Angespülter Kadaver Gestrandeter Wal auf Texel kollidierte offenbar mit Schiff

De Koog/Texel · Der am Strand der niederländischen Insel Texel angespülte Finnwal ist wohl mit einem Schiff kollidiert und an den Folgen verendet. Darauf deutet die Obduktion des Kadavers hin. Tierschützer beklagen: Schiffskollisionen bedrohten in manchen Regionen ganze Walbestände.

Der fast 19 Meter lange und rund 30 Tonnen schwere Wal war am Sonntag tot an den Strand der beliebten Ferieninsel gespült worden. Wie die Zeitung "Texelse Courant" am Mittwoch berichtete, handelt es sich bei dem Tier um ein etwa 30 Jahre altes Weibchen. Die Obduktion lege nahe, dass der Wal nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, sondern mit dem Bug eines Schiffes kollidiert war.

Pierre Bonnet, Biologe am Meeresforschungsinstitut Ecomare, sagte der niederländischen Zeitung, man habe Kot im Darm des Kadavers gefunden - das deute darauf hin, dass das Tier an einer Verletzung starb; bei an Krankheiten verendeten Walen sei der Darm leer. Auch Altersschwäche als Todesursache falle weg: Finnwale werden bis zu 100 Jahre alt.

Toter Finnwal am Strand von Texel angespült
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Toter Finnwal am Strand von Texel angespült

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Foto: Oliver Schaulandt

Das Tier könnte den Angaben nach hunderte Kilometer weit von einem Schiff mitgeschleppt worden sein. Finnwale sind in allen Weltmeeren beheimatet, aber dass sie in die Nordsee vordringen, ist selten. Für Forscher ist der Fund des Giganten der Meere eine Sensation: Das Skelett sei durch die Kollision zwar beschädigt worden, aber es sei komplett und insgesamt gut erhalten - eine Seltenheit.

Tierschützer warnen indes vor den Folgen von Schiffskollisionen für Wale. Wie oft es solche Unfälle gebe, sei nicht bekannt, sagte Fabian Ritter, Meeresbiologe bei der Walschutzorganisation WDC, unserer Redaktion. Ritter betreut eine Datenbank zu diesem Thema: Sie listet 1200 bekannt gewordene Kollisionsfälle von vor 300 Jahren bis heute. "Klar ist, dass die Zahl mit dem wachsenden Schiffsverkehr rapide angestiegen ist", sagt Ritter. Auch seien die Schiffe heute schneller unterwegs als früher, wodurch Kollisionen häufiger tödlich für die Tiere endeten.

"Wale kommen zum Atmen an die Oberfläche, das ist der kritische Moment", sagt Ritter. Finn- und Buckelwale seien besonders anfällig für Kollisionen. In einigen Regionen sind laut dem Meeresschutzexperten sogar ganze Populationen vom Aussterben bedroht, weil es so oft Unfälle mit Schiffen gibt. Das sei etwa bei Glattwalen vor der US-Ostküste und Pottwalen vor den Kanaren der Fall. Die Tierschützer vom WDC fordern Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe sowie Schutzzonen und die Umleitung des Schiffsverkehrs aus Gebieten, in denen sich besonders viele Wale tummeln.

14 Meter lange Pottwale an Dänemarks Küste gespült
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14 Meter lange Pottwale an Dänemarks Küste gespült

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Am Fundort des Finnwals auf Texel, unweit des Touristenortes De Koog, hatten in den vergangenen Tagen zahlreiche Urlauber die Überreste des riesigen Tieres bestaunt. Auch niederländische Fernsehteams waren angerückt. Finnwale zählen, wie ihre engen Verwandten, die Blauwale, zu den größten Säugetieren der Erde. Allein die Fluke des angespülten Tieres, seine Schwanzflosse, war fast drei Meter lang. Wegen Infektionsgefahr musste der stinkende Kadaver mit Flatterband abgesperrt werden.

Am Mittwoch war von dem toten Tier am Strand nichts mehr zu sehen: Das Wal-Weibchen wurde inzwischen zerlegt, sein Fleisch von den Knochen gelöst. Die sollen demnächst im Naturkundemuseum auf Texel ausgestellt werden. Vorher müssen sie allerdings trocknen. Das kann acht bis zwölf Monate dauern.

(oli / oko)
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