Australische Studie deckt auf Schlangen haben doch eine Klitoris

Adelaide · Ein Forscherteam hat das Geheimnis um die Geschlechtsorgane weiblicher Schlangen gelüftet. Wie bei vielen Arten wurden sie im Vergleich zu ihren männlichen Gegenstücken auch bei den Kriechtieren lange Zeit übersehen.

Blick auf eine Schlange im Terrarium. (Symbolbild)

Blick auf eine Schlange im Terrarium. (Symbolbild)

Foto: Robert Wagner

Es gibt Themen, die auch unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bisher nicht ausreichend Aufmerksamkeit erhalten haben. Eines davon sind – ohne Frage – die Geschlechtsorgane weiblicher Schlangen, auch wenn sie nicht die einzigen Opfer dieses Desinteresses sind. „Im gesamten Tierreich werden weibliche Genitalien im Vergleich zu ihren männlichen Gegenstücken übersehen“, sagte Megan Folwell, eine Doktorandin der School of Biological Sciences der University of Adelaide in Südaustralien, die die Forschung leitete.

Dies wollten Folwell und ihr internationales Forscherteam nun ändern. Ihre Studie, die sie im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B Journal“ veröffentlichten, liefert die erste anatomische Beschreibung einer weiblichen Schlangenklitoris. Damit würden sie nun auch der langjährigen Annahme widersprechen, dass die Klitoris bei Schlangen entweder fehle oder nicht funktionsfähig sei, so die Biologin.

Stimulation beim Sex

Im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die weiblichen Genitalien in erwachsenen Schlangenexemplaren und verglichen diese mit den Genitalien erwachsener und jugendlicher männlicher Schlangen. In die Studie wurden insgesamt neun Arten, darunter aus Australien, Mexiko und Afrika, einbezogen. Unter den untersuchten Schlangen war auch die hochgiftige Todesotter aus Australien.

Dabei fanden die Forschenden heraus, dass die herzförmige Klitoris der Schlange aus Nerven und roten Blutkörperchen besteht, die mit Schwellkörpern vergleichbar sind. Dies lässt die Vermutung zu, dass die Klitoris während der Paarung anschwillt und stimuliert wird. Letzteres sei eine wichtige Erkenntnis, meinte Kate Sander, eine Biologie-Professorin der University of Adelaide. Denn bisher sei oft angenommen worden, dass die Weibchen bei der Paarung eher gezwungen würden – und „keine Verführung“ stattfinde.

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Foto: Shutterstock.com / taviphoto

Weibliche Genitalien leider ein Tabu

Dank der neuen Studie könnten die weiblichen Genitalien von Schlangen nun korrekt anatomisch beschrieben und betitelt werden. Außerdem würden die Forschungsarbeiten dabei helfen, Systematik, reproduktive Evolution und Ökologie bei schlangenähnlichen Reptilien wie Eidechsen besser zu verstehen, hieß es vonseiten der südaustralischen Universität.

Die Doktorandin Folwell meinte zudem, sie sei auch einfach stolz auf ihre Forschung, weil weibliche Genitalien bei allen Arten „leider immer noch ein Tabu“ seien. Laut ihrer Professorin war Folwell die treibende Kraft hinter der Forschung gewesen. Sie habe eine „neue Perspektive auf die genitale Evolution“ mitgebracht, meinte Sander. „Diese Entdeckung zeigt, wie die Wissenschaft unterschiedliche Denker mit unterschiedlichen Ideen braucht, um voranzukommen“, sagte sie.

Etablierter Beruf: Schlangenfänger

Auch wenn die Geschlechtsorgane weiblicher Schlangen bisher eher ein Mysterium waren, so sind die Tiere in Australien ansonsten durchaus ein Thema, mit dem sich die Wissenschaft intensiv auseinandersetzt. Letzteres liegt daran, dass einige der giftigsten Schlangen der Welt in Australien leben, wobei der eigentlich recht friedliche Inlandtaipan den Titel der giftigsten Schlange der Welt für sich in Anspruch nehmen kann. Insgesamt gibt es in Australien mehr als 100 Schlangenarten, von denen aber nur einige so giftig sind, dass sie einen Menschen töten können.

Trotz der ausreichend vielen Giftschlangen im Land sind Schlangenbisse bei Menschen in Australien nicht an der Tagesordnung. Zudem gibt es wirksame Gegengifte. Diese erhalten mehrere Hundert Personen pro Jahr. Im Durchschnitt sterben meist ein bis zwei Menschen pro Jahr an einem Schlangenbiss. Schlangen sind das ganze Jahr über gefährlich, doch in den wärmeren Monaten ist die Gefahr höher, weil die Reptilien dann deutlich aktiver sind. Und auch, wenn es auf dem Land mehr Schlangen als in der Stadt gibt, so dürfen sich Stadtbewohner keinesfalls zu sicher fühlen. Auch in den Großstädten werden jedes Jahr etliche giftige und ungiftige Schlangen aus Häusern geholt. Der Beruf des Schlangenfängers ist daher in Australien durchaus etabliert.

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