Zweite Attacke innerhalb weniger Tage Frankreich rätselt über Soldatenmorde

Paris · Der Täter fuhr am helllichten Nachmittag vor, stieg in aller Ruhe von seinem Motorroller und feuerte gezielt mehr als ein dutzend Mal auf die drei Soldaten. Dann flüchtete der schwarz gekleidete Mann, der seinen Helm nicht abnahm, unerkannt aus der südfranzösischen Kleinstadt Montauban. Nun steht ganz Frankreich unter Schock: Zwei Soldaten sind tot, einer schwebt in Lebensgefahr und erst am vergangenen Sonntag war ein weiterer Fallschirmjäger unter ähnlichen Umständen getötet worden. Fieberhaft sucht die Polizei nach dem Täter, selbst ein Terrorakt wird nicht ausgeschlossen.

Mehrere französische Soldaten sind gezielt getötet worden
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Mehrere französische Soldaten sind gezielt getötet worden

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"Es gab den Willen, um jeden Preis zu töten, und das lässt es einem kalt den Rücken herunterlaufen", sagt die Bürgermeisterin von Montauban, Brigitte Barèges. Es fehle jegliche Erklärung. Der Täter könne nicht nur "ein Kleinkrimineller" aus einer Vorstadt gewesen sein. Mit Blick auf die 24, 26 und 28 Jahre alten Soldaten, die am Donnerstagnachmittag in der Nähe ihrer Kaserne niedergeschossen worden waren, berichtet sie: "Das waren Jungs ohne Vorstrafen." Die Lebensgefährtin eines der Opfer sei im siebten Monat schwanger.

Der Täter soll extrem kaltblütig vorgegangen sein und hatte es offenbar gezielt auf die Soldaten abgesehen, die in Uniform in einem Geschäftsviertel von Montauban unterwegs waren. Die Soldaten hätten zum Geldautomaten gehen wollen, weil sie sich eine Cola kaufen wollten, erzählt Pascal Paga, der Besitzer einer Bäckerei neben dem Tatort: "Eine ältere Person wartete hinter den Soldaten, um Geld abzuheben. Der Mörder hat sie zur Seite geschoben, um die Soldaten zu erschießen."

Ein Augenzeuge berichtet, einer der Soldaten habe sich am Boden liegend noch bewegt; daraufhin sei der Täter zurückgegangen und habe gezielt noch dreimal auf ihn gefeuert.

Die drei Soldaten gehörten zum 17. Fallschirmjäger-Regiment, das in Montauban stationiert ist. Die unter anderem auf Häuserkampf und Minen-Entschärfung spezialisierte Einheit kommt regelmäßig im Ausland zum Einsatz, in den vergangenen Jahren mehrfach auch in Afghanistan.

Auch der am Sonntag im rund 50 Kilometer entfernt gelegenen Toulouse erschossene Fallschirmjäger war bei einer Einheit, die für Afghanistan eingesetzt wird. Der 30-Jährige war selbst allerdings nie am Hindukusch, sondern im Tschad und in der Elfenbeinküste. Der Soldat war in Zivil unterwegs, als er per Kopfschuss ebenfalls von einem Motorradfahrer niedergestreckt wurde - und ebenfalls am helllichten Tag auf offener Straße.

Gleiches Kaliber bei den Taten

Klar war am Freitag zunächst nur, dass das Kaliber der Waffe von Montauban mit dem übereinstimmte, das auch in Toulouse verwendet wurde. Weitere Untersuchungen sollten klären, ob die Waffe identisch ist. Dazu kommt, dass in beiden Fällen der Täter auf einem Motorrad unterwegs war, denn der Motorroller von Montauban vom Typ Yamaha T-Max ist eine eher schwere Maschine. Drei der Opfer waren nordafrikanischer Abstammung, der in Montauban schwer verletzte Soldat ist Schwarzer, wie es in Ermittlerkreisen hieß.

Sämtliche Polizeieinheiten im Raum um die Großstadt Toulouse waren am Freitag im Einsatz, um den Täter aufzuspüren - auch die Anti-Terror-Abteilung, was bei Taten solchen Ausmaßes allerdings nicht ungewöhnlich ist. Dennoch ließ Verteidigungsminister Gérard Longuet aufhorchen, der am Donnerstagabend nach Montauban geeilt war. Auf die Frage nach einem terroristischen Hintergrund der Tat sagte er, dass "alle Spuren" verfolgt werden müssten.

Außenminister Alain Juppé hob dann am Freitag rasch hervor, dass es bisher "keinerlei Beweise oder Hinweise" gebe, dass der Vorfall mit dem Einsatz in Afghanistan zusammenhänge. Präsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor schon gesagt, es handele sich zweifellos um Mord, aber die Umstände lägen im Dunkeln. Und Verteidigungsminister Longuet versicherte, dass wohl nicht insgesamt die französische Armee das Ziel sei: "Ich denke nicht - ich hoffe es nicht."

(AFP)
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