Schweizer sitzt in russischem Gefängnis ein Greenpeace-Aktivist prangert Haftbedingungen an

Moskau · Ein in Russland inhaftierter Schweizer Greenpeace-Aktivist hat in einem Brief an Medien seine Haftbedingungen angeprangert. Seit 24 Tagen sitze er allein in einer kalten Zelle, heißt es in dem Schreiben des 28-jährigen Marco Weber, das die Schweizer Wochenblätter "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" veröffentlichten.

Darin schreibt Weber auch, er bereue nicht, am 18. September an dem Versuch teilgenommen zu haben, eine Bohrinsel des Gazprom-Konzerns zu entern. Damit sollte auf Umweltrisiken durch die Gas- und Ölförderung in der Arktis-Region aufmerksam gemacht werden. Er wisse, dass er "das Richtige getan" habe. "Das wiederum hilft mir, die Ungerechtigkeit der Gefangenschaft und der Entbehrungen zu ertragen."

Boden und Wände seiner Zelle, ein vier mal fünf Meter großer Raum, seien aus Beton. Es gebe "keine Fenster, kein Tageslicht", schreibt Weber. "Die Decke ist aus massiven Eisengittern, und Wärter patrouillieren darüber. Der Raum ist dreckig und feucht." Außer regelmäßigem Besuch vom Schweizer Konsulat in St. Petersburg habe er keinen Kontakt zur Außenwelt. Er danke der Schweizer Regierung für ihre Unterstützung, erwarte von ihr aber auch ein "ehrliches öffentliches Statement gegenüber Russland".

Brief vor Abschwächung der Anklage geschrieben

Der Brief wurde geschrieben, bevor die russische Justiz am Mittwoch die Anklage abschwächte. Den Greenpeace-Aktivisten wird demnach nicht mehr wegen "bandenmäßiger Piraterie", sondern wegen "Rowdytums" der Prozess gemacht. Auf "bandenmäßige Piraterie" stehen bis zu 15 Jahre Haft, bei "Rowdytum" drohen den Angeklagten maximal sieben Jahre Gefängnis.

Die russische Küstenwache hatte das Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" am 19. September in der Barentssee aufgebracht. Außer Aktivisten der Umweltschutzorganisation waren auch Reporter an Bord. Die Festnahme der 30 Schiffsinsassen aus 18 Ländern führte im Ausland zu scharfen Protesten. Russland soll sich wegen des Vorfalls auch vor dem Internationalen Seegericht in Hamburg verantworten.

Die niederländische Regierung schaltete den Seegerichtshof (ISGH) ein, weil der Eisbrecher "Arctic Sunrise" unter niederländischer Flagge unterwegs war. Die Regierung in den Haag will die Freilassung der Inhaftierten und die Herausgabe des Schiffes erreichen.

(AFP)
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