royale Paar zu belasten, wie aus dem Oktober-Interview hervor geht. Die Auszeit hat sie womöglich darin bestätigt, sich zurückzuziehen und so zu versuchen, dem strengen Blick der Öffentlichkeit zu entgehen.

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