Regierung weist Bericht zurück Griechische Küstenwache soll Migranten ins Meer geworfen haben

Athen · Ein Mann aus Kamerun beschuldigt die griechische Küstenwache, ihn und zwei andere Migranten vor der griechischen Insel Samos nahe der türkischen Küste ins Meer geworfen zu haben.

 Migranten auf einem Boot (Symbolfoto).

Migranten auf einem Boot (Symbolfoto).

Foto: dpa/Joan Mateu

Die beiden anderen Männer ertranken, wie der „Spiegel“, der britische „Guardian“, das französiche Nachrichtenportal „Mediapart“ und das niederländische Recherchenetzwerk „Lighthouse Reports“ am Donnerstag berichteten. Die griechische Regierung wies die Darstellung als falsch zurück.

Der Mann aus Kamerun gibt den Berichten zufolge an, im September vergangenen Jahres zusammen mit zwei anderen Männern aus Kamerun und der Elfenbeinküste von griechischen Grenzschützern von der Insel Samos verschleppt und anschließend ins Meer geworfen worden zu sein. Die beiden anderen Männer wurden später von türkischen Beamten tot aufgefunden.

Der „Spiegel“ und seine Partnermedien haben nach eigenen Angaben mehr als ein Dutzend Augenzeugen zu dem Fall befragt und medizinische Berichte, Fotos und Videos sowie Satellitenaufnahmen ausgewertet. Sie berufen sich zudem auf Informanten in griechischen Sicherheitsbehörden.

Die Recherchen stützen demnach die Darstellung des Kameruners. Seine Beschreibung der türkischen Küstenregion decke sich mit Satellitenfotos und seine Angaben zum Wellengang stimmten mit dem Wetterbericht überin. Dass die beiden Verstorbenen zuvor auf Samos waren, lässt sich demnach anhand der Aussagen von sieben weiteren Geflüchteten belegen.

Die an den Recherchen beteiligten Journalistinnen und Journalisten berufen sich zudem auf zwei griechische Beamten, denen zufolge griechische Küstenwächter tatsächlich immer wieder Flüchtlinge über Bord werfen. Die Taktik werde vor allem bei kleinen Gruppen genutzt. Die türkische Küstenwache hat den Berichten zufolge seit Mai vergangenen Jahres 29 sogenannte Pushbacks registriert, bei denen Menschen ins Wasser geworfen worden sein sollen.

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarachi sprach von „Falschnachrichten“, hinter denen „türkische Propaganda“ stecke. „Da die türkischen Behörden nichts unternehmen, rettet die griechische Küstenwache weiterhin jedes Jahr das Leben von tausenden Männern, Frauen und Kindern auf See“, erklärte er in einer Stellungnahme. Seinen Angaben zufolge hat die griechische Küstenwache von 2015 bis 2021 „230.000 Menschen aus Drittstaaten“ aus Seenot gerettet.

Laut dem „Spiegel“ bereiten griechische Anwälte eine Klage vor einem örtlichen Gericht vor. Türkische Anwälte haben demnch eine Beschwerde beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof eingereicht.

(mba/AFP)
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