Wie kann das passieren? Facebook-Algorithmus sperrt Seite von französischer Gemeinde Bitche

Paris · Die französische Gemeinde Bitche wird zum Opfer des Facebook-Algorithmus - wegen einer Verwechslung. Wochenlang war die Seite gesperrt. Der Bürgermeister der 5000-Seelengemeinde lud daraufhin Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich nach Bitche ein.

Plötzlich war Bitche verschwunden. Das Social-Media-Netzwerk Facebook hatte den Account der kleinen Stadt im Département Moselle am 19. März von heute auf morgen einfach gesperrt. Jeder Franzose selbst mit rudimentären Englischkenntnissen erahnt den Grund: Für den Algorithmus von Facebook klang „Bitche“ wohl ein bisschen zu sehr nach dem englischen Schimpfwort „Bitch“ (Schlampe).

Doch der Internetgigant hatte nicht mit der Hartnäckigkeit von Benoît Kieffer gerechnet. Der Bürgermeister der französischen 5000-Seelengemeinde legte natürlich sofort Einspruch ein, musste allerdings die Erfahrung machen, dass es ziemlich kompliziert bis unmöglich ist, bei Facebook einen menschlichen Ansprechpartner zu finden. Erst nach mehrmaligen Nachhaken wurde ihm schnöde mitgeteilt, dass die Seite gegen die geltenden Nutzungsbestimmungen verstoße. Der Politiker konnte es nicht fassen und ließ nicht locker.

Um weiter auf Facebook präsent zu sein, ersann er sogar eine List, um den gnadenlosen und offensichtlich etwas dummen Algorithmus auszutricksen. Benoît Kieffer legte ein neues Konto an mit dem nichtssagenden Namen „Mairie57230“ (Rathaus57230), der Postleitzahl von Bitche. Das braucht er nun allerdings nicht mehr. Denn seit Dienstag ist „Ville de Bitche“ wieder online.

In einer Mitteilung auf Facebook schreibt der Bürgermeister nicht ohne Stolz, dass sich sogar Laurant Solly, der Franreich-Chef des Unternehmens, bei ihm für die Unannehmlichkeiten entschuldigt habe. Benoît Kieffer ist natürlich zufrieden, wundert sich aber, dass der Konzern fast vier Wochen benötigt hat, um den Fehler zu korrigieren und beklagte einen „Mangel an Menschlichkeit“ in den sozialen Netzwerken. Allerdings ist der Bürgermeister kein nachtragender Mensch und lud kurzerhand Facebook-Chef Mark Zuckerberg zu einem Besuch nach Bitche ein, das für seine Zitadelle aus dem 17. Jahrhundert bekannt ist. Bei dieser Gelegenheit könnte er ihm auch die Geschichte der US-Soldaten erzählen, die das kleine Städtchen am Ende des zweiten Weltkrieges von den deutschen Truppen befreit hatten. Sie haben einen eigenen Ehrentitel: Sons of Bitche!

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