Sarre-Union Unbekannte schänden Hunderte Gräber auf jüdischem Friedhof

Paris · Nicht zum ersten Mal wird ein jüdische Friedhof im Elsass geschändet. Wieder werden zahlreiche Gräber entehrt - jetzt in besonders unruhigen Wochen mit Angriffen auf Juden in Paris und in Kopenhagen.

Frankreich: Hunderte Gräber auf jüdischem Friedhof geschändet
Foto: dpa, odietze tmk

Hunderte jüdische Gräber sind auf einem Friedhof im ostfranzösischen Sarre-Union geschändet worden. Das hat Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve am Sonntag in Paris mitgeteilt. In welcher Form die Gräber auf dem jüdischen Friedhof im Elsass entweiht worden sind, teilte Cazeneuve nicht mit.

Cazeneuve versicherte, dass keine Gewalt oder auf Hass begründete religiöse Intoleranz "unseren unzerstörbaren Willen wird brechen können, zusammen in Freiheit zu leben". Er hatte nach den Anschlägen in Kopenhagen am Sonntag die Opfer dort geehrt.

Regierungschef Manuel Valls verurteilte die Entweihung der Gräber in der elsässischen Niederrhein-Gemeinde als einen "schändlichen und antisemitischen Akt". Die Regierung werde alles tun, um die Verantwortlichen für diese Tat dingfest zu machen. Auch Staatspräsident François Hollande äußerte sich entrüstet. Er versprach, die Täter würden gefasst und bestraft werden.

Er könne alle diese antisemitischen Akte in ihren verschiedenen Formen nicht mehr ertragen, sagte Roger Cukierman, Chef der jüdischen Dachorganisation (Crif) in Frankreich. "Das haben wir am 9. Januar in Paris gesehen, am Samstag in Kopenhagen und heute im Elsass", so Cukierman.

Mit Blick auf den Appell von Israels Regierungschefs Benjamin Netanjahu an die europäischen Juden, nach Israel auszuwandern, sagte Frankreichs Präsident François Hollande, die Juden hätten "ihren Platz in Europa und besonders in Frankreich". Ähnlich äußerte sich Regierungschef Manuel Valls.

Er "bedauert" nach eigenen Worten die Äußerungen Netanjahus. Auch im Wahlkampf sei nicht jede Äußerung erlaubt. Er versicherte den französischen Juden die "Liebe" Frankreichs, die stärker sei als "Taten des Hasses".

Bei der islamistischen Angriffsserie in Paris waren am 9. Januar vier Juden bei dem Anschlag auf ein Geschäft mit koscheren Lebensmitteln getötet worden. Im vergangenen Jahr hatten die antisemitischen Aktionen und Drohungen in Frankreich massiv zugenommen.

Der jüdische Friedhof von Sarre-Union ist bereits zum dritten Mal geschändet worden. Im Jahr 1988 wurden etwa 60 jüdische Stelen dort umgeworfen und im Jahr 2001 mehr als 50 Gräber verwüstet.

(AFP)
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