Türkei Gericht fällt hartes Urteil nach Christen-Morden

Istanbul · Mehr als neun Jahre nach den tödlichen Angriffen auf drei Christen in der Türkei sind die fünf Hauptangeklagten wegen vorsätzlichen Mordes verurteilt worden. Sie müssen jeweils dreimal lebenslänglich in Haft.

 In diesem Gebäude in Malatya ist es am 18. April 2007 zum Mord an den drei Christen gekommen.

In diesem Gebäude in Malatya ist es am 18. April 2007 zum Mord an den drei Christen gekommen.

Foto: dpa, ko_hh_gk tba

Das Gericht in der ostanatolischen Stadt Malatya befand die Haupttäter am Mittwoch des vorsätzlichen Mordes für schuldig. Das teilte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mit. Die fünf Männer waren angeklagt, im April 2007 in Malatya den damals 46-jährigen Deutschen Tilmann Geske und zwei zum Christentum übergetretene Türken getötet zu haben.

Die Opfer waren damals in den Räumen eines kleinen Bibelverlags an Stühle gefesselt und misshandelt worden. Dann schnitten ihnen die Täter die Kehlen durch. Medienberichten zufolge hatten die Angreifer die Christen beschuldigt, Muslime missionieren zu wollen.

Die später Angeklagten waren noch am Tatort festgenommen worden und gestanden die Tat. Als Grund nannten sie religiös-nationalistische Motive. Zum Zeitpunkt der Tat waren sie 19 oder 20 Jahre alt.

14 Verdächtige wurden freigesprochen

Insgesamt waren 21 Verdächtige angeklagt worden. Am Mittwoch wurden aus dieser Gruppe ein Oberst zu 13 Jahren und neun Monaten Haft sowie ein Major zu 14 Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Das Gericht sprach sie der Dokumentenfälschung und des Geheimnisverrats schuldig, wie Anadolu meldete.

In welchem Zusammenhang diese Taten mit dem Mord standen, ging nicht aus der Meldung hervor. Die verbliebenen 14 Verdächtigen wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA freigesprochen.

Knapp sieben Jahre nach der Tat waren die fünf Hauptbeschuldigten aus der Untersuchungshaft entlassen worden, was von christlichen Gruppen kritisiert worden war. Grund war der Erlass eines Gesetzes, das die maximale Untersuchungshaft von zehn auf fünf Jahre begrenzte. Die fünf Männer wurden mit elektronischen Fußfesseln unter Hausarrest gestellt.

Insgesamt erstreckte sich das Gerichtsverfahren über 115 Prozesstage. Christen bilden in der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung der Türkei nur eine kleine Minderheit.

(sb/dpa)
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