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Kontroverse in Frankreich Polizei verhört Kind wegen islamistischer Parolen

Nizza · Das Verhör eines achtjährigen Jungen auf einer Polizeistation hat in Frankreich eine heftige Kontroverse ausgelöst. Das Kind soll durch radikalislamische Äußerungen in der Schule aufgefallen sein.

Chronologie des Terrors von Paris
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Foto: afp, tlr/ab

Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem verteidigte am Donnerstag die Schule, die den Jungen und seinen Vater bei der Polizei angezeigt hatte. Die Familie erstattete wiederum Anzeige gegen den Schuldirektor, der den Jungen geohrfeigt und dessen Kopf gegen eine Tafel geschlagen haben soll.

Der Achtjährige war am Mittwoch in einem Kommissariat der südfranzösischen Stadt Nizza eine halbe Stunde lang vernommen worden, weil er nach dem islamistischen Anschlag auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris in seiner Schule mit radikalen Äußerungen aufgefallen war. Der Junge soll unter anderem gesagt haben "Ich bin an der Seite der Terroristen" und soll sich geweigert haben, an der Schweigeminute zum Gedenken an die zwölf Todesopfer des Anschlags teilzunehmen.

"Angesichts des derzeitigen Kontextes hat der Schuldirektor entschieden, die Polizei zu informieren", sagte Polizeichef Marcel Authier. "Wir haben das Kind und seinen Vater vorgeladen um zu verstehen, wie ein achtjähriger Junge so radikale Äußerungen von sich geben kann." Der Junge habe aber "offenbar nicht verstanden, was er selbst gesagt hat", betonte der Polizeichef. "Wir wissen nicht, wo er solche Äußerungen hernimmt."

Bildungsministerin Vallaud-Belkacem bescheinigte der Schule, dass sie sich "richtig verhalten" habe. Ihre Arbeit der pädagogischen und sozialen Begleitung sei "zweckdienlich". Zuvor hatte allerdings der Staatssekretär der sozialistischen Regierung für Reformen des Staates, Thierry Mandon, vor zu weitgehenden Reaktionen gewarnt. "Die Familie muss verhört werden, nicht das Kind", sagte er.

Der Anwalt der Familie, Sefen Guez Guez, zeigte sich "schockiert" über die Vorladung des Jungen in ein Polizeikommissariat. Der Vater verteidigte seinen Sohn und hob hervor, dieser habe "unüberlegt" gehandelt und sich entschuldigt. Im Beisein des Schuldirektors habe er zu ihm gesagt, die Attentate seien "eine Tat von Unmenschen, das ist keine Tat im Sinne des Islam". Der Schuldirektor hatte Anzeige gegen den Vater wegen "Eindringens" in die Schule und wegen "bedrohlicher Haltung" erstattet.

Das Kollektiv gegen Islamfeindlichkeit in Frankreich kritisierte das Vorgehen der Behörden scharf. "Der Vater und sein Sohn sind zutiefst schockiert über eine solche Behandlung, die die kollektive Hysterie aufzeigt, in die Frankreich seit Anfang Januar verfallen ist."

Nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" hatten Jugendliche an zahlreichen Schulen Frankreichs die Schweigeminute gestört. Die Regierung will verstärkt für Werte wie Freiheit und Toleranz werben und verhindern, dass Jugendliche sich radikalislamischen Ideen zuwenden. Zudem wurden in Frankreich in den vergangenen Wochen wiederholt Menschen wegen "Verherrlichung des Terrorismus" verurteilt, die Partei für die islamistischen Attentäter ergriffen hatten.

(AFP)
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