Waldbrände in Russland breiten sich weiter aus Gefährlicher Smog über Moskau

Moskau (RPO). Die Wald- und Torfbrände in Russland bedrohen eine der wichtigsten Atomanlagen des Landes und sind längst nicht alle unter Kontrolle. Die Hauptstadt Moskau litt am Mittwoch unter dem bislang schlimmsten Smog, die Stadtverwaltung warnte vor Gesundheitsgefahren. Die Zahl der Todesopfer stieg nach offiziellen Angaben auf 48.

Sommer 2010: Russland kämpft gegen Feuer und Rauch
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Mehr als 400 neue Flammenherde seien im Laufe des vergangenen Tages entdeckt worden, teilte das Katastrophenministerium am Mittwoch mit. Damit lodern landesweit mehr als 900 Brände. Weitere 293 konnte die Feuerwehr den Angaben zufolge löschen. Katastrophenminister Sergej Schoigu räumte nach tagelangen gegenteiligen Beteuerungen der Behörden am Dienstag ein, einige Feuer seien außer Kontrolle.

Der stechende Smog in Moskau drang bis in die U-Bahn vor. Meteorologen erklärten, die Schadstoffbelastung habe über Nacht einen kritischen Wert erreicht und auch gesunde Menschen sollten sich vor dem Rauch schützen. Einwohner klagten über Reizungen der Augen und der Atemwege. Die 62-jährige Jadwiga Paschkowa sagte, sie sei am frühen Morgen aufgewacht und habe das Gefühl gehabt, zu ersticken.

Rund 400 Kilometer weiter östlich kämpften rund 2000 Soldaten und Rettungskräfte gegen einen Brand rund um die geheime Atomanlage Sarow. Die Situation sei angespannt, aber nicht kritisch, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Dmitri Bulgakow. Es gebe keinen Grund zur Sorga, sagte Bulgakow laut der Nachrichtenagentur ITAR-Tass. Sarow ist das wichtigste russische Zentrum für Nuklearforschung. Anwälte des 2006 mit Polonium vergifteten Agenten Alexander Litvinenko haben erklärt, das radioaktive Material sei in Sarow hergestellt worden.

Ranghohe Militärangehörige entlassen

Im Zusammenhang mit den verheerenden Waldbränden hat Präsident Dmitri Medwedew mehrere ranghohe Angehörige der Streitkräfte entlassen. Neben dem Chef der Marineflieger wurden am Mittwoch mindestens sieben weitere Offiziere gefeuert. Die Behörden hatten am Tag zuvor bestätigt, dass der Großteil eines Militärstützpunkts nahe Moskau niedergebrannt ist und etliche Ausrüstungsgegenstände zerstört wurden - Medienberichten zufolge bis zu 200 Flugzeuge und Hubschrauber.

Sollte sich so etwas wiederholen, werde er auf genau die gleiche Weise reagieren, erklärte Medwedew bei einem Treffen des nationalen Sicherheitsrats und sprach von krimineller Fahrlässigkeit.

Großaufgebot an Soldaten und Freiwilligen im Einsatz

Durch die Feuer wurden bereits zahlreiche Wälder und Dörfer im Westen Russlands zerstört. Ein Großaufgebot an Soldaten und Freiwilligen hilft rund 10.000 Feuerwehrleuten dabei, die Flammen in mehr als ein Dutzend westrussischen Provinzen unter Kontrolle zu bringen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte nach eigenen Angaben in mehreren Regionen wegen Fahrlässigkeit. Präsident Dmitri Medwedew kündigte am Mittwoch eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats an, um um strategische militärische Einrichtungen besser zu schützen.

Russland leidet seit Wochen unter einer Hitzewelle und Dürre. Der Juli war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren, und auch in den kommenden Tagen sollen die Temperaturen bis zu 38 Grad Celsius erreichen.

(apd/felt)
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