Pompöse Militärparade erinnert an Ersten Weltkrieg( Frankreich feiert sich selbst

Paris · Verbündete und frühere Feinde in Reih und Glied: Mit einer pompös inszenierten Militärparade feiert Frankreich sich und seine Geschichte. Mit dabei sind auch Soldaten aus Deutschland und fast 80 anderen Ländern - um an den Ersten Weltkrieg zu erinnern.

Wenn Frankreich zum Nationalfeiertag Panzer rollen läßt
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Wenn Frankreich zum Nationalfeiertag Panzer rollen läßt

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Mit einer historisch einmaligen Militärparade zum französischen Nationalfeiertag haben Soldaten aus fast 80 Ländern an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert. Die Militärs beteiligten sich am Montag auf Einladung von Präsident François Hollande mit jeweils einem Fahnenträger und zwei Begleitern an dem traditionellen Aufmarsch auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées. Auch Deutschland war bei der pompös inszenierten Parade vertreten.

"Zehn Millionen Soldaten sind auf den unzähligen Schlachtfeldern getötet worden oder ihren Verletzungen erlegen. Wir sind ihnen Anerkennung schuldig", kommentierte Hollande die Zeremonie zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Dies gelte sowohl für die Alliierten als auch für die damaligen Gegner. Heute könnten Verbündete und frühere Feinde Seite an Seite marschieren und damit den Sieg des Friedens über den Krieg symbolisieren.

Im Ersten Weltkrieg standen sich unter anderem ein Bündnis aus Staaten wie England, Frankreich und Russland sowie auf der anderen Seite die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn gegenüber.
Am Ende der Kämpfe, die von August 1914 bis November 1918 in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien wüteten, hatte sich die politische Landkarte grundlegend verändert. Das Zarenreich wandelte sich nach der Oktoberrevolution 1917 in eine sozialistische Räterepublik, Rest-Österreich und das Deutsche Reich wurden parlamentarische Demokratien. Auch das Osmanische Reich zerfiel.

Neben Militär- und Regierungsvertretern hatte Hollande auch rund 250 Jugendliche aus am Krieg beteiligten Nationen zur Gedenkfeier eingeladen. Sie führten zum Abschluss der Parade als Zeichen des Friedens und der Versöhnung eine Tanz-Choreographie auf, bei der sie Dutzende weiße Tauben in den Himmel steigen ließen. Im Auftrag von Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte für Deutschland das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) vier junge Menschen für die Teilnahme ausgewählt.

Hauptteil der Militärparade war zuvor der Aufmarsch von 3752 französischen Soldaten und die Präsentation von 285 Fahrzeugen und 241 Reitern gewesen. Dazu flogen Dutzende Militärflugzeuge und Hubschrauber Formationen und versprühten die Nationalfarben am Himmel. "Ich bin stolz auf das Vaterland", kommentierten zahlreiche Franzosen die Bilder von der Parade im Internet.

In einem TV-Interview zum Nationalfeiertag warb Hollande wenig später für Vertrauen in seine Politik und versprach neue Steuersenkungen und weitere Reformanstrengungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Das bislang nicht eingelöste Versprechen einer Trendwende bei den Rekordarbeitslosenzahlen im Land bezeichnete er hingegen als Fehler.
Laut Umfragen ist Hollande der unbeliebteste Staatschef in der jüngeren Geschichte Frankreichs. Lediglich jeder vierte Franzose traute ihm zuletzt noch zu, die Probleme des Landes in den Griff zu bekommen.

Der französische Nationalfeiertag am 14. Juli erinnert an die Austragung des Föderationsfestes im Jahr 1790 und den "Sturm auf die Bastille" durch Revolutionäre ein Jahr zuvor. Das Gefängnis in Paris galt als Sinnbild königlicher Tyrannei.

(dpa)
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