Epstein-Freundin Jury spricht Ghislaine Maxwell in Missbrauchsprozess schuldig

New York · Der Britin wurde vorgeworfen, systematisch Mädchen zum Finanzier Jeffrey Epstein gebracht zu haben, die von ihm dann sexuell missbraucht wurden. Ihr droht eine jahrelange Haftstrafe. Ihre Anwälting kündigte Berufung an.

 Auf dieser Skizze des Gerichtssaals sitzt Ghislaine Maxwell (M) im Gerichtssaal während ihres Prozesses wegen Sexhandels.

Auf dieser Skizze des Gerichtssaals sitzt Ghislaine Maxwell (M) im Gerichtssaal während ihres Prozesses wegen Sexhandels.

Foto: dpa/Elizabeth Williams

Die langjährige Vertraute des verstorbenen US-Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, ist wegen Sexhandels mit Minderjährigen verurteilt worden. Die Geschworenen des zuständigen Bundesgerichts in New York befanden die 60-Jährige am Mittwoch in fünf der sechs Anklagepunkte für schuldig. Maxwell droht nun eine jahrzehntelange Gefängnisstrafe. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. Ihre Anwältin kündigte bereits Berufung an.

Der Schuldspruch der zwölfköpfigen Jury fiel einstimmig nach rund 40-stündigen Beratungen, die am Montag vergangener Woche begonnen hatten. Als Richterin Alison Nathan das Urteil verkündete, zog die im Gerichtssaal sitzende Maxwell langsam ihre Corona-Schutzmaske herunter und trank in kleinen Schlücken Wasser.

Die Anklage hatte der Tochter des verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell vorgeworfen, über Jahre systematisch Minderjährige für Epstein rekrutiert zu haben, die von dem bestens vernetzten Finanzinvestor dann sexuell missbraucht wurden. Maxwell beteiligte sich demnach teilweise auch selbst an dem Missbrauch.

Staatsanwältin Alison Moe sagte vergangene Woche in ihrem Schlussplädoyer, Maxwell sei eine "raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat". Sie sei Epsteins "Komplizin" bei "furchtbaren Verbrechen" gewesen und der "Schlüssel" beim sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch den Multimillionär.

Die Vorwürfe umfassten einen Zeitraum zwischen 1994 und 2004. Während des dreiwöchigen Prozesses sagten vier mutmaßliche Epstein-Opfer aus. Zwei von ihnen waren nach eigenen Angaben nur 14 Jahre alt, als der sexuelle Missbrauch begann.

Die Staatsanwaltschaft begrüßte am Mittwoch den Schuldspruch gegen Maxwell. "Der Weg zur Gerechtigkeit war viel zu lang", erklärte Staatsanwalt Damian Williams. "Aber heute ist Gerechtigkeit geübt worden." Maxwell sei eines der schlimmsten vorstellbaren Verbrechen schuldig gesprochen worden - sexuellen Missbrauch von Kindern ermöglicht und sich an ihm beteiligt zu haben.

Maxwells Anwältin Bobbi Sternheim sagte hingegen, sie sei "sehr enttäuscht von dem Urteil". Ihr Team arbeite bereits an einer Berufung und sei "zuversichtlich, dass sie Recht bekommen wird".

Der Prozess dauerte einen Monat. Wann das Strafmaß bekanntgegeben wird, ist noch unklar. Maxwell hat die Vorwürfe gegen sie bestritten. Sie wollte im Prozess nicht selbst aussagen.

Ihre Verteidigung argumentierte, Maxwell sei ein Opfer der Staatsanwaltschaft, die dafür sorgen wolle, dass die mutmaßlichen Missbrauchsopfer von Epstein Gerechtigkeit bekämen. Der bereits 2008 wegen Sexualverbrechen verurteilte Epstein war im August 2019 nach seiner Festnahme tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden worden. Nach Angaben der Behörden nahm der 66-Jährige sich das Leben.

Zu den mutmaßlichen Beweisen gegen Maxwell, die im Prozess präsentiert wurden, gehörten Bankunterlagen, wonach Epstein Maxwell 30,7 Millionen Dollar überwiesen hatte. Die vier Frauen sagten aus, Maxwell habe ihren Charme und Geschenke eingesetzt, um das Vertrauen der damaligen Mädchen zu gewinnen. Maxwell habe sie dazu gebracht, Epstein zu massieren. Das sei dann zu einem sexuellen Akt geworden. Maxwell wurde auch vorgeworfen, sich direkt an sexuellem Missbrauch beteiligt zu haben.

Epstein war mit einflussreichen Politikern und Unternehmern befreundet. Im Prozess sagten Piloten aus, die erwähnten, dass bekannte Persönlichkeiten wie Prinz Andrew, der frühere US-Präsident Bill Clinton und der frühere US-Präsident Donald Trump einst mit Privatjets von Epstein geflogen seien.

Gegen Maxwell gibt es noch ein weiteres Gerichtsverfahren. In einem Prozess soll es um den Vorwurf des Meineids gehen. Zudem gibt es Klagen, bei denen es um Maxwell und Epstein geht. Unter anderem klagt eine Frau, dass sie als 17-Jährige zu sexuellen Begegnungen mit Prinz Andrew gezwungen worden sei. Andrew hat das bestritten.

(peng/dpa/AFP)
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