Ein Jahr nach Tod des Dikators Gaddafi-Sohn angeblich bei Gefecht getötet

Tripolis/Istanbul · Vor einem Jahr wurde Libyens Langzeit-Diktator Gaddafi getötet. In einer seiner letzten Hochburgen, der Wüstenstadt Bani Walid, wird heftig gekämpft. Dabei kommt auch ein Gaddafi-Sohn ums Leben, meldet das Fernsehen.

Gesetzlosigkeit in Libyen
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Genau ein Jahr nach dem Tod des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi soll sein Sohn Chamis getötet worden sein. Das berichtete der Fernsehsender Libya TV am Samstag. Den Angaben zufolge starb der Sohn, der bereits während des Bürgerkrieges im vergangenen Jahr totgesagt worden war, bei einem Gefecht zwischen Milizionären in der Stadt Bani Walid. Der 29 Jahre alte Gaddafi-Sohn hatte während der Herrschaftszeit seines Vaters eine Brigade der Regimetruppen kommandiert.

Ein Reporter des TV-Senders, der bei dem Gefecht in Bani Walid verletzt worden war, sagte, er habe die Leiche von Chamis al-Gaddafi mit eigenen Augen gesehen. Der stellvertretende Ministerpräsident Mustafa Abu Schagur erklärte in der Nacht über den Kurznachrichtendienst Twitter, die Leiche sei in ein Krankenhaus in der Stadt Misrata gebracht worden. Bani Walid hatte 2011 zu den letzten Hochburgen der Truppen des Regimes von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi gehört.

Der Diktator war am 20. Oktober 2011 in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und getötet worden. Milizen aus der Küstenstadt Misrata, die formell dem Verteidigungsministerium unterstehen, waren mit Gewalt nach Bani Walid vorgedrungen, um - wie sie selbst sagten - mutmaßliche Verbrecher festzunehmen.

Gaddafi-Sprecher angeblich festgenommen

Gaddafis ehemaliger Sprecher Moussa Ibrahim wurde nach Angaben aus dem Kabinett vom Samstag in Tarhouna, 70 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis, gefasst. Er war Sprecher des Gaddafi-Regimes während der Zeit des Bürgerkriegs. Moussa Ibrahim sei nach Tripolis gebracht, wo er vernommen werden soll. Nach Angaben eines Reporters des Senders Al-Dschasira wurde Ibrahim gefasst, als er aus Bani Walid fliehen wollte.

Ibrahim bestritt die Festnahme in einer Tonaufnahme im Internet. In der Aufnahme, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnte, sagt ein Mann, der sich als Mussa Ibrahim vorstellt: "Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der NATO gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben." Dort würden selbst Frauen und Kinder getötet. Er selbst befinde sich gar nicht in Libyen.

Die Armee begann am Samstag mit Angriffen auf Milizen in der Wüstenstadt Bani Walid. Bei den heftigen Kämpfen kamen nach Angaben arabischer Nachrichtensender neun Menschen ums Leben, mehr als 120 wurden verletzt. Die 180 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegene Stadt wird seit zwei Wochen von Milizen belagert, die Befehle aus der Stadt Misrata erhalten.

Grund für den aktuellen Konflikt war die Entführung eines jungen Mannes aus Misrata, der am 20. Oktober 2011 das Versteck Gaddafis in Sirte entdeckt hatte. Omran Schaaban war vor einigen Wochen angeschossen, nach Bani Walid verschleppt und dort gefoltert worden. Er starb nach seiner Freilassung im Krankenhaus an den Folgen der schweren Misshandlungen.

Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff reiste am Samstag nach Libyen. Dort wollte er den Abschlussbericht der von ihm geleiteten EU-Wahlbeurteilungsmission vorstellen. Lambsdorff will in dem nordafrikanischen Land unter anderem Premierminister Ali Seidan treffen, der vor einigen Tagen gewählt wurde und jetzt eine Regierung bilden soll.

(dpa/AFP)
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