Schiff verliert 270 Container Mäppchen, Fernseher und Ikea-Möbel - was jetzt am Nordseestrand angespült wird

Den Helder/Bremerhaven · Das Frachtschiff MSC Zoe hat in einem Sturm in der Nordsee 270 Container verloren. Viele davon wurden an niederländischen Nordseeinseln angespült, wo Menschen den Inhalt einsammeln. Auf Twitter kursieren kuriose Bilder.

Die skurrilen Funde der Schatzsucher in den Niederlanden
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Foto: dpa/--

Nach der Havarie des Riesenfrachters, der sich auf dem Weg nach Bremerhaven befand, treiben viele der Container unter anderem auch auf die deutsche Nordseeinsel Borkum zu – teils mit gefährlichem Inhalt. In den Niederlanden wurden auf Terschelling, Ameland, Vlieland und Schiermonnikoog bereits gestern mehr als 20 Container angespült.

Zahlreiche Inselbewohner und Urlauber waren schnell am Strand, um sich Gegenstände zu sichern. Über Spielzeug, Möbel, Flachbildschirme und Schuhe war fast alles dabei. Angespülte Gegenstände gelten in den Niederlanden als Strandgut – dass Bürger diese Gegenstände aufsammeln und behalten dürfen, ist völlig legal. Auf den Inseln gibt es eine Jahrzehnte alte Tradition, das Strandgut zu sammeln. Anders sieht es in Deutschland aus, wo solche Handlungen strafbar sind.

Tineke Schokker, Bürgermeisterin der Insel Vlieland, sagte der niederländischen Nachrichtenagentur ANP: „Es ist einfach sehr nett von den Leuten.“ Schließlich würde die Beseitigung des Mülls und das Einsammeln der Waren einen enormen Aufwand bedeuten. „Die Waren aufzubereiten, würde mehr kosten als sie wert sind. Davon abgesehen, wäre es mit den zwei Polizisten, die wir hier haben, sowieso unmöglich, den Strand zu bewachen. Das Zeug ist über den ganzen Strand verteilt.“ Eine Sprecherin des Tourismusvereins Vlielands freute sich über die aktive Beteiligung der Bürger: „Die Leute haben enorm geholfen, der Strand ist im Moment so gut wie ganz aufgeräumt.“

Frachter verliert Container mit gefährlichem Inhalt
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Bert Wassink, Bürgermeister von Terschelling, vermutet, dass das Aufräumen des Strands einige Tage in Anspruch wird. „So etwas ist uns noch nie passiert“, sagte er. „Wir finden ab und zu Container im Wasser, aber nie in solchem Umfang.“ Der Terschellinger Tourismusverein rief auf Facebook sogar dazu auf, sich bei den Aufräumarbeiten zu beteiligen.

Besondere Wachsamkeit herrscht an der ostfriesischen Küste, für die Insel Borkum wurde am Mittwochabend eine Warnmeldung abgesetzt. Es sei möglich, dass Container oder freigesetzte Gefahrstoffe an Land gelangten, hieß es in einer über das Warn- und Informationssystem Katwarn verbreiteten Meldung. „Keinesfalls offene Container oder freigesetzte Stoffe berühren“, warnte der Landkreis Leer. „Sollten Sie einen Container entdecken, bitte umgehend der Rettungsleitstelle, Telefon 112, melden.“

Auch für den Schiffsverkehr stellen die Container ein Risiko dar. „In der Nacht war das Ems-Fahrwasser westlich von Borkum vorübergehend gesperrt“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos am Donnerstag. So sollte verhindert werden, dass Schiffe im Wasser treibende Container rammen könnten. Die Suche nach den restlichen über Bord gegangenen Containern wurde am Morgen nach Sonnenaufgang wieder aufgenommen.

„Die endgültige Zahl der Container wird sich erst bei der Zählung in Bremerhaven herausstellen“, sagte der Sprecher. Das könne einige Tage dauern. Das Cuxhavener Havariekommando hatte zuvor nach Rücksprache mit der Besatzung des Frachters erklärt, dass mindestens einer der Container Gefahrgut enthalte - nämlich Dibenzoylperoxid, das in der Kunststoffproduktion eingesetzt werde.

Dibenzoylperoxid dient zur Härtung von Harzen oder als Bleichmittel für Öle, Fette und Wachse. Es wird meist in Pasten- oder Pulverform verkauft und kann im Extremfall bei großer Hitze explodieren.

Das Containerschiff legte laut Havariekommando in der Nacht auf Donnerstag in Bremerhaven an. Die Fahrt in den Hafen verlief demnach ohne Zwischenfälle. Die „MSC Zoe“ der Reederei Mediterranean Shipping Company aus der Schweiz ist mit über 394 Metern Länge eines der größten Containerschiffe der Welt. Sie kann mehr als 19.000 Standardcontainer laden.

(mit Agenturmaterial)

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