Frankreich Häftling flieht zum zweiten Mal im Hubschrauber

Grasse (RPO). Er galt als einer der am besten bewachten Häftlinge Frankreichs und doch gelang ihm wieder die Flucht: Zum zweiten Mal in seiner Kriminellenlaufbahn floh der französische Gangster Pascal Payet am Samstag per Hubschrauber.

Auf diesem Knast landete der Hubschrauber
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Foto: AFP

Wie schon im Oktober 2001 floh er im Hubschrauber, wie die französischen Strafvollzugsbehörden mitteilten. Komplizen hatten für ihn einen Hubschrauber samt Pilot entführt und ihn damit aus dem Gefängnis in Grasse befreit. Die Polizei fahndet nun mit Hochdruck nach dem verurteilten Mörder. Payets Anwalt erklärte am Sonntag, sein Mandat habe die Haft nicht mehr ertragen.

Nach Angaben der Ermittler nahmen vier bewaffnete, vermummte Männer am Samstagabend einen Hubschrauberpiloten auf dem Flughafen von Cannes als Geisel. Sie zwangen ihn, zum Gefängnis in Grasse in den Seealpen zu fliegen, in dem Payet seine Haftstrafe absaß. Pünktlich zum Schichtwechsel landete der Hubschrauber auf dem Dach der Haftanstalt. Nachdem sie mehrere Türen aufgebrochen und Payet aus seiner Zelle im Sicherheitstrakt befreit hatten, starteten die Gangster wieder.

"Das passierte extrem schnell, alles hat nur fünf Minuten gedauert", sagte der Verantwortliche für Sicherheit in den französischen Strafvollzugsbehörden, Maurice Barate. Die Wachleute hätten den Hubschrauber zwar landen sehen, aber aus Rücksicht auf den gekidnappten Piloten nicht geschossen. In Brignoles im Departement Var ließen die Täter den Piloten geknebelt aber unversehrt frei. Der befreite Häftling und seine Komplizen setzten ihre Flucht zu Fuß fort. Rund 150 Polizisten nahmen die Fahndung auf.

Der aus Marseille stammende Payet war wegen Mordes an einem Geldboten zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Er galt als einer der bestbewachten Häftlingen in Frankreich und durfte nie länger als sechs Monate im gleichen Gefängnis bleiben. 2001 war er ebenfalls in einem Hubschrauber aus einem Gefängnis in Luynes im Departement Bouches-du-Rhône geflohen, wo er in Untersuchungshaft saß. 2003 organisierte er aus dem Untergrund die Befreiung von drei Komplizen aus dem Knast von Luynes - natürlich mit dem Hubschrauber.

Payets Anwalt erklärte, sein Mandat habe die ständigen Verlegungen nicht ertragen und nur einen Ausweg gesehen: Die Flucht. "Wenn man in seinem Alter keine andere Perspektiven hat als 30 oder 40 Jahre Gefängnis, ist die Hoffnung auf Flucht das einzige was bleibt", sagte er.

Die Ausbrecherquote aus französischen Gefängnissen ist nach Angaben der Justizbehörden eine der niedrigsten in Europa. Allerdings sei die Flucht mit dem Hubschrauber eine "französische Spezialität". Seit 1981 habe es bereits mehr als ein Dutzend Ausbrüche dieser Art gegeben.

(afp)
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