Prozess gegen Amish-People beginnt Glaubensbrüder zwangsrasiert

Washington · In den USA stehen derzeit 16 Mitglieder eines extremen Clans der Amish vor Gericht. Sie werden beschuldigt, ihren Glaubensbrüdern und -schwestern gewaltsam Bärte oder Haare abgeschnitten zu haben.

Amish 2.0
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Ein aufsehenerregender Prozess um Zwangsrasuren in einer Gemeinde der Amischen-Religionsgemeinschaft hat am Montag im US-Bundesstaat Ohio begonnen. Vor einem Bezirksgericht in Cleveland stehen 16 Mitglieder eines extremen Clans der Amish. Sie werden beschuldigt, im vergangenen Herbst Glaubensbrüdern und -schwestern gewaltsam Bärte oder Haare abrsasiert zu haben.

Das sollte eine Strafe für mangelnde Folgsamkeit sein und gilt bei den Amischen, die zurückgezogen ohne Strom, Telefone oder Autos leben, als starke Demütigung. Hauptangeklagter ist der Amischen-Bischof Sam Mullet, der seine Gemeinde mit eiserner Faust regiert und seine Gefolgsleute zu der Tat angestiftet haben soll.

Der Prozess wird nach Schätzungen etwa drei Wochen dauern. Zum Auftakt am Montag wurde mit der Auswahl der zwölf Geschworenen begonnen. Die Tat soll nach Bundesgesetzen als "Hassverbrechen" geahndet werden. Dies bedeutet, dass den Angeklagten im sogenannten Bartkrieg im Fall eines Schuldspruches lange Haftstrafen drohen.

Kein Telefon und keine Elektrizität

Die christliche Religionsbewegung der Amish ehnt den technischen Fortschritt überwiegend ab. Sie führen ein einfaches, bäuerliches Leben, meist unter Verzicht auf technische Errungenschaften wie Telefon oder Elektrizität. Statt Autos nutzen sie Pferdegespanne. Sie bevorzugen altmodische Trachten, die erwachsenen Männer tragen Bärte. Ihre Kinder besuchen keine öffentlichen Schulen, sondern werden privat unterrichtet. Die Muttersprache der Amish ist ein pfälzischer Dialekt.

Ihre Wurzeln haben sie in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts. 1693 spalteten sie sich unter Führung des Schweizer Bischofs Jakob Ammann - daher der Name - von den Mennoniten ab. In Europa häufig verfolgt, emigrierten die Amischen seit Anfang des 18. Jahrhunderts in die USA. Heute leben dort knapp 274 000 von ihnen - vor allem in den Bundesstaaten Ohio, Pennsylvania und Indiana.

(dpa)
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