Fahndung nach Freundin des Geiselnehmers Frankreich sucht Hayat Boumeddiene

Paris · Nach den islamistischen Anschlägen in Frankreich ist sie die meistgesuchte Frau des Landes: Hayat Boumeddiene, die Lebensgefährtin des Attentäters Amedy Coulibaly. Die Polizei warnt, die Gesuchte sei "bewaffnet und gefährlich".

Amedy Coulibaly gilt in den Augen der Ermittler als gefährlich und bewaffnet.

Amedy Coulibaly gilt in den Augen der Ermittler als gefährlich und bewaffnet.

Foto: afp, MR

Nach der 26-Jährigen wird wegen der tödlichen Schüsse auf eine Polizistin am Donnerstag in Montrouge südlich von Paris gefahndet. Ihr Freund Coulibaly, der sich mit mehreren Geiseln in einem jüdischen Supermarkt verschanzt hatte, war am Freitag ebenso wie die beiden "Charlie Hebdo"-Attentäter Chérif und Said Kouachi von der Polizei getötet worden.

Jetzt konzentriert sich die Suche auf Boumeddiene. Tausende Beamte sind im Einsatz, um sie ausfindig zu machen. Die Polizei warnt, die Gesuchte sei "bewaffnet und gefährlich".

Von Boumeddiene kursieren zwei Fotos. Eines der Bilder, das zuerst in der Zeitung "Le Monde" veröffentlicht wurde, zeigt eine verschleierte und mit einer Armbrust bewaffnete Frau. Zusammen mit ihrem Lebensgefährtin war Boumeddiene mehrfach in ein Waldgebiet im Süden Frankreichs gereist, um dort mit der Waffe zu trainieren.

Les selfies de Coulibaly et de sa compagne, arbalète à la main http://t.co/USqEhJmIr9 pic.twitter.com/rCgmKESaQA

Im Kontrast dazu steht das offizielle Fahndungsfoto der Polizei. Darauf ist eine junge, fast kindlich wirkende Frau mit braunen Haaren zu sehen, die teilnahmslos in die Kamera blickt. Das Foto entstand im Jahr 2010, als die Polizei Boumeddiene zu ihrem Lebensgefährten Coulibaly, einem polizeibekannten Islamisten, befragte.

Boumeddiene wird verdächtigt, Coulibalys Komplizin bei dem Mord an einer Polizistin am Donnerstag südlich von Paris gewesen zu sein. Die Ermittler vermuten zudem, dass die junge Frau auch an der Geiselnahme in dem Supermarkt am Freitag beteiligt war - allerdings wurde weder ihre Leiche entdeckt, noch befand sie sich unter den Verletzten.

Boumeddiene stammt aus schwierigen familiären Verhältnissen. Ihre Mutter starb, als Hayat sechs Jahre alt war, danach wuchsen sie und ihre sechs Geschwister unter staatlicher Obhut auf, da sich ihr Vater nicht um die Kinder kümmern konnte. Die 26-Jährige gilt als sehr religiös. Laut Medienberichten verlor sie ihren Job als Kassiererin, weil sie darauf bestand, einen Nikab zu tragen. Ein solcher Schleier verdeckt das Gesicht fast vollständig.

Coulibaly und Boumeddiene vollzogen 2009 eine religiöse Trauung, offiziell verheiratet waren sie aber nicht, da dafür in Frankreich der Gang aufs Standesamt nötig ist. Coulibaly zog nach seiner Haftentlassung im Mai 2014 wieder bei seiner Partnerin ein.

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Der wegen Raubs und Drogenhandels vorbestrafte Coulibaly verbüßte mehrere Gefängnisstrafen. Während seiner Haft wandelte er sich zum radikalen Muslim, offenbar angestachelt von seinem Mithäftling Chérif Kouachi. Die Wandlung zum Teroristen vollzog er offenbar in wenigen Jahren. Noch 2009 schüttelte er dem damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy die Hand.

Vor seinem Tod sagte Coulibaly dem TV-Sender BFMTV in einem Telefoninterview, er sei Mitglied der Dschihadisten-Gruppe Islamischer Staat (IS) und habe seine Taten mit den Kouachi-Brüdern abgestimmt. Auf die Frage, ob auch seine Partnerin in dem Supermarkt sei, antwortete er: "Nein, ich bin alleine. Meine Frau ist nicht da." Den vollständigen Wortlaut des Telefonats finden Sie hier.

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Foto: afp, tlr/ab

Boumeddiene hatte engen Kontakt zu Chérif Kouachis Frau Izzana Hamyd, die bereits am Mittwoch in Polizeigewahrsam genommen wurde. Nach Angaben der Ermittler führten die beiden Frauen im vergangenen Jahr mehr als 500 Telefongespräche. Die Verbindungsdaten und Mitschnitte werden nun ausgewertet, um die Rolle der beiden Frauen zu klären und mögliche weitere Komplizen ausfindig zu machen.

Update 18:13 Uhr: Die unter Hochdruck gesuchte Partnerin des von der Polizei erschossenen islamistischen Geiselnehmers Amedy Coulibaly ist offenbar in die Türkei gereist. Die 26-jährige Hayat Boumeddiene sei schon "seit einer gewissen Zeit" in der Türkei, sagte ein Polizeivertreter am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Boumeddiene war als mögliche Mittäterin bei zwei Verbrechen ihres Lebenspartners Coulibaly gesucht worden: den tödlichen Schüssen auf eine Polizistin im Süden von Paris am Donnerstag und der tödlichen Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt am Freitag.

(AFP)
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