Streit um Fangrechte Französische Fischer kreuzen aus Protest vor Jerseys Hafen

London · Französische Fischer haben ihren Protest im Streit um Fangrechte mit Großbritannien vor die Küste der Kanalinsel Jersey getragen. Die EU ruft zur Ruhe auf, wirft London aber vor, das Nach-Brexit-Handelabkommen nicht einzuhalten.

 Französische Fischerboote blockieren den Hafen, so dass Fischerboote aus Jersey nicht auslaufen können. Nach dem Ausscheiden der Briten aus der EU war es zu einem Streit über Gesamtfangmengen und deren Aufteilung gekommen.

Französische Fischerboote blockieren den Hafen, so dass Fischerboote aus Jersey nicht auslaufen können. Nach dem Ausscheiden der Briten aus der EU war es zu einem Streit über Gesamtfangmengen und deren Aufteilung gekommen.

Foto: dpa/Gary Grimshaw

Rund 50 Fischkutter kreuzten am Donnerstag vor St. Helier, fuhren in den Hafen und feuerten Leuchtgeschosse ab. Die EU rief zur Ruhe auf und warf der britischen Regierung zugleich vor, nicht die im Nach-Brexit-Abkommen vereinbarten Abmachungen einzuhalten.

Der Leiter einer Interessengemeinschaft von Fischern in der Normandie, Dimitri Rogoff, sagte, die Aktion sei keine Blockade gewesen. „Das ist kein kriegerischer Akt“, erklärte er in einem Telefoninterview. „Das ist ein Akt des Protestes.“ Ein Fischer von Jerey sagte zum Anblick der französischen Fischerboote: „Es war wie eine Invasion.“ Als er am Morgen vom Ufer auf See hinaus geschaut habe, „war es wie ein Meer aus roten Lichtern und Leuchtgeschossen“, die bereits draußen auf See hochgegangen seien.

Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU sehen französische Fischer den Zugang zu Fanggründen um die Kanalinseln Jersey und Guernsey reduziert. Die Inseln liegen näher am französischen Festland als an Großbritannien.

Großbritannien hat in dem Streit zwei Patrouillenboote zu den Kanalinseln entsandt. Frankreich zog am Donnerstag nach und schickte ebenfalls zwei Küstenwachboote auf Patrouille in dem Gebiet.

In Großbritannien, wo am Donnerstag in England, Schottland und Wales Regional- und Kommunalwahlen stattfanden, war der Fischereistreit ein großes Medienthema. Die Auseinandersetzung begann mit einer Anordnung der Behörden Jerseys, die französischen Fischern auftrug, ihre bisherigen Fänge aufzulisten, um neue Lizenzen zu bekommen.

Der Präsident der Vereinigung der Jersey-Fischer, Don Thompson, sprach sich dafür aus, den französischen Fischern bei den verlangten Lizenzanträgen mehr Zeit zu geben. Nicht in Frage komme aber, dass die Lizenzen ohne Bedingungen erteilt würden. Wenn den französischen Fischern Dokumente und Nachweise für ihre Anträge fehlen sollten, „dann müssen sie sich halt an ihre Regierung wenden und nicht Jersey belagern“.

Frankreich reagierte gereizt und drohte, Jersey den Strom abzustellen. Die Kanalinsel bezieht über Unterseekabel den größten Teil ihrer Elektrizität aus Frankreich. Die Ministerin für Maritime Angelegenheiten, Annick Girardin, sagte, Frankreich werde Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, sollte Jersey die Ausstellung von Fanglizenzen für französische Fischer verzögern, wie sie im Nach-Brexit-Abkommen vereinbart worden seien.

(lha/dpa)
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