Lopez klagt vor Pariser Gericht Grundschullehrer aus "Sein und Haben" will 250.000 Euro

Paris (rpo). Der Dokumentarfim "Sein und Haben" über einen französischen Grundschullehrer in einer Einheitsklasse in einem kleinen Dorf lief mit großem Erfolg in Frankreich und auch in Deutschland. Jetzt hat der Lehrer Georges Lopez den Regisseur und den Produzenten auf 250.000 Euro verklagt.

<P>Paris (rpo). Der Dokumentarfim "Sein und Haben" über einen französischen Grundschullehrer in einer Einheitsklasse in einem kleinen Dorf lief mit großem Erfolg in Frankreich und auch in Deutschland. Jetzt hat der Lehrer Georges Lopez den Regisseur und den Produzenten auf 250.000 Euro verklagt.

Der mittlerweile pensionierte Pädagoge verlangt Arbeitslohn und macht unter anderem das Recht auf sein eigenes Bild geltend, wie die Pariser Justiz am Mittwoch mitteilte. Der Anwalt von Regisseur Nicolas Philibert, Roland Rappaport, sagte, Lopez sei der Erfolg offenbar zu Kopf gestiegen.

Philibert hatte ein Jahr lang die Arbeit Lopez' als einziger Lehrer in einer Zwergschule im Zentralmassiv begleitet. Sein mehrfach ausgezeichneter Film fand in Frankreich eineinhalb Millionen Zuschauer und lief auch in den deutschen Kinos. Lopez und seine kleinen Schüler waren 2002 bei der Vorstellung von "Etre et avoir" beim Filmfestival von Cannes dabei. Der Lehrer wurde für seine behutsame und einfühlsame Arbeit mit Jojo, Olivier und Co. mit Lobeshymnen überschüttet.

Anwalt Rappaport sagte dem Radio Europe-1, er finde die ganze Sache traurig. Sie werfe aber auch die grundsätzliche Frage auf, ob Mitwirkende in einem Dokumentarfilm Schauspieler seien und bezahlt werden müssten.

Lopez klagt auch wegen "betrügerischer Nachahmung", einen Vorwurf, den Anwalt Rappaport zurückwies. Gegenstand des Films sei nicht "der Unterricht des Herrn Lopez, sondern eine Einheitsklasse in einem kleinen Dorf", sagte der Jurist der Zeitung "Libération". Vor einem Pariser Gericht will Lopez die Zahlung von 250.000 Euro Entschädigung durchsetzen. Wie die Zeitung weiter berichtete, verlangt der Lehrer vor einem Arbeitsgericht außerdem gut 61.000 Euro, darunter Arbeitslohn von 22.500 Euro sowie Urlaubsgeld.

Regisseur Philibert berichtete der Zeitung, wie er nach monatelanger Suche für sein Filmprojekt die Schule in der Auvergne gefunden habe. "Wir haben zweieinhalb Stunden miteinander gesprochen. Ich habe ihm Kassetten mit meinen früheren Filmen dagelassen. Zwei Tage später rief er mich an, um mir zu sagen, dass er einverstanden sei." Lopez habe selbst das Einverständnis der Eltern eingeholt.

Der Lehrer verfolgte den Angaben zufolge den Schnitt des Films und war wie seine Schüler bei der Premiere dabei. Laut Philibert gab es keinen schriftlichen Vertrag mit Lopez. "Libération" schrieb, schon bald habe der Lehrer Geld verlangt. Die Produzenten spendeten einen Teil der Einnahmen der Schule und boten dem Pädagogen 37.500 Euro für seine Beteiligung an der Promotion des Films. Daraufhin habe Lopez einen Arbeitsvertrag verlangt, was die Produzenten abgelehnt hätten, sagte Rappaoport.

"'Sein und haben': Der Grundschullehrer will lieber haben", titelte "Libération". Dabei habe Lopez noch vor einem Jahr das Filmprojekt als "großartiges kollektives Abenteuer" gelobt.

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