Hauseinsturz in Bangladesch Frau nach 17 Tagen aus Trümmern gerettet

Savar · 17 Tage nach dem Einsturz eines Geschäftshauses in Bangladesch haben Retter eine Frau lebend aus den Trümmern gezogen. Mit Handsägen befreiten Helfer die Frau aus dem Schutt an der Unglücksstelle.

Das Wunder von Dhaka: Rettung nach 17 Tagen unter Trümmern
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Fast zweieinhalb Wochen nach dem Fabrikeinsturz in Bangladesch haben Einsatzkräfte noch eine Überlebende befreit. Aufnahmen lokaler Fernsehsender zeigten, wie Helfer die Frau am Freitagnachmittag heraustrugen und in einen Krankenwagen brachten. Die Textilarbeiterin hatte 16 Tage unter dem Trümmerberg überlebt, aus dem bislang mehr als 1000 Leichen geborgen wurden. Die Frau heiße Reshma Begum und werde nun auf der Intensivstation behandelt, sagte Oberstleutnant Emran Hossain.

"Als ich rief, ob da drinnen noch jemand am Leben sei, antwortete sie und bat um Hilfe", sagte Major Moazeem. Daraufhin sei sofort der Einsatz schwerer Maschinen wie Bagger und Kräne eingestellt worden.
"Sie war in einer Lücke im Keller gefangen", sagte er, habe sich aber bewegen können. Eine knappe Stunde dauerte es, bis die Retter mit Hammern, Handbohrern und Sägen zu ihr vorgedrungen waren. Dann reichten sie ihr Wasser und Kekse.

Als das achtstöckige Geschäfts- und Fabrikgebäude in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka am 24. April in sich zusammenstürzte, wurden fast 2500 Menschen verletzt. Zahlreichen Menschen mussten Hände oder Füße amputiert werden, um sie aus den Trümmern befreien zu können.

Die bislang letzte Überlebende hatten die Einsatzkräfte am 28. April gefunden, vier Tage nach der Katastrophe. Die Textilarbeiterin konnte jedoch nicht gerettet werden, weil beim Versuch, sie zu befreien, ein Feuer ausgebrochen war. Wahrscheinlich hatte in den Fabriken genähte Kleidung Feuer gefangen, als die Retter Metallstangen durchsägen wollten und Funken dabei sprühten.

Nach Angaben des Zentrums für Katastrophenmanagement bargen die Rettungskräfte bis Freitag 1043 Leichen aus den Trümmern des Gebäudes. Die meisten Toten sind Frauen, die in den Textilfabriken in den oberen Stockwerken des Hauses Kleidung nähten. Der Einsturz ist der schlimmste Fabrikunfall in der Geschichte des Landes.

Millionen arbeiten in der Textilsparte

In dem Niedriglohnland ist die Textilindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig. Millionen Menschen, vor allem Frauen, nähen in Tausenden Fabriken. Wegen mangelnder Feuer- und Sicherheitskontrollen kommt es immer wieder zu fatalen Unfällen und Bränden, bei denen Arbeiter sterben.

Nach einem schweren Brandunglück mit 112 Toten im November und dem Fabrikeinsturz vor zweieinhalb Wochen diskutieren Behörden, Nichtregierungsorganisationen und Textilunternehmen über die Zukunft der Industrie in Bangladesch. Die lokalen Produzenten fürchten, dass die Auftraggeber, die vor allem aus Europa und den USA kommen, dem Land den Rücken kehren könnten.

Die Behörden ließen bereits 18 gefährdete Fabriken schließen. Die Regierung will außerdem 200 Fabrikinspektoren einstellen, die die Sicherheit von Gebäuden überprüfen und gefährdete Fabriken umsiedeln sollen.

(dpa/jco/felt/nbe)
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