Besondere Urne Mein Vater, der Baum

Düsseldorf · Ein spanisches Unternehmen bietet Urnen an, aus denen mit der Asche des Verstorbenen Bäume wachsen. Auf die Idee brachte den Gründer die Gartenarbeit mit seiner Großmutter.

 Aus dieser Urne erwächst ein Baum — hoffentlich.

Aus dieser Urne erwächst ein Baum — hoffentlich.

Foto: Bios

Jay Junker aus Vermont hat einen Traum: Eines Tages möchte er seine Hängematte zwischen zwei Bäumen aufhängen, sich im Wind wiegen und dabei das Gefühl haben, das sein Vater über ihn wacht. In einer Eiche, die aus der Asche des Verstorbenen erwächst. Ein Pflänzchen ist es bereits.

 Die Urne zersetzt sich im Laufe der Zeit.

Die Urne zersetzt sich im Laufe der Zeit.

Foto: Bios

Möglich machen das zwei Menschen, die ein paar Tausend Kilometer entfernt in Spanien leben. Die Brüder Gerard und Roger Moline und ihr Unternehmen "Bios" bieten mit ihren besonderen Urnen einen Alternative zu den üblichen Bestattungen an, eine Möglichkeit, mehr als nur symbolisch aus dem Tod wieder Leben zu machen. In ihren Urnen wachsen Bäume mithilfe der Asche der Toten.

Die Idee hatte Gerard bereits als Kind. Mit seiner Großmutter arbeitete er damals im Garten. Sie fanden und begruben einen toten Vogel, die Oma legte auf die Erde auch Samen. Der Gedanke, aus dem Tod wieder Leben zu machen, blieb bei Gerard hängen. 2002 pflanzte ein Freund einen Prototypen in Barcelona ein, der Blauglockenbaum blüht mittlerweile jährlich. 2013 gründete Gerard mit seinem Bruder Roger die Firma "Bios", um die Urnen gewerbsmäßig herstellen zu lassen. Sie kosten 145 Dollar (130 Euro), das Unternehmen bietet sie unter anderem mit Samen für Ahorn, Pinie und Eiche an.

Das Prinzip: Die Urne besteht aus zwei Kammern. In der unteren Kammer wird die Asche des Verstorbenen gefüllt, in die obere Samen und Erde. Wird die Urne in die Erde eingegraben, zersetzt sie sich, die Wurzeln des Bäumchens erstrecken sich auch in die Asche, der Nährstoffe an die Pflanze abgibt.

Die Idee hat auch ihre Kunden überzeugt. Auf der Webseite sind die Erfolgsgeschichten zu lesen von Menschen, die Asche von Angehörigen in die Urne füllten und nun zusehen, wie in ihrem Garten daraus allmählich ein Baum wächst. Einer nutzte sogar die Asche seiner Dogge.

In Deutschland ist es allerdings nicht gestattet, die Asche eines Verstorbenen im eigenen Garten zu begraben. Aber nicht nur aufgrund der Gesetze sieht Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums "Deutsche Bestattungskultur", die Urne der Spanier kritisch. Unter anderem hätten so Bekannte und Freunde keinen Zugang, wenn die Urne im eigenen Garten begraben ist, außerdem sei es wichtig, sich in seiner Trauer vom Verstorbenen zu lösen. Das sei schwierig, wenn die Urne im Garten liegt. "Bestatter wissen um die veränderten Bedürfnisse der Menschen, aber sie müssen nicht alles mitmachen."

(seda)
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