Abzug der örtlichen Polizei Friedliche Proteste - In Ferguson ist Ruhe eingekehrt

St. Louis · Der Abzug der örtlichen Polizei aus der US-Kleinstadt Ferguson zeigt Wirkung. In der Nacht zum Freitag blieben die Proteste friedlich. Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen Teenager kam es auch in anderen Städten in den USA zu Kundgebungen.

US-Kleinstadt Ferguson: Proteste nach tödlichem Polizeieinsatz
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US-Kleinstadt Ferguson: Proteste nach tödlichem Polizeieinsatz

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Foto: dpa, uw

Die Proteste gegen den tödlichen Polizeieinsatz in der US-Kleinstadt Ferguson sind in der Nacht zum Freitag ohne neue Gewalt verlaufen. US-Medien sprachen von einer friedlichen Nacht in der 21 000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat Missouri, nachdem Gouverneur Jay Nixon die örtliche Polizei nach tagelangen Auseinandersetzungen mit Demonstranten abzog und durch die Polizei des Bundesstaates ersetzte.

Anders als in den Tagen zuvor wurde auch auf den Einsatz gepanzerter Fahrzeuge verzichtet. Diese Schritte führten wie erhofft zu einer Deeskalation. In vielen anderen Städten in den USA kam es zu Solidaritätskundgebungen.

Die Polizei der Stadt Ferguson, die unweit der Metropole St. Louis liegt, war in den vergangenen Tagen mehrfach für ihr hartes Vorgehen kritisiert worden. Nachdem ein weißer Polizist am Samstag einen schwarzen Teenager erschossen hatte, kam es in folgenden Nächten zu Protesten, Plünderungen und Festnahmen.

Zunächst hatten die Polizisten sich zurückgehalten, dann gingen sie aber schwer bewaffnet und auch mit Tränengas und Rauchbomben vor, um Proteste aufzulösen. Auch Gummigeschosse wurden eingesetzt. Journalisten wurden schikaniert oder von der Berichterstattung abgehalten. Mindestens zwei Reporter wurden gewaltsam festgenommen.

Aufruhr in St. Louis nach tödlichen Polizeischüssen
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Aufruhr in St. Louis nach tödlichen Polizeischüssen

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Mehrfach war von Verstößen gegen die Pressefreiheit die Rede. Polizeichef Tom Jackson gestand später ein, dass sich Polizei nicht gut verhalten habe.

Der 18-jährige Michael Brown soll Polizeiangaben zufolge seinen Todesschützen am Samstag bei einer Auseinandersetzung in sein Dienstfahrzeug gedrängt haben. Augenzeugen hatten dagegen berichtet, der Jugendliche habe sich kurz vor seinem Tod ergeben und die Hände in die Höhe gehalten. Brown sei unbewaffnet gewesen.

Die Polizei hat sich bislang geweigert, den Namen des Polizisten bekanntzugeben. Sie argumentierte, dies geschehe zum Schutz des Polizisten. Nach Angaben des Fernsehsenders, erwägt die Polizei die Bekanntgabe des Namens "in den kommenden Tagen".

Die sogenannte "Highway Patrol", die nun in Ferguson im Einsatz ist, überwacht vor allem den Verkehr, ermittelt aber auch bei Straftaten wie Mord und Diebstahl. US-Justizminister Eric Holder teilte mit, Plünderungen seien nicht hinnehmbar. Zugleich müsse die Polizei darauf hinwirken, die Lage zu entspannen und nicht anzuheizen. Der Einsatz militärischer Ausrüstung und Fahrzeuge sende eine widersprüchliche Botschaft, die ihn zutiefst besorge. Friedliche Protestierer müssten demonstrieren und Journalisten ungestört arbeiten können, teilte Holder mit. Zuvor hatte bereits Präsident Barack Obama alle Beteiligten zur Ruhe aufgerufen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die harte Hand der örtlichen Polizei in Ferguson. Die Polizei müsse aufhören, friedliche Demonstranten und Journalisten einzuschüchtern, hieß es in einer Mitteilung der Organisation vom Donnerstag.

Die ungewöhnlich schwere Bewaffnung der Polizei in Ferguson ist kein Einzelfall. Polizeistationen können sich dank eines Programms des Verteidigungsministeriums kostenlos militärische Ausrüstung zulegen.

Das sogenannte 1033-Programm ermöglicht den kostenfreien Transfer überschüssigen Materials vom Pentagon an die Polizei in Gemeinden und Bundesstaaten. Darunter sind schwere Waffen wie Granatwerfer und gepanzerte, gegen Landminen geschützte Fahrzeuge, die auch in Ferguson zum Einsatz kamen. Seit Beginn des Programms im Jahr 1997 ist laut Pentagon Ausrüstung im Wert von mehr als 4,3 Milliarden Dollar (3,2 Mrd Euro) abgegeben worden.

(dpa)
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